Weniger enttäuscht als im Vorjahr
Der EHC Brandis hat letzte Woche das vorentscheidende Spiel im 1.-Liga-Final gegen Frauenfeld verloren. Damit haben die Emmentaler die Chance verpasst, im Final um den Amateurschweizermeistertitel zu spielen. Viel hat nicht gefehlt – und dennoch einiges.
Eishockey · Die Statistik spricht manchmal eben doch Bände: In vier Spielen während dem 1.-Liga-Final hat der EHC Brandis nur ein Powerplaytor erzielt. Und jenes entstand, als die letzte Partie gegen Frauenfeld bereits entschieden war und Brandis’ Chancen auf ein Weiterkommen gering waren. Zugleich kassierten die Hasle-Rüegsauer in derselben Anzahl Spiele aber mehrere Tore in Unterzahl, weshalb für Trainer Andreas Beutler klar ist: «Wenn es eng ist, sind die Special Teams entscheidend. Wir waren in Über- und Unterzahl zu schwach. Im Powerplay waren wir zu wenig ruhig, zu statisch und wir haben zu wenig geschossen.» Selbst bei mehrfachen Möglichkeiten in doppelter Überzahl gelangen Brandis die nötigen Torerfolge nicht, letztlich habe vielleicht auch ein typischer Powerplay-Spieler gefehlt. Gerade Frauenfeld habe mit viel Ruhe und Routine aufgetrumpft, «wir haben in unserem Team mehr Klasse bei fünf gegen fünf als im Powerplay», erklärte der Trainer weiter. Zur Schwäche habe vielleicht auch der eigene Plan geführt. Brandis hat bis zu den Weihnachten nämlich keine festen Powerplay- und Boxplayformationen gebildet und sich daher erst danach einspielen können. Was Absicht war, werde man auf nächste Saison hin womöglich wieder ändern, findet Beutler rückblickend. «Wir haben zuletzt zwar viel Powerplay geübt, vielleicht fehlte uns dennoch die Sicherheit.» Beutler gestand aber ohne zu zögern, dass die anderen Teams – Frauenfeld und Sion – in den Direktvergleichen schlicht besser waren.
Keine Punkte im Brünnli
Auffallend ist derweil, dass Brandis in seinen beiden Heimspielen punktlos blieb. Beutler sprach von einem gros-sen Druck vor dem Heimpublikum. Es ist eine Ausrede, die nur bedingt zählt. Brandis müsste eigentlich genügend Routiniers im Team haben, welche mit dieser Situation umgehen können müssen, letztlich zeigten sie auswärts, dass eigentlich mehr möglich gewesen wäre. Der Brandis-Trainer fand derweil aber auch, dass seine Spieler das eigene Leistungsmaximum nicht mehr erreichten. «Die Luft war nicht draussen, aber mental hatten wir wahrscheinlich Mühe.» Letztlich habe die Meisterschaft, in welcher die Emmentaler nur selten wirklich gefordert wurden, nicht alle Defizite aufgezeigt, im entscheidenden Moment habe Brandis schliesslich nicht alles abrufen können.
Hürden werden höher sein
Ändern wird das spätestens auf nächste Saison hin. Wenn die Emmentaler nämlich in der Swiss Regio League, der sogenannten «My Sports League», antreten, wird der Konkurrenzkampf deutlich grösser sein. Von einem Durchmarschieren dürfen die Fans in Hasle-Rüegsau nicht mehr ausgehen. «Die Hürden sind dann viel höher», findet auch Beutler. Nur schon die Playoffs zu erreichen, werde eine Herausforderung sein. Deshalb ist es durchaus schön, dass der EHCB zumindest die letzte Chance wahrgenommen hat, den Zentralmeistertitel zu gewinnen. Damit haben die Hasle-Rüegsauer schliesslich auch die offiziellen Ziele erreicht. «So kurz nach dem Saisonende bin ich dennoch enttäuscht. Aber die Niederlage im letztjährigen Final der Zentralschweizer Gruppe gegen Thun hat mich viel mehr geschmerzt, als das diesjährige Ausscheiden im Kampf um den Amateur-Schweizermeistertitel. Damals waren wir besser, das können wir jetzt nicht sagen.» Auch deshalb dürfe die Mannschaft früher oder später mit der Saison zufrieden sein. «Immerhin waren wir im Cup dabei, haben eine souveräne Qualifikation gespielt und den Titel gewonnen. Das Ziel, besser zu sein als im letzten Jahr, haben wir erreicht», sagt Andreas Beutler. Immerhin wird der Amateurschweizermeistertitel, den am Samstag Sion gewonnen hat, auch im nächsten Jahr wieder vergeben. Da ist es durchaus möglich, dass Brandis abermals ein Wort mitreden kann.
Von Leroy Ryser