Wenn die Zeit plötzlich stehen bleibt …
Der jüngste Business-Event führte die Teilnehmer der WIR-Gruppe Olten-Solothurn-Oberaargau (WIRSO) nach Huttwil zu Schär Uhren + Schmuck sowie in den Campus Perspektiven. Während bei Schär den rund 40 Besuchern unendlich viel Zeit zur Verfügung stand, wurde im Campus beim Referat von Holger Schimanke rasch klar, dass der Generation 50+ auf dem Arbeitsmarkt die Zeit davonzulaufen scheint …
Schwarzenbach/Huttwil · Im Leben eines jeden Menschen gibt es sie, die Momente, in denen man das Gefühl hat, die Zeit würde stehen bleiben. Dagegen lässt sich etwas unternehmen, haben sich die Verantwortlichen der WIR-Gruppe Olten-Solothurn-Oberaargau (WIRSO) gesagt und den neusten Business-Event diesem Thema gewidmet, der die Teilnehmer nach Huttwil führte. Bei Schär Uhren + Schmuck konnten die rund 40 Teilnehmer feststellen, dass hier im über 100-jährigen Betrieb reichlich Zeit zur Verfügung steht. Geschäftsführer Ruedi Schär und sein Stellvertreter Kurt Niederhauser gewährten einen Blick in das Unternehmen, das Adolf Schär, Grossvater des heutigen Inhabers, 1916 übernommen hat (vom damaligenUhrengeschäft Häsler).
Schmuck und Uhren für jedes Budget
Kurt Niederhauser erläuterte die Geschichte des Unternehmens, dem lange Jahre auch ein Optikergeschäft angeschlossen war, das dann im Jahre 2011 verkauft wurde.
Vor drei Jahren wurden die Räumlichkeiten vollständig renoviert und das Geschäft weiträumiger gestaltet. Der neue Laden wirkt modern, hell und freundlich. Hier finde man Schmuck und Uhren für jedes Budget, betonte Niederhauser. Bekannte Marken wie Swatch, RADO (Uhren) sowie Diadoro und Balmain (Schmuck) befinden sich neben vielen anderen im Sortiment. Für den einen oder andern Schmuck- und Uhrenliebhaber unter den WIRSO-Teilnehmern blieb deshalb bei Schär Uhren + Schmuck die Zeit buchstäblich stehen.
Dass einem die Zeit aber auch davonlaufen kann, das bekommt in der Arbeitswelt die Generation 50+ immer mehr zu spüren. Bei Umstrukturierungen, beim Abbau von Stellen, aber auch bei der fortschreitenden Digitalisierung gehören sie oft zu den Verlierern, die aussortiert werden.
«Schneller zum neuen Job durch Lohnverzicht?», stellte der Referent zu diesem Thema, Holger Schimanke, als provokative Frage in den Seminarraum beim Campus Perspektiven. Der Senior Consult/Partner bei Schluchter, Licci & Partner (Basel, Zürich und Zug) wies darauf hin, dass jüngst sowohl von Chefökonomen wie auch vom Schweizerischen Arbeitgeberverband mehrfach die Forderung gestellt wurde, dass «ältere Arbeitnehmende bereit sein sollten, auf einem tieferen Lohnniveau eine Stelle anzutreten.»
Schimanke bestätigte, dass in der aktuellen Arbeitswelt die Vorbehalte gegen ältere Mitarbeitende immer noch gross seien. Dabei würden Argumente vorgebracht wie «sie kosten zu viel, sie seien zu wenig flexibel und damit nicht wettbewerbsfähig, die Offenheit für Neues fehle, die Belastbarkeit nehme ab und der Wissenstand sei veraltet». Verstärkt würden diese Vorurteile durch die Trends hin zur Globalisierung und Digitalisierung.
In diesem Zusammenhang wies der Referent darauf hin, dass bereits Albert Einstein gesagt habe: «Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.»
Mit 50+ erfolgreich im Arbeitsmarkt
Erfolg am Arbeitsmarkt könnten allerdings auch über 50-Jährige haben, ist Holger Schimanke überzeugt. Den Anwesenden präsentierte er dazu einige Beispiele aus seiner Tätigkeit bei Schluchter, Licci & Partner, die ältere Arbeitnehmende betreuen, coachen und vermitteln. Unter den Beispielen befanden sich mehrere Personen, die im fortgeschrittenen Alter neue Arbeitsstellen mit mehr Verantwortung und höherem Lohn fanden. Vier Erfolgsfaktoren nennt Schimanke, um als Person 50+ nach erfolgter Kündigung im Arbeitsmarkt wieder erfolgreich Fuss fassen zu können. Der erste Punkt betreffe die Kommunikation. Diese müsse trotz der schwierigen Situation stets positiv gestaltet sein. «Opfer haben auf dem Arbeitsmarkt keine Chance», betonte Schimanke und wies darauf hin: «Positive Menschen übernehmen Verantwortung, negative suchen Schuldige.»
Der zweite Erfolgsfaktor betreffe das persönliche Netzwerk. Stellensuchende würden oft die Bedeutung der persönlichen Kontakte unterschätzen. «Doch gemäss aktuellen Statistiken finden über 45 Prozent einen neuen Job über ihr persönliches Netzwerk», erwähnte der Referent, der deshalb überzeugt, ist, dass Netzwerken mittlerweile zu den wichtigsten Tätigkeiten in der Arbeitswelt, aber auch im privaten Bereich, zählt.
Als dritten, wichtigen Faktor nennt Schimanke die Balance der eigenen Ressourcen. «Stellensuche darf kein Fulltimejob sein», warnt er davor, nach erfolgter Entlassung alle Energie in die Suche nach einer neuen Arbeit zu investieren. Die Pflege des sozialen Umfeldes und Zeit für sich selber gäben Energie für die Stellensuche.
Als letzten Punkt erwähnte Holger Schimanke, dass man eine berufliche Perspektive, eine Vision entwickeln soll. «Es geht darum, herauszufinden, was möchte ich tun, was würde mir Freude bereiten», bemerkte er. Deshalb stehen laut Holger Schimanke auf dem Weg zu einer neuen Arbeitsstelle andere, wichtige Faktoren im Vordergrund und nicht in erster Linie ein Lohnverzicht. Der Wiedereinstieg ins Berufsleben für Personen 50+ sei heute eine äusserst komplexe Angelegenheit, die sich nicht bloss durch einen Lohnverzicht bewerkstelligen lasse.
Von Walter Ryser