Zug um Zug zum neuen Bahnhof
In Langenthal ist der Startschuss zu einem Jahrhundert-Bauprojekt erfolgt. Beim Bahnhof sind erste Bauarbeiten im Gang. Bis 2026 soll die Verkehrs-Drehscheibe der Stadt einer Totalerneuerung unterzogen werden. Stadt, Kanton, Bund und die SBB werden dabei total rund 90 Millionen Franken investieren.
Ankommen, Wegfahren, Verbinden und Verweilen. Viele Langenthaler sowie Oberaargauer nutzen in Langenthal täglich die öffentlichen Verkehrsmittel. An den Bahnhof gelangen sie mit den Buslinien, zu Fuss, mit dem Auto oder mit dem Velo.
Der Bahnhof Langenthal ist damit eine wichtige Verkehrs-Drehscheibe für die ganze Region. Mit dem Projekt «Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Bahnhof – öffentlicher Raum» soll diese Drehscheibe für die Zukunft fit gemacht werden. Das Projekt umfasst eine neue, quartierverbindende Bahnhofpassage, zwei neue Bahnhofvorplätze sowie Parkierungsanlagen für alle Verkehrsteilnehmer. An einem Infoanlass wurde das Projekt der interessierten Bevölkerung vorgestellt.
Neuer, autofreier Bahnhofplatz
Diese erschien in grosser Anzahl, so dass der Saal in der Alten Mühle randvoll besetzt war. Kernstück des Projekts bildet eine neue quartierverbindende Bahnhofpassage für den Fuss- und Veloverkehr. Diese wird die beiden neuen, modernen Bahnhofplätze verbinden. Der Bahnhofplatz Süd wird mit hindernisfreien Bushaltestellen ausgestattet.
Es entsteht zudem ein zentraler, autofreier Platz, welcher den Blick auf die teilweise denkmalgeschützten Gebäude am Bahnhof offenlässt. Die heute überbelegten Veloabstellanlagen werden erweitert und mit neuen Velostationen ergänzt (oberirdisch, neu aber auch mit einer unterirdischen, bewachten Velostation).
Der neue Bahnhofplatz Nord bietet ebenfalls einen hindernisfreien Zugang zu den Bahngeleisen und wird zudem zu einem zentralen, öffentlichen Freiraum aufgewertet. Die SBB wird ihrerseits den Mittelperron verbreitern und erhöhen. Sie schafft so einen stufenfreien, behindertengerechten Zugang zu den Zügen und mehr Platz für die Reisenden.
Eine einmalig grosse Chance
Stadtpräsident Reto Müller sprach in diesem Zusammenhang von einem Jahrhundert-Projekt, das die Stadt wesentlich aufwerten werde. «Die Trennwirkung zwischen den beiden Stadtteilen Hard und der Innenstadt wird mit den beiden neuen Bahnhofplätzen deutlich reduziert», betonte er.
Der neue Bahnhof werde zu einem modernen Ankunfts- und Begegnungsort. Die geplanten Investitionen der SBB sowie das Agglomerationsprojekt der Stadt Langenthal ergeben zusammen ein Investitionsvolumen von rund 90 Millionen Franken. Die Stadt Langenthal wird für knapp einen Drittel dieser Investitionen aufkommen müssen. Erste Berechnungen gehen von einem Betrag für die Stadt von rund 27,2 Millionen Franken aus.
Der Gemeinderat Langenthal sieht in der hohen Investitionsbeteiligung von Bund und Kanton in die Infrastrukturen der Stadt Langenthal eine einmalig grosse Chance. «Dieses Projekt stellt für unsere Stadt auch einen wichtigen Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit dar», erwähnte Gemeinderat Roberto Di Nino (Ressort Finanzen). Eine gut ausgebaute öffentliche Infrastruktur fördere eine gute wirtschaftliche Entwicklung, ist er überzeugt. «Das ist ein sehr wichtiger Standortvorteil. Wir wollen Langenthal als Ort zum Wohnen, aber auch als Wirtschaftsstandort für die Zukunft noch besser positionieren», hielt Di Nino weiter fest, der zudem davon ausgeht, dass der neue Bahnhof auch das Interesse privater Investoren wecken wird, die – ähnlich wie 3M – das Areal als idealen Standort für Gewerbe- und Wohnbauten entdecken werden.
Roberto Di Nino vermutet, dass Private in den nächsten 15 Jahren im Umfeld des Bahnhofs ein zusätzliches Investitionsvolumen von gegen 200 Millionen Franken auslösen könnten.
Reto Müller wies zudem darauf hin, dass bei einem Verzicht auf das ESP-Projekt dennoch zahlreiche Sanierungsarbeiten und Investitionen am Bahnhof anstehen würden, nicht zuletzt im Bereich des Bushofs, um die Anforderungen an das Behindertengleichstellungsgesetz erfüllen zu können. Entsprechend hat die Stadt Langenthal diesen Herbst den Abstimmungsprozess eingeleitet, um die Rahmenkreditvorlage zur Realisierung des Projektes und zur Finanzierung des Baus möglichst im Mai 2019 zur Volksabstimmung zu bringen – vorbehältlich der vorgängigen Genehmigung durch den Stadtrat.
Von Walter Ryser