• Auch er fragt sich, wer seine Nachfolge antreten wird: Walter Rohrbach tritt Ende Jahr als Gemeindepräsident von Huttwil zurück und blickt deshalb gespannt auf die Gemeindewahlen vom 20. Oktober. · Bild: Thomas Peter

15.10.2024
Huttwil

Wer wird Nachfolger von Walter Rohrbach?

Bei den Gemeindewahlen von Huttwil interessiert vor allem eine Frage: Wer wird Nachfolger von Gemeindepräsident Walter

Rohrbach? SVP-Gemeinderat und Vizegemeindepräsident Marcel Sommer hat sein Interesse angemeldet. Mit Adrian Wüthrich (SP) steht ein weiterer Kandidat im Fokus, der bei einer Wahl in den Gemeinderat Ambitionen auf dieses Amt haben könnte. Doch der 44-jährige Präsident von TravailSuisse äussert sich diesbezüglich vor den Wahlen nicht.

Selten waren Gemeindewahlen in Hutt­wil so spannend und so interessant wie am 20. Oktober 2024. Verantwortlich dafür sind spezielle Konstellationen und die ungewöhnlich grosse Anzahl von 24 Kandidierenden, die für eine delikate Ausgangslage sorgen. Im Mittelpunkt der Wahlen steht die Frage nach dem Nachfolger von Gemeindepräsident Walter Rohrbach, der Ende Jahr sein Amt abgeben wird.

Schafft Wüthrich das Comeback?
Mit Marcel Sommer, SVP-Gemeinderat und aktueller Vize-Gemeindepräsident, hat im Vorfeld der Gemeindewahlen nur ein Kandidat explizit Ambitionen auf das höchste politische Amt in der Gemeinde angemeldet. Allerdings ist die Ausgangslage für Sommer speziell: Zwar kandidiert er auf der SVP-Liste erneut als Gemeinderat, doch eigentlich kann er aufgrund der Amtszeitbeschränkung gar nicht mehr Gemeinderat werden. Sommer sitzt seit 12 Jahren im Gremium und muss dieses Ende Jahr verlassen, es sei denn, er wird Gemeindepräsident. Dafür muss er aber erst in den Gemeinderat gewählt werden. Schafft Sommer die Wahl als Gemeinderat, wird dann aber nicht Gemeindepräsident, muss er den Gemeinderat verlassen und an seine Stelle rückt der nächstplatzierte SVP-Vertreter bei den Gemeindewahlen nach. Damit wären wir bei der Frage, wer vom bisherigen Gremium oder allenfalls von den neu Kandidierenden, ebenfalls für das Amt des Gemeindepräsidenten in Frage käme? Von den aktuellen Gemeinderäten, die erneut kandidieren, hat keiner ausser Sommer Interesse an diesem Amt angemeldet. Mit Adrian Wüthrich befindet sich auf der SP-Liste allerdings ein Kandidat, der nicht bloss gute Chancen besitzt, in den Gemeinderat gewählt zu werden und hier den Sitz des abtretenden Sandro Schafroth zu verteidigen, dem 44-jährigen Präsidenten des Gewerkschaftsverbandes TravailSuisse werden im «Städtli» Ambitionen auf das Amt des Gemeindepräsidenten nachgesagt. Wüthrich selbst will diese Frage vor den Wahlen nicht beantworten, wie er gegenüber dem «Unter-Emmentaler» zu verstehen gab. «Ich steige nicht mit einem bestimmten Plan in diese Wahlen. Meine Kandidatur zielt in erster Linie auf den Gemeinderat ab», sagt er. Adrian Wüthrich war bereits einmal Mitglied des Gremiums und strebt nun ein Comeback an. Weshalb er sich für eine erneute Kandidatur entschied, begründete er folgendermassen: «Bei der legendären Gemeindeversammlung über die Erhöhung des Gemeindebeitrags an den Eisbetrieb auf dem Campus Perspektiven im Frühsommer dieses Jahres hat mich der Grossaufmarsch der Huttwiler Stimmberechtigten beeindruckt. Dabei haben die Huttwilerinnen und Huttwiler mit einer deutlichen Mehrheit der Erhöhung des Gemeindebeitrags zugestimmt und sich damit klar gegen die Haltung des Gemeinderates ausgesprochen. Für mich war das ein Ansporn, wieder im Gemeinderat Einsitz zu nehmen und als Vertreter dieser Mehrheit bei der Umsetzung des Volkswillens aktiv mitzuwirken.» Damit bleibt die Frage nach seinen Ambitionen für das Gemeindepräsidium unbeantwortet. Adrian Wüthrich betont, dass er sich für die Huttwiler Bevölkerung eine Wahl wünsche, «ob dafür jedoch Kandidierende zur Verfügung stehen werden, sehen wir nach den Gemeinderatswahlen», lässt er die Antwort auf die gestellte Frage offen.

Flückigers Interessenkonflikt
Klar ist indes bereits jetzt, dass Schulleiter Lukas Flückiger (Die Mitte) bei einer Wahl in den Gemeinderat nicht Gemeindepräsident werden kann, wie Martin Jampen, Geschäftsleiter der Gemeinde Huttwil, mit Verweis auf das Organigramm der Gemeinde darlegt. Denn laut diesem Reglement ist der Gesamtschulleiter (Lukas Flückiger) dem Geschäftsleiter (Martin Jampen) unterstellt. Würde also Flückiger Gemeindepräsident werden, wäre er einerseits direkter Vorgesetzter des Geschäftsleiters und gleichzeitig wäre der Geschäftsleiter wiederum Vorgesetzter von Lukas Flückiger als Schulleiter. Auch das Amt des Vizepräsidenten bleibt Flückiger verwehrt, weil Flückiger im Verhinderungsfalle des Gemeindepräsidenten einspringen müsste und damit der vorhin geschilderte Interessenkonflikt erneut entstehen würde. Das Amt als Gemeinderat hingegen kann er ausüben, allerdings darf er das Ressort Bildung nicht übernehmen. Soweit alles klar oder eben noch nicht. Interessant ist auch die Frage nach der künftigen Zusammensetzung des Gemeinderates. Wie erwähnt, gelten hier Lukas Flückiger (Die Mitte) und Adrian Wüthrich (SP) als Favoriten auf die Nachfolge von Walter Rohrbach und Sandro Schafroth. Für die übrigen fünf Sitze werden zweifellos die bisherigen Gemeinderäte Manfred Eymann, Adrian Lienhart, Marcel Sommer (alle SVP), Alexander Grädel (EDU) und André Schärer (FDP) favorisiert. Überraschungen sind jedoch nicht ausgeschlossen, denn unter den Kandidierenden befinden sich weitere valable Anwärter auf einen Sitz im Gemeinderat wie etwa Martin Sägesser (FDP) oder Peter Nyffeler (SVP).

Von Walter Ryser