«Wir dürfen stolz sein auf das Ergebnis»
Die Bilanzsumme der Ersparniskasse Affoltern im Emmental ist 2016 um 4,3 % auf 258 Millionen Franken gewachsen. Die Kundengelder haben ebenfalls deutlich zugenommen, und das Eigenkapital konnte gestärkt werden. Mit dem hervorragenden Fazit eines sanften, gesunden Wachstums von 4 % konnten demnach die Bankverantwortlichen vor die Generalversammlung treten.
Affoltern · Mit einem Aprilscherz eröffnete Bankleiter Christoph Müller die Versammlung. Er durfte sich den humorvollen Auftakt mit bestem Gewissen erlauben. Dass die 144. Generalversammlung der Ersparniskasse Affoltern i.E. am sonnigen Morgen des 1. Aprils stattfand, war indessen kein Scherz, und ebenso real waren die guten Neuigkeiten aus dem Rechnungsjahr 2016 der EKA, welche der Bankleiter in der vollbesetzten Turnhalle Affoltern präsentieren durfte.
Die Ersparniskasse Affoltern i.E. bewegt sich wie alle Schweizerbanken in einem harten, ungewissen Umfeld. Aber sie tut dies ausgezeichnet. Spätestens seit November 2016 ist dies in der ganzen Schweiz bekannt, nachdem die Kleinbank in einer Studie der Hochschule Luzern als zweitbeste
Retailbank des Landes ausgemacht wurde (der «Unter-Emmentaler»
berichtete).
Die Bilanzsumme per 31. Dezember 2016 ist um fast 4,3 % auf 258 Millionen Franken gewachsen, die Ausleihungen um rund 7 Millionen Franken oder 4 % auf 189 Millionen Franken. «Wir wurden mit neuen Kundengeldern förmlich überschwemmt», durfte Christoph Müller zudem vermelden. Sie sind um gut 9 Millionen Franken (4,9 %) auf 195 Millionen Franken gestiegen.
Das Eigenkapital konnte dank Reservebildung um 3 % auf knapp 33 Millionen Franken erhöht werden. Dabei hat die EK Affoltern auch auf der Ausgabenseite gut gewirtschaftet, das heisst, sie hat mehr verdient und weniger ausgegeben. Mit dem Kosten/Ertragsverhältnis (CIR) und der Verbesserung von 52,5 % auf 50,8% steht sie auch in dieser Beziehung gut da. «2016 war also ein gutes Jahr. Wir dürfen stolz sein auf das Ergebnis und uns daran freuen», lautete sein Fazit.
In den Schoss gefallen sind der EKA die guten Zahlen indessen nicht. Überarbeitete Sorgfaltspflichten und das angepasste Geldwäschereigesetz, der Eröffnungsprozess für neue Kundenbeziehungen sowie die Vorschriften zur Überwachung von bestehenden Beziehungen beschäftigten sie ebenso wie es dies die international tätigen Banken tat. Sechs Weisungen mussten demnach überarbeitet werden, «und keine der Anpassungen erleichtert unseren Kunden und uns das Tagesgeschäft», so Christoph Müller. Ein Blick in die Zukunft sei schwierig; das Bankenumfeld, die wirtschaftliche und globale Lage unsicher: «Die Herausforderungen in den nächsten Jahren bleiben hoch oder werden noch grösser.»
Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung würden sich regelmässig mit solchen Themen auseinander setzen, «damit wir wie in der Vergangenheit rechtzeitig das Richtige machen, um auch in Zukunft für Sie die persönliche, unabhängige und sichere Regionalbank hier in Affoltern bleiben.» Die bald 150-jährige Kasse geniesst in der Region nach wie vor grosses Vertrauen. Dies dürfte auf die persönlichen Kundenbeziehungen, auf die Verankerung im Ort und ebenso auf die solide finanzielle Lage und die personelle Kontinuität zurückzuführen sein. Auch dieses Jahr konnte Christoph Müller drei Mitarbeiterinnen für ihre Dienstjubiläen ehren: Irene Jordi (25 Jahre); Regula Wolf (20 Jahre) und Melanie Mathys (10 Jahre).
Verwaltungsratspräsident Rolf Enggist konnte 472 Aktionärinnen und Aktionäre an der GV begrüssen. Er blickte kurz auf das bewegte Jahr 2016 zurück, erwähnte dabei auch hoffnungsvoll, dass der Erholungskurs der Schweizer Wirtschaft nicht in Frage gestellt sei –vorausgesetzt, dass es nicht zu Verwerfungen etwa in Zusammenhang mit den kriselnden italienischen Banken oder dem Austritt Grossbritanniens aus der EU komme. Denn dies könnte sowohl eine Abschwächung der europäischen Konjunktur als eine erneute Frankenaufwertung mit entsprechenden Effekten auf die Schweizer Wirtschaft zur Folge haben. Und: «Verstärkende protektionistische Tendenzen könnten die seit einiger Zeit schwache Entwicklung des Welthandels weiter drücken.» Was die Exportaussichten für die Schweiz negativ beeinflussen könnte.
Komplexer und anspruchsvoller
«Wir stellen fest, dass die strategischen Risiken grösser geworden sind und die Rahmenbedingungen komplexer und unsicherer werden.» Es werde deshalb immer schwieriger, die möglichen Zukunftsszenarien zu benennen und geeignete Handlungsmöglichkeiten ausfindig zu machen. «Wir sind aber zuversichtlich, dass wir auch weiterhin nach unserem bewährten Motto ‹persönlich – unabhängig – sicher› unsere Bank in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft führen werden.»
Dies schien die GV in keiner Weise zu bezweifeln. In Rekordschnelle und ohne irgendwelche Fragen, Diskussionen oder Gegenstimmen genehmigte sie die traktandierten Geschäfte einschliesslich der Jahresrechnung 2016 und der Verwendung des Reingewinns von 736 311.85 Franken.
Christoph Müller, der zuvor drei Mitarbeiterinnen für ihre Dienstjubiläen beschenkt hatte, durfte von Rolf Enggist selbst eine Anerkennung entgegen nehmen: Seit zehn Jahren leitet er die EKA umsichtig und mit viel Herzblut.
Für schier atemloses Lauschen in der Halle sorgte das Jodlerduett Annemarie Schär und Urs Bieri mit der Schwyzerörgeli-Begleitung von Marianne Kämpfer. Ihre Lieder unterstrichen das, was an den Generalversamm-lungen der EK Affoltern nebst den materiellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten stets ebenfalls zum Ausdruck kommt: Die Verankerung in der Region, Treue und weitsichtiges wie ebenso pflichtbewusstes Denken und Handeln.
Infos
www.ekaffoltern.ch
Von Liselotte Jost-Zürcher