• Die WVO-Mitglieder waren bei ihrer Hauptversammlung bei der UFA AG in Herzogenbuchsee zu Gast. · Bilder: Walter Ryer

19.05.2017
Oberaargau

WVO wechselt von der Strasse ins Büro

Bei der Hauptversammlung des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) richtete sich der Blick von Präsidentin Béatrice Lüthi (Lüthi Aufzüge, Lindenholz) nach vorne. Nach einem grossen, persönlichen und finanziellen Engagement im Abstimmungskampf für die Verkehrssanierung Aarwangen nimmt der WVO nun das anhaltende personelle Wachstum in den Verwaltungsbüros sowie den Fachkräftemangel ins Visier.

Oberaargau · Mit einem letzten, flammenden Appell forderte Ex-Präsident Bernhard Meyer (Mobiliar, Langenthal) anlässlich der Hauptversammlung des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) bei der UFA AG in Herzogenbuchsee die rund 90 erschienenen Mitglieder auf, bei der bevorstehenden kantonalen Abstimmung über die Verkehrssanierung Aarwangen dem Planungskredit von 6,6 Millionen Franken für die Umfahrungsstrasse zuzustimmen. Gleichzeitig ermunterte er die Anwesenden, dass sie ihre Bekannten, Verwandten und Freunde ebenfalls für ein Ja motivieren sollen.
Anschliessend richtete WVO-Präsidentin Béatrice Lüthi den Blick nach vorne. Auch sie forderte die Anwesenden auf, sich aktiv an den politischen Prozessen zu beteiligen und sich mit ihrer Stimme oder sogar durch persönliches Engagement einzubringen. «Ich stelle nämlich immer wieder fest, dass das, was in Bern gesagt wird, nicht immer mit dem übereinstimmt, was anschliessend in Bern getan wird», kritisierte sie die aktuelle Politik.

Lüthi vermutet Beschäftigungs-Therapie
Lüthi plädiert dafür, auch in der Politik mehr mit gesundem Menschenverstand zu agieren. Nach wie vor ein Dorn im Auge ist der Unternehmerin das anhaltende Wachstum des staatlichen Verwaltungsapparates. Lüthi zeigte sich diesbezüglich ungehalten und sprach davon, dass sie im Zusammenhang mit der Verwaltung oft den Eindruck habe, «dass hier Beschäftigungs-Therapie betrieben wird.» Deshalb gelte es, das Wachstum in der Verwaltung zu bremsen. Dieses sei nicht zuletzt auf die grassierende Regulierungswut zurückzuführen, kritisierte sie weiter. «Die Erfahrung zeigt jedoch, dass jene Geschäfte mit den dicksten Verträgen am schlechtesten funktionieren.» Auf der Agenda des WVO bleibe zudem auch der Kampf gegen den Fachkräftemangel, betonte die WVO-Präsidentin, die darüber informierte, dass man das Konzept der Berufsinfotage, an denen sich der WVO beteiligt, überarbeiten werde. Diese sollen attraktiver gestaltet werden und somit noch mehr interessierte Schüler ansprechen. Erfreut zeigte sich Lüthi darüber, dass es im letzten Jahr gelungen ist, insgesamt 19 neue Mitglieder für den WVO zu gewinnen. Dieser zählte per 31. Dezember 2016 insgesamt 343 Mitglieder (319 Firmen und 24 Einzelmitgliedschaften). Die Jahresrechnung 2016 schliesst mit einem kleinen Gewinn von 2431 Franken. Das Eigenkapital erhöhte sich demzufolge auf 228 351 Franken. Dieses wird im Verlaufe des Jahres 2017 deutlich schrumpfen, hat sich doch der WVO bekanntlich mit 100 000 Franken am Abstimmungskampf für die Verkehrssanierung Aarwangen beteiligt. Deshalb sieht das Budget für das laufende Jahr auch ein massives Defizit von 99 700 Franken vor.
Infolge Wegzugs aus der Region hat Simon Lehmann letztes Jahr den Vorstand des WVO verlassen. Er wird vorerst nicht ersetzt. Daniel Scheurer von der Firma Gfeller + Partner AG in Langenthal ersetzt dafür den langjährigen Revisor Walter Kopp. Bereits stehen die zwei nächsten WVO-Anlässe fest: Am 13. September wird Professor Aymo Brunetti (Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie Universität Bern) im Hotel Bären in Madiswil ein Referat halten, und am 15. November folgt der Herbstanlass des WVO im Regionalspital SRO in Langenthal.

Rundgang durch die UFA
Anschliessend begaben sich die WVO-Mitglieder auf einen Rundgang durch die Produktions- und Firmenräumlichkeiten der UFA AG in Herzogenbuchsee. Die UFA (Union des Fédérations Agricoles) ist das führende Unternehmen für Tierernährung in der Schweiz. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet, als Marke besteht UFA jedoch bereits seit 1958, als sie von landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden als gemeinsame Dachmarke für vielfältige Tätigkeiten und Produkte genutzt wurde. Heute zählt die UFA 360 Mitarbeitende. Mit laufenden Investitionen in die Effizienz der Mischfutterwerke werde die inländische Produktion von Futtermitteln zu konkurrenzfähigen Preisen langfristig sichergestellt, erläuterte Wendelin Strebel, CEO der UFA AG, auf dem Rundgang.

Von Walter Ryser