• 24. April 2004: Bereits damals war der bleiverseuchte Spielplatz im Tierpark grossräumig abgesperrt. Seither hat sich kaum etwas getan. · Archivbild: Thomas Peter

  • Friedlich liegt der Spielplatz beim Tierpark in Langenthal unter einer schönen Schneedecke. Doch darunter brodelt es gewaltig: Im Erdreich wegen Altlasten und in der Stadtverwaltung wegen Tierpark-Anwohnern, die sich gegen die geplante Verlegung des Spielplatzes wehren. · Bild: Walter Ryser

28.01.2021
Langenthal

Widerstand gegen Spielplatz-Pläne

Der Langenthaler Gemeinderat will mit der Neugestaltung des Spielplatzes beim Tierpark endlich vorwärtsmachen. Er plant deshalb die Verlegung des Spielplatzes, dessen Boden aufgrund des früheren Schiessbetriebes bleiverseucht ist. Doch gegen die geplante Verlegung regt sich Widerstand bei der angrenzenden Wohnbevölkerung.

Es ist eine lange und leidige Geschichte, diejenige des Spielplatzes beim Tierpark in Langenthal. Bereits seit mehreren Jahren wird über eine Neugestaltung diskutiert. Mehrere Vorstösse wurden dazu im Stadtparlament eingereicht und behandelt. Doch passiert ist bis jetzt nichts. Grund dafür ist der mit Altlasten verseuchte Boden beim Spielplatz. Die Bleiverseuchung im Boden stammt vom früheren Schiessbetrieb an diesem Ort. Aus diesem Grunde wurde bereits vor Jahren ein Teil des Spielplatzes gesperrt und für die Besucher des Tierparks unzugänglich gemacht. Die Sanierung des bleiverseuchten Bodens wurde bislang ebenso hinausgeschoben wie die Neugestaltung des Spielplatzes. Der Gemeinderat weist darauf hin, dass das weitere Vorgehen bezüglich der Sanierung der Altlasten erst ab dem Jahr 2023 definiert werden könne, weil erst zu diesem Zeitpunkt neue Bundesvorgaben bekannt würden. Dafür will er nun mit der Neugestaltung des Spielplatzes zügig vorwärtsmachen. Damit dieses Ziel endlich realisiert werden kann, soll der neue Spielplatz ausserhalb des Perimeters der Altlasten realisiert werden, auf einer stadteigenen Parzelle rund 150 Meter nordwestlich des heutigen Standortes. Abklärungen dazu seien mit der Burgergemeinde und dem Verschönerungsverein als Betreiberin des Tierparks erfolgt, teilte der Gemeinderat kürzlich mit. In einem nächsten Schritt ist zudem vorgesehen, in Zusammenarbeit mit den Langenthaler Schulen die Bedürfnisse der Kinder am Spielplatz aufzunehmen. Basierend darauf werden anschliessend die beauftragten, auf Kinderspielplätze spezialisierten Planer den optimalen Standort festlegen. Der Gemeinderat geht weiter davon aus, dass der neue Spielplatz beim Tierpark bereits im Frühjahr 2022 eröffnet werden kann.

Tierpark und Spielplatz als Einheit
So weit, so gut. Oder auch nicht, denn es könnte gut sein, dass sich die Geschichte noch in die Länge ziehen und ein weiteres, unrühmliches Kapitel dazukommen wird. Denn gegen die Pläne des Gemeinderates macht sich bereits Widerstand bemerkbar, heftiger Widerstand. Dieser kommt aus der angrenzenden Wohnbevölkerung, die der Verlegung des Spielplatzes äusserst kritisch gegenübersteht, weil die Bewohner befürchten, dass sie künftig vermehrt unangenehmen Lärmemissionen ausgesetzt sein könnten.
Einer von ihnen ist Markus Ischi, der mit einem entsprechenden Schreiben beim Stadtbauamt vorstellig geworden ist. Ihn stört in erster Linie, dass der Gemeinderat mit der geplanten Verlegung keine Rücksicht auf die Sonderstellung dieses Spielplatzes nimmt. Er weist darauf hin, dass es sich hier nicht um einen Quartierspielplatz handelt, sondern um einen Ort, der von vielen auswärtigen Besuchern frequentiert wird. «Dabei schätzen die Besucher des Tierparkes den direkt angrenzenden Spielplatz mit Sitzgelegenheiten und einer Grillstelle. Alle Elemente bilden eine kompakte Einheit und gehören zusammen», erläutert Markus Ischi gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Der 73-jährige ehemalige Geschäftsführer der Region Oberaargau ist deshalb der Meinung, dass dies beibehalten werden sollte.
Ihn stört zudem, dass der Gemeinderat bei diesem Thema unvermittelt in Aktivismus verfällt. «20 Jahre lang hat man dieses Thema immer wieder hinausgeschoben und nichts gemacht. Jetzt könnte man getrost noch zwei, drei Jahre warten, bis die neuen Bundesvorgaben bekannt sind, dann den Boden von Altlasten befreien und an gleicher Stelle den neuen Spielplatz realisieren.»

Eine reine Alibi-Übung
Deshalb bezeichnet Ischi das Vorgehen des Gemeinderates, der seiner Meinung nach bei diesem Thema viel zu lange zugewartet hat, als reine Alibi-Übung. «Das ist ein Schuss in den Ofen, bei dem unnötig Geld verpulvert wird», gibt er zu verstehen. Er ist nicht der einzige, der sich an den Spielplatz-Plänen des Gemeinderates stört. Auch Anwohner Kurt Werner Häni hat sich mit einem Schreiben an Stadtbaumeisterin Sabine Gresch gewendet. Darin weist er auf die Lärmemissionen beim Spielplatz hin, die beträchtlich seien. Tagsüber sei dies weniger störend, in den Sommernächten dagegen werde der Platz oft von Feiernden belegt, was mit einem deutlich erhöhten Lärmpegel verbunden sei. Der langjährige Präsident des Verschönerungsvereins Tierpark Langen­thal befürchtet, dass durch eine Verlegung des Spielplatzes näher zum Wohngebiet der Lärmpegel zu einem erheblichen Störfaktor für die angrenzenden Bewohner werden könnte. Auch Häni plädiert dafür, die neuen Bundesvorgaben abzuwarten und dann den Spielplatz von den Altlasten zu befreien und am bestehenden Ort neu zu erstellen. Zum Schluss seines Schreibens macht Kurt Werner Häni eine Kampfansage an Stadtbaumeisterin Sabine Gresch und den Langen­thaler Gemeinderat: «Wir werden alles daransetzen, dieses widersinnige Projekt zu verhindern, und deshalb gegen das Baugesuch Einsprache erheben.»

Von Walter Ryser