• Grossandrang: Das Geschäftsergebnis und die unmittelbare Zukunft des Hotels Bären stossen bei den Aktionären auf überaus grosses Interesse. · Bild: Walter Ryser

29.11.2019
Langenthal

Abschreibungen als Hemmschuh

Hohe Abschreibungen würden sich für das Hotel Bären in Langenthal als Hemmschuh für die künftige Entwicklung erweisen, erklärte Verwaltungsratspräsident Thomas Rufener an der Generalversammlung vor 260 Aktionären. Dennoch will sich das «Bären»-Team im nächsten Jahr intensiv mit der künftigen Ausrichtung des Traditions-Hauses befassen.

«Unveränderter Restaurationsumsatz gegenüber dem Vorjahr, volatile Beherbergungszahlen, erfreuliches Immobilienergebnis der «Bärenscheune», deutlich erhöhte Personalaufwendungen wegen stark überdurchschnittlichen krankheitsbedingten Ausfällen – damit erklärt sich das leicht negative Ergebnis aus dem Geschäftsjahr 2018/19 von 15 498 Franken», erläuterte Verwaltungsratspräsident Thomas Rufener im Geschäftsbericht der Ak-tiengesellschaft Bären Langenthal.

«Wohin führt die Reise?»
Sorgen bereite dem Verwaltungsrat nicht in erster Linie das Ergebnis, betonte Rufener vor 260 Aktionären, die 16 437 von total 19 000 Aktienstimmen vertraten. Das Ergebnis, das vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ein Plus von 172 928 Franken aufweist, stelle Verwaltungsrat und Geschäftsleitung zufrieden. Die Höhe der Abschreibungen allerdings, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen noch wesentlich höher ausfallen müssten, würden sich als Hemmschuh für die künftige Entwicklung erweisen.
Die «Bären»-Liegenschaften stehen allesamt unter Denkmalschutz. Die hohen Aufwendungen zum Erhalt dieser Liegenschaften schlagen gemäss Rufener enorm zu Buche. «Am Beispiel der kürzlich erfolgten Renovation der ‹Bärenscheune› zeigt sich, dass die Denkmalpflege zwar ein deutliches Wort mitreden will und dies gemäss den gesetzlichen Bestimmungen auch kann, ihre finanzielle Beteiligung fällt aber letztendlich sehr bescheiden aus», hielt der VR-Präsident weiter fest. Würden Investitionen in diese Liegenschaften gemacht, was notwendig sei, führe dies zu einem happigen Abschreibungsbedarf.
Aus diesem Grunde stelle sich der Verwaltungsrat die Frage: «Wohin führt uns die künftige Reise?». Mit dieser Frage wolle man sich im kommenden Jahr intensiv befassen. Rufener sprach als Beispiel den Bereich Gastronomie an, der stark in Bewegung sei, nicht zuletzt verursacht durch unterschiedliche Trends im Ernährungsverhalten unserer Gesellschaft. Deshalb wolle man kritisch hinschauen und eruieren, ob die generelle Zielsetzung noch stimme, ob das breite Leistungsangebot noch zeitgemäss sei.
Im Fokus stehe dabei auch der Hotelbereich. Hier stellt Rufener einen verschärften Preiskampf fest, aufgrund von neuen Anbietern auch auf dem Platz Langenthal. Der VR-Präsident ist sich im Klaren, dass alle diese Fragen und Entwicklungen das «Bären»-Team in Zukunft enorm fordern werden. «Wir müssen auch künftig alles geben und besser sein als die andern», ermunterte er die gesamte Belegschaft.

340 Gäste pro Tag
Dass dies im vergangenen Jahr stattgefunden hat, dokumentierte anschliessend Bären-Geschäftsführer Bernhard Raemy mit eindrücklichen Zahlen. So konnte der «Bären» im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt 117 000 Gäste begrüssen, was durchschnittlich 340 Gäste pro Tag ausmacht. Der Umsatz pro Gast beläuft sich dabei auf 22.40 Franken. Erfreulich sind auch die Zahlen in der Hotellerie, wo man 7500 Zimmerbuchungen verzeichnete, was im Schnitt 20 belegte Zimmer pro Tag bedeutet. Sorgen macht Raemy dagegen die hohe Anzahl Ausfalltage beim Personal wegen Krankheit. Hier verzeichnete man 240 Krankheitstage, im Vergleich zu 103 im Vorjahr. «Da fragen wir uns natürlich schon, ob wir zu viel von unseren Leuten verlangen», gab er gegenüber den Aktionären zu verstehen. Man nehme dieses Problem nicht auf die leichte Schulter.
Trotz allem aber überwiege die Genugtuung, stellte Thomas Rufener fest. «Der Betrieb bereitet uns sehr viel Freude, im ‹Bären› läuft das ganze Jahr hinweg immer etwas.» Aus diesem Grunde überraschte es nicht gross, dass sich der gesamte Verwaltungsrat (Thomas Rufener, Daniela Aeschlimann-Schneider, Stephan Anliker, Urs Rickenbacher, Fritz Steiner und Thomas Witschi) mit Ausnahme des austretenden Bernhard Friedli, zur (erfolgreichen) Wiederwahl stellte.

Von Walter Ryser