• Die Wohnblöcke an der Sonneggstrasse 2 und 4. Mieter wehren sich gegen die hohen Nebenkostennachzahlungen. · Bild: Thomas Peter

08.12.2023
Huttwil

143 000 Franken Nebenkosten entfachen Streit

Mit der Abrechnung über die Nebenkosten wurden gleich mehrere Mieter in Huttwil an der Sonneggstrasse 2 und 4 nicht nur überrascht, sondern auch verärgert. Die für die Mieter unerklärbar hohen Forderungen von total 143 000 Franken führen dazu, dass die Schlichtungsbehörde einbezogen wird.

Huttwils Wohnsituation hat es einmal mehr in die nationalen Medien geschafft. Während sich die Leerwohnungsbestände laut unterschiedlichen Informationen in den letzten Jahren leicht erholt haben, schaffen es nun vermietete Wohnungen in die Schlagzeile. Der Grund: Immense Nachzahlungen, die im Zusammenhang mit der Nebenkostenabrechnung gezahlt werden sollen. Der «Blick», welcher diese Story aufgriff, titelte: «Bewohner müssen 143 000 Franken an Nebenkosten nachzahlen.» Diverse Mieter gehen nun auf die Barrikade und wollen sich wehren.
Dabei handelt es sich um die Bewohner der Mehrfamilienhäuser an der Sonneggstrasse 2 und 4 im Blumenstädtli. Die Bewohner der insgesamt 36 Wohneinheiten haben kürzlich eine Abrechnung über die Nebenkosten der letzten drei Jahre erhalten, weshalb in einzelnen Fällen bis zu 18 000 Franken nachgezahlt werden sollen, andere trifft es mit 5000 bis 8000 Franken oder auch weniger. Das führt nun aber da­zu, dass 22 Haushalte vor die Schlichtungsbehörde gehen, um den Fall zu klären.

«Das ist ein Trick»
Für Christoph Buchmann, der gegenüber «Blick» als Sprecher der Gruppe auftritt und mit einem Video interviewt wurde, ist klar: «Das ist ein Trick. Wohnungen mit tiefen Nebenkosten günstig vermieten und dann mit der Nebenkostenabrechnung nachzahlen lassen.» Ein Wohnungsmieter solle statt 170 Franken 850 Franken an monatlichen Nebenkosten bezahlen, führt Buchmann als Beispiel vor, «Blick» bestätigt derweil, dass einzelne Wohnungen im Zusammenhang mit den Abrechnungen statt 1900 Franken plötzlich 2400 Franken gekostet hätten. Selbst für eine damit angesprochene 4,5-Zimmerwohnung zweifellos ein stattlicher Preis. Begründet wird diese explizite Rechnung von der Verwaltung «Crowdhouse» mit dem hohen Verbrauch an Warmwasser und Energie. Der Familienvater, der auf «Blick» ebenfalls zitiert wird, kontert scherzhaft: «Ich habe den Pool in meiner Wohnung noch nicht gefunden», fügt dann aber ernsthaft an, dass er sich die derart hohen Beträge nicht erklären könne. Als erste Konsequenz wird nun die Plausibilität der Zähler geprüft, vorerst sei kein Fehler festgestellt worden, lässt die Verwaltung ausrichten.

Keine absichtlich tiefen Akontozahlungen
Von Abzockerei will die Verwaltung ausserdem nichts wissen. «Wir bedauern, dass wir die zum Teil signifikante Abweichung zwischen den angesetzten Akontozahlungen und den entsprechenden Nachzahlungen nicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt identifiziert und angepasst haben», erklärten die Verantwortlichen gegenüber «Blick», es habe aber keine Intention gegeben, die Vermietbarkeit der entsprechenden Einheiten mit absichtlich tief angesetzten Akontozahlungen zu erleichtern. «Crowdhouse» hat mittlerweile mit den Familien Kontakt aufgenommen. Man wolle sich aktiv um eine gangbare Lösung kümmern und für künftige Fälle die Kommunikation verbessern. Im Weiteren wird auch die Zusammenarbeit mit der Firma für die örtlichen Hauswartdienste geprüft, die laut der Tageszeitung ebenfalls auffallend hohe Beträge für ihre Arbeiten verrechnet hatte. Welche Fortsetzung diese Auseinandersetzung findet, ist noch unklar. Für Sprecher Buchmann ist aber klar: «Im schlimmsten Fall ziehen wir vor Gericht.»

Von Leroy Ryser