Zottelige Yaks als gute Landschaftspfleger
Vor sieben Jahren wagten Monika und Paul Müller den Schritt, auf ihrem Hof in Altbüron Yaks zu halten. Heute können sie stolz auf eine kleine Herde schauen. Am Rottaler Erntefest werden am kommenden Samstag sie mit Yakfleisch-Spe-zialitäten vor Ort sein.
Altbüron · Steil windet sich das Strässchen vom Dorf Altbüron hinauf auf den idyllisch gelegenen Bohnernberg. Hier oben bewirtschaften Monika und Paul Müller ihren kleinen, stotzigen Landwirtschaftsbetrieb. Gleich hinter dem neuen Stall liegen an diesem warmen Herbsttag zottelige Yaks unter den Apfelbäumen. Die in unseren Breitengraden seltenen Hochgebirgsrinder haben lange Mähnen, Hörner wie Kühe und grunzen wie Schweine.
Monika und Paul Müller stehen am Zaun und rufen ihre Tiere. «Das ist unsere Sofie», sagt Monika Müller und zeigt lächelnd auf eine weisse Yakkuh, die jetzt neugierig näher kommt. Auch die Leitkuh Lothse kommt heran und lässt sich gerne von Paul Müller zwischen den Hörnern kraulen.
Nur Stier Safir lässt sich an diesem Tag nicht aus der Reserve locken und bleibt liegen. «Er ist halt ein ruhiger Kerl», sagt Paul Müller.
Nur Gras und Heu
Wie kommen Monika und Paul Müller dazu, diese traditionell tibetischen Nutztiere zu halten – ursprünglich im Himalaya, aber auch in der Mongolei und im Süden von Sibirien beheimatet? Als sie 2009 den Hof von seinen Eltern übernahmen, «suchten wir nach einer Lösung, um den kleinen Betrieb weiter bewirtschaften zu können – denn mein Herz hängt daran», sagt Paul Müller, der hauptberuflich einen Vollzeitjob als Chauffeur hat. «Wir sahen Yaks auf einer Wiese grasen, und ich habe mich auf Anhieb in diese Tiere verliebt», ergänzt Monika Müller. Sie, die ebenfalls Vollzeit arbeitet in ihrem Imbiss «S Hüüsli a de Wegere» in Schötz, hat viel dazu beigetragen, dass heute eine Herde von 32 Tieren inklusive neun Jungtieren und Stier Safir auf dem Hof der Müllers daheim sind.
Grosszügiger, luftiger Stall
Die Yaks sind anspruchslose und robuste Tiere; sie brauchen nur Gras und Heu und sind einfach zu halten. Sei eine Kuh trächtig, entferne sie sie sich kurz vor der Geburt von der Herde und kehre einige Stunden später mit einem Neugeborenen zurück. «Den Tierarzt müssen wir so gut wie nie rufen.»
Die ersten Tiere haben Monika und Paul Müller 2011 noch im alten Stall einquartiert. Vor vier Jahren dann wurde nach den nun gewonnenen Erfahrungen der neue Stall konzipiert: «möglichst einfach und kostengünstig, aber grosszügig und zweckmässig und mit einer Solaranlage auf dem Dach», erklärt Paul Müller. Zwei Eingänge ermöglichen freien Rundlauf, und im Laufhof haben die Tiere sogar eine Sommerdusche.
Die Herde kann während 300 Tagen des Jahres auf die Weide, hat aber jederzeit Zugang zum luftigen Stall, der Schutz bietet und wo den Yaks immer frisches Wasser und Heu zur Verfügung stehen – und frisch eingestreute Liegeflächen. Im Winter mistet Paul Müller sogar morgens und abends, damit die Tiere sich wohlfühlen. «Der regelmässige Kontakt und eine gute Beziehung zu den Yaks ist sehr wichtig», sagen beide. Durch die Zuwendung und die gute Pflege, die sie bei den Müllers erfahren, werden sie zutraulich und lassen sich manchmal sogar von Besuchern streicheln, die durch den Stall gehen.
Yak-Wurst am Rottaler Erntefest
Ein Tier muss zum Schlachten zwischen zwölf und 24 Monate alt sein. Das Fleisch vermarkten die Müllers direkt ab Hof, beliefern aber auch Gastrobetriebe. Seit kurzem führt Monika Müller einen kleinen Hofladen mit Spezialitäten wie Landjäger, Trockenfleisch und Yak-Speck. «Das Fleisch weist gegenüber dem Rindfleisch Besonderheiten auf – ist feinfasrig, extrem cholosterinarm und hat kaum Fett.»
Monika Müller, die gerne mit Menschen zu tun hat, bereitet der Laden viel Freude. Am Rottaler Erntefest wird sie mit Yakfleisch-Spezialitäten vor Ort sein. Am Samstag, den 6. Oktober, tagt der Verein der Schweizer Yakzüchter auf dem Hof der Müllers. Derzeit gibt es in der Schweiz 45 Yak-Betriebe.
Kaum Trittschäden
Von den 10,5 Hektaren Land, die das Ehepaar bewirtschaftet, sind sechs Hektaren an steilen Hängen. So ist die Landschaftspflege die Hauptaufgabe der Yaks. Die weiblichen Tiere wiegen mit gut 250 Kilo nicht mal die Hälfte von durchschnittlichen Milchkühen und verursachen so kaum Trittschäden. Denn wichtig ist den Müllers vor allem die Pflege des Landes, damit es nicht vergandet. Neben den Weiden- und Wiesenflächen sind 115 Aren Ökoflächen, davon 70 Aren Feldlerchen-Förderflächen.
Die Müllers pflegen Apfelbäume mit alten, fast vergessenen Sorten. Derzeit stellen sie ihren Hof auf biologischen Landbau um. Paul Müller sagt es so: «Die Arbeit auf dem Hof und die Freude an den Yaks sind für uns der schönste Ausgleich zum Berufsalltag.»
Von Elsbeth Anliker
Gut zu wissen
Übermorgen Samstag, 29. September, findet in St. Urban von 9 bis 16 Uhr das Rottaler Erntefest statt. Weitere Informationen zum Yak-Hof von Monika und Paul Müller: Bohnern 1, 6147 Altbüron; 079 258 19 71 / huwegere@bluewin.ch