• Im Moment arbeiten Michael Schär (Bild) und sein Vater Paul Schär noch gemeinsam, doch bald wird der 35-Jährige die Verantwortung gänzlich übernehmen. · Bild: Leroy Ryser

11.04.2023
Langenthal

Wenn die Nachfolge schrittweise Thema wird

Michael Schär soll dereinst in die Fussstapfen seines Vaters Paul treten und die Langenthaler Unternehmung Hector Egger Holzbau AG übernehmen. Die Vorbereitungen laufen seit Michael Schär im Jahr 2012 in die Firma eingetreten ist.

In diesem Jahr wird der «Unter-Emmentaler» auf seiner Abokarte Menschen zeigen, die in grosse Fussstapfen ihrer Eltern getreten sind. Als wir bei Michael Schär von der Hector Egger Holzbau AG dafür anfragen, stösst der «UE» auf offene Ohren. «‹Der Unter-Emmentaler› geniesst zwei Mal pro Woche ein klares Zeitfenster. Auch wenn ich keinen Kaffee trinke, dann lese ich den ‹UE› immer sehr gründlich durch.» Entsprechend helfe er auch gerne dabei, für den «UE» zu werben und dafür zu sorgen, diese Zeitung am Leben zu erhalten. «Ich schätze die regionale Berichterstattung. Ich erfahre gerne, was in anderen Gemeinden läuft», sagt Schär.
Ausserdem ist der 35-Jährige für das Thema «Fussstapfen» genau richtig, wird er doch seit Jahren von seinem Vater Paul als Nachfolger der Langenthaler Unternehmung aufgebaut. «Dass das so kommen würde, war aber lange nicht klar», erzählt Michael Schär. In seiner Kindheit habe er gerne gekocht, weshalb er während der Berufswahlphase als Bäcker und Koch zuerst geschnuppert hatte. «Als ich aber in den Ferien jeweils einen Ferienjob in der Produktion ausführen durfte, entstand mein Interesse am Beruf Zimmermann. Mein Vater hat mich nie dazu gedrängt – und das erzählt er immer gerne –, aber dennoch haben wir dann beide unseren Einstieg ins Berufsleben als Zimmermänner absolviert.»

Im Studium deutete sich Nachfolge an
Selbst in der Lehre sei eine allfällige Übernahme der Hector Egger Holzbau, die kurz nach der Jahrtausendwende von Paul Schär bei einem Management-Buy-out von dessen Vorgänger übernommen wurde, noch nicht in Stein gemeisselt gewesen. «Mein Vater sagte immer, dass ich mich zuerst beweisen müsse. Schliesslich gehe es um zahlreiche Arbeitsplätze.» Dazu gehörte auch, dass er die Lehre in einem anderen Unternehmen fernab der Hector Egger Holzbau absolvierte, später holte Michael Schär dann die Berufsmaturitätsschule nach und absolvierte das Bachelor-Studium zum Holzbauingenieur, ehe er im Jahr 2012 in die Hector Egger Holzbau einstieg. «Gegen Ende des Studiums hat es sich dann immer stärker herauskristallisiert, dass ich irgendwann seine Nachfolge antreten könnte», erinnert sich Michael Schär. Und darauf werde seither hingearbeitet.
So führt Michael Schär mittlerweile als CEO mehrere Tochtergesellschaften der Hector Egger Gruppe, die insgesamt gegen 200 Arbeitnehmende beschäftigt, ist zudem der Stellvertreter des Vaters und wird explizit in die Entscheidungen eingebunden. «Jeder führt einen gewissen Bereich, bindet aber den anderen in die wichtigen Entscheidungen immer mit ein. So haben wir wöchentliche Sitzungen oder sprechen uns beim Mittagessen ab – und zudem sind die Büros von uns gleich nebeneinander, sodass wir einander gut hören.» Er fühle sich und seine Meinung von seinem Vater denn auch respektiert, und auch wenn es in Einzelfällen Meinungsverschiedenheiten gebe, würde Vater Paul seine Meinung nicht stur durchsetzen. «Dabei wäre er in der Position, die ihm dies erlauben würde. Aber hier pflegen wir einen direkten, angenehmen und konstruktiven Umgang miteinander.»
Vorerst wird Paul Schär indes weiterhin als Leiter und Kopf der Organisation tätig sein – womöglich auch noch nach seiner Pensionierung im Jahr 2025, das werde dann erst noch genauer diskutiert. «Ich profitiere stark davon, dass er hier arbeitet. Meine politischen Engagements müsste ich abgeben, wenn ich von heute auf morgen die Firma alleine führen müsste», sagt der Langenthaler Gemeinderat. Klar freue er sich, irgendwann diese Verantwortung gänzlich übernehmen zu dürfen, gerade aktuell schätze er die Zusammenarbeit und die Hilfe seines Vaters enorm, die ihn darauf vorbereitet, die Führungsfunktion dereinst selbst zu tragen.
«Ich hatte das Glück, dass ich von meinem Vater nie unter Druck gesetzt wurde, seine Nachfolge anzutreten.» Dass es mittlerweile doch soweit kommen dürfte, wird laut Michael Schär von beiden geschätzt – und entsprechend werden die Fussstapfen bei der Familie Schär, bis es dann wirklich so weit kommt, noch in Teamarbeit zusammen ausgefüllt.

Von Leroy Ryser