• Trompetenspieler Andreas Christen (links) mit der Evergreen Bigband. · Bild: zvg

  • Musikschulleiter Guido Kunz (am Schlagzeug) und Vereinspräsident Andreas Christen verlassen die Musikschule Huttwil. · Bilder: Marion Heiniger

02.07.2024
Huttwil

Zwei Vollblutmusiker verlassen die Musikschule

Guido Kunz hat die Musikschule Huttwil weit gebracht. Zwölf Jahre hat der Musikschulleiter sich um die strategische Führung der Schule gekümmert. Nun übernimmt er ab 1. August die Leitung der Regionalen Musikschule Zofingen. Eng zusammengearbeitet hat Guido Kunz während dieser Zeit mit Andreas Christen, Präsident des Vereins Musikschule Huttwil, der aus gesundheitlichen Gründen dieses Jahr am 10. April von seinem Amt zurücktrat.

 

Zwölf Jahre lang hat Schulleiter Guido Kunz die Geschicke der Musikschule Huttwil erfolgreich geleitet. Nun verlässt er Ende Juli Huttwil und übernimmt die Schulleitung an der Regionalen Musikschule Zofingen, wo er aktuell bereits als Co-Leiter angestellt ist. Der Grund für diese Entscheidung war die Aussicht auf ein grösseres Pensum. «Das Pensum einer Schulleitung an den Berner Musikschulen ist abhängig von der Schülerzahl, genauer gesagt, von den Fachbelegungen. Zu Beginn hatte ich in Huttwil 27 Stellenprozente, nach Umsetzung des Musikschulgesetzes dann 35 Prozent und zum Schluss, aufgrund steigender Schülerzahlen, waren es 45 Prozent», erklärt der Musikschulleiter. Zusätzlich hatte er einige Jahre eine Anstellung als Schulleiter-Stellvertreter an der Musikschule Oberemmental und unterrichtete in Langnau Schlagzeug und Dudelsack und leitete ein Schlagzeugensemble. Um die Stelle in Zofingen übernehmen zu können, kündigte Guido Kunz auch die Anstellung an der Musikschule Oberemmental, dies bereits per Ende Januar 2023. «Die Anstellung an einer Musikschule mit einem grösseren Pensum führt auch dazu, dass ich mich besser auf diese eine Stelle fokussieren kann», ergänzt der in Rütschelen wohnhafte Musiker.

Qualität und Teamgeist
Während seiner Wirkungszeit in Huttwil hat Guido Kunz so einiges auf die Beine gestellt. Zu Beginn seiner Schulleitertätigkeit galt es, das dannzumal neue Musikschulgesetz in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Huttwil rechtlich umzusetzen und die umliegenden Gemeinden mit ins Boot zu holen. Einzug gehalten hatte auch die Digitalisierung: Seit zwölf Jahren verfügt die Musikschule über eine eigene Webseite. «Im gleichen Zuge liessen wir uns zertifizieren, um so dem Qualitätsmanagement und dem Qualitätserhalt genügend Beachtung schenken zu können», erklärt der bald 50-Jährige. Die Qualität der Musikschule lag ihm dabei besonders am Herzen, genauso wie ein aktiver Teamgeist. «Ich habe immer ein gewisses Niveau an Qualitätsbewusstsein im Team gefordert, genauso wie das Bewusstsein, dass man auch als Musikschule ein Dienstleistungsverständnis entwickeln muss.» Daneben war die Werbung ein weiterer wichtiger Faktor, den Guido Kunz angegangen ist. Gemeinsam mit dem Kollegium hat er verschiedene Gefässe ausprobiert, um die Musikschule zu bewerben und die jährlich stattfindende Instrumentenvorstellung attraktiv zu gestalten. «In diesem Zusammenhang ist es uns gelungen, ein Netzwerk aufzubauen und verschiedene Formen der Zusammenarbeit zu finden», freut er sich.

Musikalisches Multitalent
Während seiner Studienzeit hat Guido Kunz als obligatorisches Nebenfach Klavier erlernt, während drei Semestern Violin-Unterricht genommen und in der Guggenmusik Saxophon gespielt, nachdem er zuerst die Klarinette erlernt hatte. Seit 16 Jahren spielt das musikalische Multitalent auch Dudelsack. «Mein Hauptinstrument ist aber das klassische Schlagzeug», verrät der zweifache Familienvater. Trotz künftig höherem Pensum als Musikschulleiter unterrichtet Guido Kunz weiterhin auf privater Basis Dudelsack und für die Musikgesellschaft Bleienbach aktuell drei Schlagzeugschüler. In seiner Freizeit steht neben der Musik die Familie an erster Stelle. Lesen und Segeln finden, je nach Zeit, ebenfalls einen Platz in der Freizeitgestaltung. Nun freut er sich auf eine neue Herausforderung an der Regionalen Musikschule Zofingen, die Musikschule Huttwil bleibt ihm dabei in bester Erinnerung: «Durch die vielen interessanten und unterhaltsamen Musizierstunden und Konzerte und dem guten Austausch mit dem Kollegium sind viele gute Bekanntschaften entstanden.»

Augenmerk auf die Finanzen
Nur drei Jahre weniger als Guido Kunz hat sich Andreas Christen mit viel Leidenschaft für die Musikschule eingesetzt. Am 10. April dieses Jahres musste er jedoch aus gesundheitlichen Gründen seine Demission einreichen. Vor neun Jahren hatte er das Vereinspräsidium der Musikschule Huttwil übernommen und seither die Fäden in den Händen gehalten. «Der Anfang meiner Amtszeit war die intensivste Zeit, bis ich die wichtigsten Verträge, Reglemente und Bestimmungen intus hatte», gesteht Andreas Christen. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die Finanzen, ihm war es äusserst wichtig, den Betrag, den die Eltern für ihre Kinder für den Musikunterricht bezahlen mussten, nach Möglichkeiten nicht zu erhöhen. «Deshalb suchte und fand ich die letzten Jahre Inserenten für den jeweiligen Jahresbericht und konnte so immerhin jeweils zwischen 2600 und 3300 Franken in die Betriebskasse leiten», freut sich Andreas Christen. Auch ihm bleibe die Musikschule Huttwil in guter Erinnerung. «Ich staunte immer wieder, was die Kinder und Jugendlichen innert kurzer Zeit auf ihren Instrumenten gelernt haben und wie unbekümmert sie das Gelernte in den Musizierstunden vorgetragen haben, was sicher auch ein Verdienst der professionellen Lehrpersonen ist.» In Erinnerung sei ihm auch die Jubiläumsfeier zum 35. Geburtstag der Musikschule Huttwil geblieben, an der er zusammen mit der Lehrerschaft mit seiner Trompete auftreten durfte. «Ich hatte überhaupt mit den Lehrkräften wie auch mit den Vorstandsmitgliedern ein gutes Einvernehmen, die Zusammenarbeit war erfreulich», ergänzt er.

Musik im Blut
Andreas Christen ist Musikant durch und durch. «Ende Jahr werde ich 74 Jahre alt, 62 Jahre davon habe ich – mit ganz wenigen Ausnahmen – jeden Tag irgendwie und irgendwo Musik gemacht.» Und er hat über 30 Jahre lang die Jugendmusik der Musikgesellschaft Rohrbach geleitet. «Deshalb war ich auch gerne für die Jugend der Musikschule Huttwil unterwegs, egal für was, ohne Musik ist das Leben doch nur halb so viel wert», ist der noch 73-jährige Pensionär überzeugt. Seine musikalische Laufbahn begann mit zehn Jahren mit einem Tenorhorn in der Jugendmusik Rohrbach. Gleichzeitig nahm er in der «Krone» Rohrbach bei Otto Etter Harmonika-Unterricht. Zwei Jahre später durfte er das erste Mal mit der Musikgesellschaft Rohrbach am Silvestergottesdienst mit der Trompete mitspielen. «Wir spielten damals unter dem langjährigen Dirigenten Paul Künzli die ‹Finlandia› und den ‹Studentenprinz›. Etwas, das ich nie vergessen werde», schwärmt der Musikant. Seinen letzten musikalischen Auftritt in einem Pflegeheim vor genau zwei Jahren musste er wegen Unterzuckerung abbrechen. «Seither habe ich keinen Ton mehr gespielt.» Dafür ist Andreas Christen nun jeden Tag mit dem Elektrovelo unterwegs und besucht seine beiden jüngeren Enkelkinder Livia und Andrin. «Livia ist musikalisch talentiert und nimmt an der Musikschule Huttwil Klavierunterricht, und Andrin spielt leidenschaftlich Unihockey bei den Junioren D. Ich verfolge am Bildschirm auch die Hockeymatches, wenn meine ältere Enkelin Lara mit dem SCB oder der Frauennationalmannschaft unterwegs ist, oder ich schaue einen Match mit meinem Enkel Luca, der beim EHC-Biel unter Vertrag steht. Ich bin sehr stolz auf meine Enkelkinder», erzählt der tief beeindruckte Grossvater. Wenn Andreas Christen nicht gerade die Karrieren seiner Enkelkinder verfolgt, macht er bei seinem Sohn und AXA-Nachfolger Cyril im ehemaligen Büro einen kurzen «Kafihalt», ist mit Kollegen unterwegs oder spielt mit anderen Kollegen bei einem Glas Weisswein und guter Musik «Rummikub». So unterschiedlich das Leben von Guido Kunz und Andreas Christen ist, haben sie doch eines gemeinsam: Die Musik. «Ohne geht es nicht, es ist ein Lebenselixier», sind sich die beiden Vollblutmusiker einig.

Von Marion Heiniger