Wunder, die nachhaltige Veränderung bringen
Ein prächtiger, strahlender Sonntagmorgen zog viele Besucher aus nah und fern zum Gottesdienst auf den Schaber. Die eindrückliche Taufe von Aiva Keller und die gehaltvolle Predigt von Barbara Stankowski machten den Anlass besonders feierlich. Für die musikalische Umrahmung sorgte eine Bläsergruppe des Posaunenchors Walterswil-Oeschenbach sowie das Jodlerchörli Wyssachen. Beim Rahmenprogramm der Feldschützen Schonegg-Wyssachen wurde das gemütliche Beisammensein gepflegt.
Wyssachen · Die Aussicht auf Emmental und Oberaargau war einmal mehr grandios, und von ferne grüssten die Alpengipfel des Berner Oberlands die Frühaufsteher auf dem Schaber. Der Hügel zwischen den Gemeinden Wyssachen, Dürrenroth und Sumiswald ist seit Jahren im Sommer der Treffpunkt zur traditionellen Schaberpredigt.
«Der Herr ist mein Hirte»
Schön geschmückt mit leuchtenden Sonnenblumen waren die improvisierte Kanzel und der «Taufstein», ein grosser Baumstrunk. Jana Keller hatte zusammen mit Gotte und Götti ihre Tochter Aiva zur Taufe an den Gottesdienst in freier Natur gebracht. Das kleine Mädchen war am 12. Mai auf die Welt gekommen und erhielt nun in ihrem weissen Taufkleidchen das Versprechen, dass sie auf ihrem Lebens- und Glaubensweg mit dem Ja zu Gott begleitet wird. Barbara Stankowski wählte den bekannten Psalm 23 zur Einleitung der Taufe. Die Worte «Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen …» sprach die Pfarrerin in berndeutsch. Auf den Armen von Barbara Stankowski empfing Aiva die Taufe und für ihr Leben erhielt sie das Wort aus Jesaja, wo Gott zu ihr sagt: «Weil du so wert bist vor meinen Augen, wirst du auch herrlich sein und ich habe dich lieb.»
Hochzeit von Kana
«Die Predigt heute wird meine letzte richtige Predigt in Wyssachen sein, denn am 8. Juli ist bereits unser Abschiedsgottesdienst, wo ich wohl kaum richtig zu Wort kommen werde», sagte Barbara Stankowski.
Bewusst wählte sie nicht ein Thema zu Loslassen oder Abschied, sondern sprach von dem Gott, der Menschen in die Freiheit führt, das Leben bejaht und Veränderungen möglich macht.
Diese Themen waren Barbara Stankowski immer wichtig, und so erinnert sie mit der «Hochzeit von Kana» aus dem Johannes Evangelium an die Wunder, welche Jesus vollbrachte. Aus Wasser wurde Wein und Jesus bewahrte das Brautpaar damit vor einem gesellschaftlichen Desaster. Damit zeigte er den Menschen, dass es sich lohnt, ihm zu vertrauen und nachzufolgen. Auch zu erkennen, dass seine Wunder und seine Verwandlungen zum Leben der Christen gehören.
Wunder der «Hochzeit von Kana» auch nach Tausenden Jahren
«Wunder, die nachhaltige Veränderungen bringen, gibt es auch Tausende Jahre nach der Hochzeit von Kana in unserer Zeit», meinte Barbara Stankowski. Sie zitierte dazu die Aussage von Hieronymus, der ums Jahr 400 in Palästina gelebt hatte. Einer der gros-sen Theologen aus den ersten Jahrhunderten wurde von einem Spötter gefragt, ob er wirklich glaube, dass die Hochzeitsgesellschaft die Unmengen von Wein ausgetrunken hätte. Darauf antwortete Hieronymus, nein, diesen habe die Hochzeitsgesellschaft nicht leergetrunken, «auch wir trinken heute noch davon». «Das Fest vom Leben mit seiner ganzen Fülle, welches Jesus uns schenkt, begann in Kana, aber noch heute macht er aus unserem Leben, welches wir ihm bringen, etwas Kostbares, Wertvolles. Wenn unsere Krüge leer sind, füllt er sie auf», hielt Barbara Stankowski fest.
Der Gottesdienst auf dem Schaber wurde musikalisch umrahmt durch eine Bläsergruppe des Posaunenchor Walterswil-Oeschenbach und vom Jodlerchörli Wyssachen.
Bestens passte das Jodellied von Ueli Moor mit dem Refrain «I wirde still u dänk chli nah wie schön das ich’s grad hie u jetz darf ha».
«Die Erde ist gesegnet»
Mit den gemeinsamen Liedern «Himmel, Erde, Luft und Meer» sowie «Herr, die Erde ist gesegnet» besangen auch alle Besucher Gottes Güte.
Für Frühaufsteher hielt die Feldschützengesellschaft Schonegg Wyssachen schon vor dem Gottesdienst feinen Kaffee und knusprige Gipfeli bereit. Die feinen Sachen mundeten wunderbar. Im Anschluss an die Predigt sorgten die Schützen ebenfalls für das leibliche Wohl der Gäste.
Dankbar und fröhlich genossen alle das Zusammensein in der herrlichen Natur. Viele Menschen, natürlich besonders Aiva mit ihren Angehörigen, werden sich noch lange an die Schaberpredigt und an den besonderen Sonntag erinnern.
Gut zu wissen
Der Abschiedsgottesdienst von Pfarrerin Barbara Stankowski findet morgen Sonntag, 9.30 Uhr, in der Kirche Wyssachen statt. Der Anlass wird umrahmt von der Musik von Martin und Noëmi Jufer.
Von Barbara Heiniger