Wenig Bedarf für die Haltestelle Lindenholz
Gutenburg erhalten, Lindenholz eher nicht: Dies ergab in der Gemeinde Madiswil bei der betroffenen Bevölkerung die Umfrage des Gemeinderats nach dem Bedarf dieser beiden BLS-Haltestellen mit «Halt auf Verlangen». Beide sind verhältnismässig schwach frequentiert. Saniert müssten sie aber dennoch werden, um den aktuellen Vorschriften zu entsprechen. Am Donnerstag, 15. August, 20 Uhr, findet diesbezüglich in Leimiswil eine Informationsveranstaltung statt.
Madiswil · «Vier Bahnhöfe auf einer Strecke von 4,3 km – da muss man sich die Frage stellen, ob wirklich noch für alle der Bedarf besteht», sagt der zuständige Gemeinderat Ulrich Werren auf Anfrage des «Unter-Emmentaler». Denn ob Haltestelle oder Bahnhof – die aktuellen Vorschriften müssen überall umgesetzt werden. Insbesondere heisst dies, höhere und längere Perrons zu bauen, damit auch Rollstuhlfahrende selbstständig in den Zug steigen können. Zudem müssen die Perrons künftig lange genug sein, damit eine Zugskomposition mit einer Länge von bis zu 150 m halten kann. «Deshalb ist der Zeitpunkt gekommen, um den Bedarf abzuklären bevor viel Geld in Sanierungen gesteckt wird.»
Hohe Kosten für den Steuerzahler
So oder so sind die Bahnhöfe/Haltestellen für die Gemeinde Madiswil nicht «gratis». Für dieses ÖV-Dienstleistungsangebot leistet die Einwohnergemeinde jährliche Beiträge von rund 300 000 Franken an Steuergeldern. Allein für die Haltestelle Lindenholz sind es 60 000 Franken, für Gutenburg 2000 Franken.
Weil beide schlecht frequentiert sind, hat der Gemeinderat Madiswil beschlossen, den Bedarf für deren Erhalt abzuklären. Dazu führte er bei den betroffenen Einwohnern eine Umfrage durch. Rund um Gutenburg wurden 156 Fragebogen versandt. Der Rücklauf lag bei 57 %. Die Erhebung der 89 zurückgesandten Bogen ergab, dass die Haltestelle erhalten bleiben sollte (56 %). 43 % haben sich nicht geäus-sert, 2 % befürworten eine Schlies-sung. Bezüglich der Haltestelle Lindenholz lag der Rücklauf nur gerade bei 33 %. Von wuchtigen 68 % kam keine Rückmeldung. 16 % möchten sie erhalten, 14 % sprechen sich für eine Schliessung aus. Der grösste Teil der Betroffenen wohnt im entfernter gelegenen Leimiswil. Sprich, sie sind so oder so auf ein privates Transportmittel angewiesen.
Gelegenheit, sich zu äussern
Das mag das Desinteresse bezüglich der Umfrage erklären. Die Resultate lassen den Gemeinderat darauf
schliessen, dass die Haltestelle Gutenburg einem Bedürfnis entspricht, erhalten und deshalb weiterbetrieben werden sollte. Die Haltestelle Lindenholz ist dagegen in Frage gestellt, weshalb es der Gemeinderat vernünftig findet, sie zu schliessen.
Doch die Bevölkerung soll sich (nochmals) äussern dürfen. Dies kann sie an der Informationsveranstaltung am Donnerstag, 15. August, 20 Uhr, im Schulhaus Leimiswil tun. Die Zukunft der Haltestelle Lindenholz wird später auch ein Traktandum der Gemeindeversammlung Madiswil sein.
Mitwirkungsverfahren für Angebotskonzept beim Kanton
Das letzte Wort hat die Gemeindeversammlung allerdings nicht. Beschliesst diese die Schliessung der Haltestelle, kann der Gemeinderat einen entsprechenden Antrag an die Regionale Verkehrskonferenz stellen. Deren Aufgabe ist es, die Leistungen des öffentlichen Verkehrs beim Kanton zu beantragen. Beim Kanton ist zurzeit das Mitwirkungsverfahren für das Angebotskonzept des öffentlichen Verkehrs 2022 bis 2025 im Gange. Wichtiger Vorschlag für das obere Langetental ist die Einführung des durchgehenden Halbstundentakts. Die Schliessung der Haltestellen Lindenholz oder Gutenburg ist in der Mitwirkung nicht thematisiert. Laut Ulrich Werren würde Madiswil das Anliegen noch in die bis Ende September dauernde Mitwirkung einbringen, würde sich an der Informationsveranstaltung vom 15. August eine Mehrheit der Anwesenden für die Schliessung der Haltestelle Lindenholz äussern.
Gut zu wissen
Informationsveranstaltung am Donnerstag, 15. August, 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Schulhaus Dörfli, Leimiswil. Orientierung über das Ergebnis der Umfrage betreffend der Bedarfsabklärung der Haltestellen Lindenholz und Gutenburg. Der Gemeinderat nimmt Meinungen aus der Bevölkerung entgegen und beantwortet Fragen.
Von Liselotte Jost-Zürcher