• Christine Schär (links) und Hedy Schär gehen nach je 45 Jahren bei der Post in den frühzeitigen Ruhestand. · Bild: zvg

22.10.2020

90 Jahre im Dienst der Post

Hedy Schär und Christine Schär treten Ende Oktober in den vorzeitigen Ruhestand. Die 62-jährigen Frauen haben bald ihren letzten und gemeinsamen Arbeitstag.

Je 45 Jahre lang haben Hedy Schär und Christine Schär bei der Post gearbeitet. Der gelbe Riese hat das Leben von den zwei Frauen dominiert. Sie haben Kunden bedient, Briefe und Einzahlungen entgegengenommen, Päckli über den Tresen geschoben und vor allem: viele Geschichten gehört. Nun haben Hedy und Christine beschlossen, sich mit 62 Jahren frühzeitig pensionieren zu lassen. Es sei also keineswegs so, dass ihnen die Arbeit keinen Spass mehr gemacht hätte. Im Gegenteil. Doch irgendwann sei eben Schluss, sagen sie. Am 28. Oktober treten sie gemeinsam ihren letzten Arbeitstag auf der Huttwiler Poststelle an.

Viele Poststellen, zuletzt in Huttwil
«Mein Bruder war Briefträger und dadurch stiess ich zur Post.» So begann Hedy Schär ihre Lehre am 28. April 1975 als damalige Betriebsassistentin PTT in Hasle-Rüegsau. «Damals erledigten wir noch alles von Hand, einzig eine Rechnungsmaschine und später ein Codier-Gerät standen uns zur Verfügung», sagt Schär. Nach der Ausbildung arbeitete die junge Frau bei verschiedenen Poststellen in der Stadt Bern. Neben Beschäftigungen in Münsingen und Langenthal, gelangte sie schliesslich im Dezember 1984 nach Huttwil. Bis zur Geburt ihres Sohnes im Jahr 1990, arbeitete Hedy Schär im «Blumenstädtchen». «Zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht möglich, Teilzeit zu arbeiten. Deshalb musste ich meine Stelle kündigen», erinnert sich Hedy Schär. Währenddessen leistete sie aber Ferienablösungen in kleinen Poststellen in der Umgebung, die bis heute alle geschlossen wurden. Im Jahr 2005 erhielt sie schliesslich bei der Poststelle in Huttwil wieder eine Festanstellung. Zuletzt in einem 50% Pensum. Mit einigen kleinen Lücken stand Hedy Schär genau 45 Jahre im Dienst der Post. «Nach der Pensionierung will ich in erster Linie die Zeit geniessen», stellt Hedy Schär fest. Sie freut sich, mehr Zeit für den Garten, das Wandern und Ski fahren zu haben. Zu einem späteren Zeitpunkt will sie sich dann ehrenamtlich engagieren.

Mit ihrem Mann Poststelle geführt
Christine Schär begann am 1. November 1974 ihren Werdegang bei der Post. Dreizehn Jahre lang arbeitete sie beim Postcheckamt in Burgdorf und verbuchte da tausende von Einzahlungsscheinen. «Da ich anschliessend in eine Posthalterfamilie geheiratet habe, löste ich meinen Schwiegervater auf der Poststelle in Häusernmoos ab.» Im November 1990 übernahm sie zusammen mit ihrem Mann Rolf die Poststelle in Häusernmoos bis zu deren Schliessung im März 2000. «Die Arbeiten auf der Post haben sich in den vier Jahrzehnten stark verändert», stellt Schär fest. Später war Christine Schär fünfzehn Jahre lang auf der Poststelle im Weier i. E. tätig. Diese wurde 2015 endgültig geschlossen. Die letzten fünf Jahre war sie nun in einem 70% Pensum auf der Poststelle in Huttwil stationiert. Sie habe immer einen schönen Job gehabt, sagt Schär. «Ich freue mich auf die bevorstehende Zeit», erzählt die in Häusernmoos wohnhafte Postmitarbeiterin. Nach der Pensionierung will sie öfter eine Fahrradtour unternehmen und mehr Zeit für Haus und Garten haben.

Beide werden den Kundenkontakt vermissen
Die zwei Frauen haben während ihrer Arbeit ab 1974 den Wandel der Post hautnah miterlebt. All den Umstrukturierungen, Veränderungen – «die nicht immer einfach waren» – und dem Verkaufsdruck zum Trotz: Nie haben sie bereut, bei der Post zu arbeiten. Besonders den Kundenkontakt haben beide geschätzt. Die Gespräche mit den Kunden sind es, die Hedy und Christine Schär in erster Linie wohl vermissen werden. Viele Kunden hätten ihnen Persönliches aus deren Leben erzählt. Auch Reklamationen mussten sie die eine oder andere entgegennehmen. Auf die Zeit so ganz ohne Arbeit freuen sich Hedy und Christine.
Darauf, spontan Ausflüge unternehmen und soziale Kontakte wieder besser pflegen zu können. «Wir danken dem Team Huttwil für die gute Zusammenarbeit», schliessen die beiden 62-Jährigen das Gespräch ab.

Von Yanick Kurth