Wenn Nachfolger fehlen, springt JuraVet ein
Tierärzte, die sich auf Nutztiere spezialisiert haben, tun sich schwer, geeignete Nachfolger für ihre Praxen zu finden, auch in unserer Region. In diesem Fall springt die Praxisgemeinschaft JuraVet ein, die im Juli die Praxis von Bruno Unternährer in Langenthal übernimmt und damit nun in Huttwil, Langenthal und Balsthal über mehrere Standorte in der Region Oberaargau/
Solothurn verfügt.
Langenthal/Huttwil · «Es fehlt an jungen Tierärzten, die sich auf Nutztiere spezialisieren», bemerkt Jürg Frigg von der Tierarzt-Praxisgemeinschaft JuraVet, die ihren Hauptsitz in Delsberg hat, dazu aber auch über Filialen in Huttwil, Langenthal, Balsthal, St. Imier und Breitenbach verfügt. Viele Studierenden würden sich eher für die Ausbildung zum Kleintierarzt entscheiden, «weil die Arbeit als Nutztierarzt herausfordernd und körperlich anstrengend ist, da sie mit vielen Nacht- und Wochenendeinsätzen verbunden ist und die Arbeit oft auf dem Feld und im Stall verrichtet werden muss», weist Jürg Frigg auf die nicht einfachen Arbeitsbedingungen hin.
So gestalte sich für die Nutztierärzte die Nachfolgeregelung sehr schwierig, auch in der Region Oberaargau. In dieser Situation springt die Praxisgemeinschaft JuraVet ein, die vor zwei Jahren die Tierarztpraxis Hofmatt in Huttwil von Dr. Büchi übernommen hat, vor einem Jahr jene von Christoph Salm in Langenthal und auf den 1. Juli nun auch noch jene von Bruno Unternährer in Langenthal. Hier ist die Tierarztpraxis JuraVet im ehemaligen Postgebäude an der Mittelstrasse 2 stationiert.
Attraktive Arbeitsstelle
Das Konstrukt JuraVet biete viele erstklassige Möglichkeiten, sagt Jürg Frigg, Mitinhaber von JuraVet und Geschäftsführer der Praxen in Langenthal und Huttwil. «Unser Gebilde ermöglicht es, dass wir ein grosses Team aufbauen und Synergien nutzen können», bemerkt der 42-jährige gebürtige Bündner, der mit seiner Partnerin in einem Bauernhaus in Madiswil wohnt. Ein ganz grosser Vorteil von JuraVet sei vor allem, dass Ablösungen bei Ferien oder Vertretungen für Wochenendeinsätze an allen Standorten gewährleistet seien. Dazu komme, dass sich innerhalb der Praxisgemeinschaft auch der administrative Aufwand, der laufend zunehme, einfacher und effizienter erledigen lasse. Dies führe dazu, dass die Tierärzte den Kopf weitgehend für ihre eigentliche Arbeit frei hätten. «Das macht die Arbeitsstelle als Tierarzt bei JuraVet um einiges attraktiver, sind doch gerade fehlende Stellvertretungen und ein hoher administrativer Aufwand bei der Nachfolgeregelung in vielen Tierarztpraxen ein Killerkriterium», gibt Jürg Frigg zu verstehen.
Ein weiterer Vorteil sei zudem, dass das zehnköpfigen Tierarzt-Team mit seiner Grösse eine Spezialisierung ermögliche. So verfügt die Praxis über Tierärzte, die in den Bereichen Pferdemedizin, Schweinemedizin oder Geflügelmedizin eine tiefergreifende Weiterbildung haben. Der Hauptsektor bleibt jedoch die Rindermedizin, in welcher es auch wieder spezialisierte Tierärzte für die Bestandesbetreuung, Embryotransfer oder die Kälbergesundheit gibt. «All diese Leute arbeiten bei JuraVet praxisübergreifend, das heisst, dass beispielsweise die Pferdespezialistin bei Bedarf an allen unseren Standorten eingesetzt wird.»
Spezialisierung als Trumpf
Früher habe der Dorftierarzt alles selber gemacht, blickt Frigg zurück. Doch mittlerweile seien die Ansprüche der Kunden gestiegen und dadurch habe auch bei den Tierärzten die Spezialisierung Einzug gehalten. «Bei der steigenden Komplexität der tiermedizinischen Betreuung verfügt ein einzelner Arzt kaum noch über die entsprechende Kompetenz auf allen Fachgebieten», weist der Madiswiler Tierarzt auf den Wandel in seiner Berufssparte hin. Das JuraVet-Team als Ganzes sei jedoch in der Lage, sämtliche Dienstleistungen anzubieten und die komplette Versorgung der Nutztiere sicherzustellen, bis hin zu speziellen Operationen, was Frigg als grossen Trumpf der Praxisgemeinschaft sieht. «Für die Bauern ist das eine grosse Erleichterung, haben sie doch bei tiermedizinischen Problemen oder Fragen eine einzige, kompetente Anlaufstelle.»
Die Bauern würden dies schätzen, hat Jürg Frigg in den ersten zwei Jahren seines Wirkens in der Region festgestellt, habe er doch durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Auch, dass mit JuraVet eine «fremde» Praxisgemeinschaft aus Delsberg in die Region vorgedrungen sei, habe zu keinerlei Problemen geführt. «Im Gegenteil, wir sind von den Bauern im Oberaargau sehr gut aufgenommen worden, die Zusammenarbeit mit ihnen ist äusserst angenehm», zeigt sich Frigg erfreut über die gelungene Startphase. Entsprechend gut gefalle ihm die Tätigkeit in der Region Langenthal – Huttwil.
Auf die Frage, ob JuraVet in naher Zukunft weitere Übernahmen von Tierarztpraxen plane, winkte der Mitinhaber der Praxisgemeinschaft ab. «Wir verfolgen keine Wachstumsstrategie, wir springen da ein, wo bei einer Praxis aufgrund eines fehlenden Nachfolgers Probleme entstehen. Zudem muss eine Praxis auch immer in unsere bestehende Struktur passen», gibt Jürg Frigg zu verstehen, dass man nicht einfach wahllos Tierarztpraxen aufkaufen will.
Von Walter Ryser