• Im November feierte der «Dorf-Spiegel» in Wasen seinen 50. Geburtstag. Anfangs März wird Wasens Bevölkerung nun die Jubiläumsausgabe ihrer Dorfzeitung, die 200. Ausgabe, in den Händen halten. Viele Jahre kümmerten sich die Gründerväter um den Fortbestand des «Dorf-Spiegel», der im November 1969 erstmals erschien. 2013 haben Andrea Winkelmann und Vanessa Röthlisberger die Redaktion übernommen. Unser Bild: Mit viel Engagement sorgen Andrea Winkelmann (links) und Vanessa Röthlisberger dafür, dass die Bevölkerung von Wasen und die auswärtigen «Heimweh-Wäseler» die beliebte Dorfzeitung regelmässig erhalten. · Bild: zvg

  • Wasen verfügt seit 50 Jahren über eine eigene Dorfzeitung, den «Dorf-Spiegel». In wenigen Wochen kommt die 200. Ausgabe heraus. · Archivbild: ljw

20.02.2020
Emmental

200 Mal das Dorf «gespiegelt»

Im November feierte der «Dorf-Spiegel» in Wasen seinen 50. Geburtstag. Anfangs März wird Wasens Bevölkerung nun die Jubiläumsausgabe ihrer Dorfzeitung, die 200. Ausgabe, in den Händen haben.

Wasen · Eine eigene Dorfzeitung – dieser Wunsch geisterte offenbar längere Zeit im Vorstand des Ortsvereins Wasen. «Bis jetzt konnte sich noch niemand entschliessen, diese schwierige Aufgabe anzugehen», heisst es in der allerersten Ausgabe, im November 1969. Und weiter: «Alle schreckten vor der Arbeit zurück – und Arbeit haben wir alle genug. Noch mehr Arbeit übernehmen, freiwillig, unbezahlt, Freizeit zu opfern, wahrscheinlich Undank zu ernten. Und weiter: Welche Probleme würden sich stellen? Finanzielle? Ganz sicher. Aerger? So sicher wie nur etwas. Menschlich-allzumenschliche? Bestimmt zu erwarten. Usw. usw. Die Bedenken können beliebig vermehrt werden ...»

Klare Vorstellungen
Nun, «schmackhaft» hatten es sich die damaligen Vorstandsmitglieder gewiss nicht vorgestellt.
Was sie aber trotzdem nicht mehr davon abhielt, den Versuch zu wagen: «Ob es gelingt oder nicht: Gleichgültig, niemand kann das voraussagen, schlüssig allein ist der unternommene Versuch», heisst es weiter.
Dabei hatten die Initianten, Fritz Wenger und Toni Kropf, klare Vorstellungen, was der «Dorf-Spiegel» sein oder eben nicht sein sollte, nämlich:
«Ein Bindeglied in unserer Ortschaft, ein Sprachrohr für die Dorfbevölkerung, ein Mitteilungsblatt für unsere Vereine – wer Lust hat, schreibe Artikel zu Dorf-, Gemeinde- und anderen Problemen. Sie dürfen gepfeffert sein, jedoch nicht beleidigend, wir wollen nicht Streit, aber auch keinen faulen Frieden. Sofern noch Platz vorhanden, nehmen wir auch Inserate hiesiger Geschäfte auf.» Aber gar nicht etwa «ein hochoffizielles Publikationsorgan, ein Parteiblatt, ein tierisch-ernst-zu-nehmendes Produkt kompromisskranker Politiker – die Artikel darin dürfen weder in sprachlicher, noch in stilistischer Hinsicht auf die Goldwaage gelegt werden ...»

Mitarbeit gefragt – bis heute
Jedermann war zur Mitarbeit eingeladen, sei es durch das Erstellen von fertigen Artikeln, Notizen oder durch Mitteilungen. Vorgesehen war von Anfang an eine vierteljährliche Erscheinungsweise, die, vergleicht man die Auflage mit den Jahren, wohl zu 100 Prozent eingehalten worden ist.
Und ebenfalls von Anfang an war es eine abonnierte Zeitschrift mit der Empfehlung, den «Dorf-Spiegel» auch für auswärtige Angehörige zu abonnieren. Der Abonnementspreis lag zwischen 3 und 5 Franken.
Die Vereinsberichte kamen denn auch prompt und bis heute – Wasen verfügt über ein überaus intaktes Vereinsleben. Dazu kamen Geburtsmeldungen, Gratulationen, die Totentafel, die beliebte Agenda mit dem Vermerk «bitte aufbewahren», Berichte über Gemeindeversammlungen und Gemeinderatsbeschlüsse. Bei letzterem wurde in der Publikation im «Dorf-Spiegel» jeweils besonders viel Wert daraufgelegt, die Traktanden, welche das Dorf Wasen betrafen, hervorzuheben und allenfalls auch zu kommentieren.

Datenschutz
Vieles hat sich jedoch verändert. In den letzten Jahren hat das Wort Datenschutz auch das Dorf  Wasen eingeholt. Vorbei ist die Zeit, als ganz selbstverständlich die Geburten, Taufen und Hochzeiten abgedruckt wurden.
Heute dürfen die Redaktorinnen nur noch die Jubilare, die bei der Gemeinde keine Gratulationssperre hinterlegt haben, veröffentlichen, die Verstorbenen nur noch in Zusammenarbeit mit dem Friedhofgärtner.
Dennoch – der Grundgedanke ist geblieben, ebenso die Art der Ausführung, wenn auch der heutige «Dorf-Spiegel» luftiger und mit einem modernen Layout erscheint.

Ein Produkt des Ortsvereins
Nach wie vor wird intensiv über das Vereinsleben, die Schule Wasen, die Kirche und das Dorfgeschehen berichtet. Der «Dorf-Spiegel» ist seit der Gründerzeit ein Produkt des Ortsvereins Wasen. Die Gründerväter und weitere Mitwirkende haben die Idee über Jahre hinweg treu weitergeführt.

In treuen Händen
Viele Jahre war Toni Kropf der Hauptverantwortliche, wobei ihn Susi Schifferle tatkräftig unterstützte. Längere Zeit erstellte Hans Ruch den «Dorf-Spiegel» allein. 2013 haben Andrea Winkelmann und Vanessa Röthlisberger die Redaktion des Mitteilungsblatts übernommen, vorerst noch gemeinsam mit Hans Ruch, der aber kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen demissionierte.

Gut zu wissen
Der «Dorf-Spiegel» Wasen kann unter Tel. 034 437 11 48 oder über dorfspiegel@bluewin.ch zum Preis von 18 Franken abonniert werden.

Von Liselotte Jost-Zürcher