• Das OK «Der Linksmähder 2020»: Unterste Reihe, von links: Christine Brügger, OK Präsidentin (DTV); Elisabeth Bärtschi, Festwirtschaft (Linksmähderchor); Renato Cavoli, Regisseur; Christian Minder, Bau (Musikgesellschaft); 2. Reihe, von links: Beat Zulliger, Vizepräsident (MG); Elisabeth Aebi, Finanzen/Vorverkauf (DTV); Monika Reinhard, Sekretariat; 3. Reihe, von links: Urs Zulliger, Beisitzer (TV), Jörg Wittwer, Sponsoring/Werbung (TV), Hans Minder, Bau (TV). Auf dem Bild fehlt Jasmin Bühler, Festwirtschaft (Linksmähderchor). · Bild: zvg

04.04.2019
Oberaargau

2020 ist ein «Linksmähder»-Jahr

Die Auflage ist klar: Alle zehn Jahre muss das Theaterstück «Der Linksmähder» im Dorf Madiswil aufgeführt werden. Nur dann bleiben der Gemeinde die Aufführungsrechte erhalten. Im Januar 2020 ist es soweit. In voraussichtlich 16 aufwändigen Vorstellungen soll das Drama traditionsgemäss über die Bühne gehen, zum 9. Mal nach der Fassung von Heinrich Künzi.

Madiswil · Die Aufführung der dramatischen Sage hat im «Linksmähder-Dorf» eine lange Tradition. Sie geht ins ganz frühe 19. Jahrhundert zurück, wurde anfangs nach der Fassung von Jakob Steffen und später nach derjenigen von Fritz Mayü gespielt. Stets noch in engem Zusammenhang mit dem Kloster St. Urban, zu welchem Madiswil in der früheren Zeit gehörte.
Zum 9. Mal kommt im Januar/Februar 2020 die Version des einstigen Madiswiler Lehrers Heinz Künzi zum Tragen. Während die Werke der ersten beiden Autoren noch stark vom Kirchlichen geprägt waren und in früheren Epochen stattfanden, schrieb Künzi nach dem Zweiten Weltkrieg eine modernere Fassung und rückte mit dem Geschehen ins Jahr 1648, in die Zeit des Bauernkriegs, vor. «Diese wurde bisher am längsten von allen aufgeführt», sagt die OK-Präsidentin Christine Brügger im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».

Vertraglich geregelt
Die Rechte für das Stück liegen immer noch in den Händen der Künzi-Familien. Zwischen ihnen und der Gemeinde Madiswil besteht ein Vertrag, in welchem unter anderem festgehalten ist, dass das Stück alle zehn Jahre und nur in Madiswil aufgeführt werden muss. Dies ist die Bedingung, damit die Aufführungsrechte im Dorf bleiben. Ebenso muss die Aufführung in den Händen der richtigen Trägerschaft liegen, nämlich der Dorfvereine Musikgesellschaft, Turnverein und Damenturnverein sowie des Linksmähder-Chors (früher der Männerchor und der Frauenchor).
Diese vier Dorfvereine bilden die Spielgemeinde Madiswil. Aus ihnen heraus müssen sich sämtliche Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Helfer rekrutieren.
Der Aufwand ist enorm, wobei das Besetzen der rund 35 Sprechrollen, der Statistenrollen und die Inszenierung der fünf Akte «nur» ein Teil davon sind. Was hinter und vor der Bühne läuft ist ebenso «happig».
Insgesamt vier Jahre lang wird das elfköpfige OK schlussendlich an der Arbeit sein; gut drei Jahre sind die Drahtzieher schon am Werk.
«Immer wichtiger wird dabei das Sponsoring-Konzept», stellt die OK-Präsidentin fest. Auch der Aufwand für die Bühnenbilder und für die Festwirtschaft steht in keinem Vergleich mehr zu früheren Zeiten.
Denn damals wurde in den einheimischen Wirtschaften gespielt. Die Kulissen waren vorhanden, die Gastronomie schon gegeben. Jetzt liegt alles in den Händen des OK’s und der Helferinnen und Helfer. Frühzeitig muss die Linksmähder-Halle reserviert werden, denn «sie ist unglaublich ausgebucht». Glücklicherweise muss die Bühne nicht jedesmal abgebaut werden. So kann hinter der Trennwand auch dann geübt werden, wenn in der Turnhalle Sporttrainings stattfinden. Erst kurz vor dem Beginn und während der Festivitäten des «Linksmähders» ist die Halle vollständig «blockiert».
Währenddem die Vorbereitungen seit langem laufen, steht das Casting für die Darstellenden Ende April bevor. Dann wird definitiv auch der professionelle Theaterregisseur Renato Cavoli die Arbeit aufnehmen.
Die Spielerinnen und Spieler haben bis im August Zeit, ihre Rollen zu lernen und sich hineinzudenken. Nach den Sommerferien beginnen die Proben. «Mehrere ehemalige Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich eingeschrieben», weiss Christine Brügger. Wobei diese nach jeweils zehn Jahren wohl eher eine andere Rolle übernehmen werden.

Premiere am 11. Januar 2020
Die «Linksmähder»-Zeit ist in Madiswil eine besondere. Sie ist ein Bestandteil des Dorfes, ist nicht wegzudenken. «Man arbeitet für den Verein, für ‹die Sache›, es gibt ein grosses Zugehörigkeitsgefühl unter den Vereinsmitgliedern.» 16 Vorstellungen sind vorgesehen, wobei Zusatzvorstellungen nicht ausgeschlossen sind.
Die Premiere des «Linksmähders 2020» findet am 11. Januar 2020 statt.

Von Liselotte Jost-Zürcher