• Cornelia Ritter, Präventionsmitarbeiterin der Kantonspolizei Bern, gab Tipps. · Bild: Irmgard Bayard

  • Zur Prävention gibt es verschiedenes Informationsmaterial, welches die Polizei gerne zur Verfügung stellt. · Bild: Irmgard Bayard

31.01.2022
Langenthal

Achtsam sein und sich der Polizei anvertrauen

Trickdiebstahl, falsche Polizisten, Enkeltrick, Liebesbetrug: Dies waren Themen am vom Verein Haslibrunnen in der Alten Mühle organisierten Präventionsanlass zum Thema Sicherheit im Alltag.

Langenthal · «Müssen wir von der Polizei uns ausweisen?», wollte Cornelia Ritter (Kantonspolizei Bern) von den knapp 60 Anwesenden wissen. «Ja», war die einhellige Meinung im Saal der Alten Mühle. Dies bestätigte die ehemalige Fahnderin und heutige Präventionsmitarbeiterin für die Region Mittelland-Emmental-Oberaargau. «Wir sind verpflichtet dazu und ihr dürft euch den Ausweis auch genau anschauen.» Sie betonte denn auch, dass die Polizei nie jemanden zu Hause anrufe, um Schmuck oder Geld in Sicherheit zu bringen, schon gar nicht über die Notrufnummer. «Wenn ihr mal einen Anruf von der Polizei bekommt, dann dürft ihr ruhig nach der Nummer fragen und auf den Posten zurückrufen, um sicher zu sein.»

Telefongespräch ist kein Ratespiel
Doch nicht nur als Polizisten geben sich Betrüger am Telefon aus. Ein Thema, von dem man immer wieder hört und liest, ist der sogenannte Enkeltrick. «Ein Telefongespräch ist kein Ratespiel», betonte Cornelia Ritter. «Wenn jemand fragt, ob man wisse, wer da sei, ist das schon verdächtig.» Ihr Rat: Sich gar nicht auf ein solches Gespräch einlassen. Falsche Handwerker seien ebenfalls ab und zu anzutreffen. «Am besten ist es, wenn Handwerker ihr Kommen dem Abwart melden, damit dieser alle Parteien im Haus informieren kann», riet die Fachfrau. «Wenn ihr nichts davon wisst und die Person nicht kennt, dann seid mutig und lasst sie gar nicht erst rein.»
Die persönlichen Informationen von Cornelia Ritter wurden von Kurzfilmen aufgelockert. Zum Beispiel zum falschen respektive richtigen Verhalten am Geldautomaten: Den PIN-Code immer abdecken, die Tasche nicht offenlassen und quer über die Schulter legen respektive das Portemonnaie bei den Herren in der Kittelinnentasche oder im vorderen Hosensack aufbewahren. «Wichtig ist auch, wie man sich hinstellt», erklärte Cornelia Ritter weiter. «Aufrecht und selbstbewusst. Man darf einer Person auch mal sagen, sie solle sich etwas weiter weg hinstellen.»

Ein Satz als Passwortvorlage
Etwas, mit dem alle immer wieder kämpfen, sind die Passwörter. «Ist es wirklich notwendig, für jedes Konto ein anderes zu nehmen? Das kann man sich ja nicht merken», kam eine Frage aus dem Publikum. Besser sei es, befand Cornelia Ritter und gab Tipps, wie man sich diese mittels einem Satz merken kann. Zum Beispiel ergebe der Satz ‹Ich habe 3 Schwestern, 2 Brüder und bin Bernerin!› mit den ersten Buchstaben das Kennwort: Ih3S2BubB! Wenn man sich den Satz nicht merken könne, so mache es auch nichts, ihn zu Hause aufzuschreiben. «Lieber zu Hause eine Notiz mit einem guten Passwort hinterlassen, als ein schlechtes wählen», so Cornelia Ritter. Einen ähnlichen Trick vermittelte sie für PIN-Codes: «Schreibt auf ein Papier die Anzahl Dinge, die ihr einkaufen wollt. In der Tasche aufbewahrt, sieht das aus wie ein Einkaufszettel.» Gemeint sind Produkte wie zum Beispiel 1 Pizzateig, 5 Tomaten, 7 Tranchen Schinken, 2 Mozzarellas, 8 Champignons usw. (=PIN 15728).

Scham überwinden und die Polizei einschalten
Die Fachfrau riet den Anwesenden, sich bei Vorfällen irgendwelcher Art bei der Polizei zu melden. Dass dies nicht immer einfach sei, wisse sie. Gerade auch im Fall eines weiteren Themas: Dem Liebesbetrug. Ein kurzer Film zeigte, wie sich Marie im Chat in einen Mann verliebt, der ihr die grosse Liebe vorspielt und sie dann um Geld bittet, weil er sie sonst nicht besuchen könne. Als sie kein Geld mehr überweisen wollte, war der Typ unauffindbar. «Das sind moderne Heiratsschwindler», so Cornelia Ritter, die den Zuhörerinnen und Zuhörern riet, hier besonders vorsichtig zu sein. «Schickt oder mailt nie jemandem, den oder die ihr nicht persönlich kennt, Passwörter und intime Fotos.»
 
Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen
Als eines der besten Mittel, sich vor Einbrechern zu schützen, nannte die Fachfrau die Nachbarschaftshilfe. «Was macht ihr, wenn ihr in die Ferien verreist?», lautete ihre Frage ans Publikum. «Mit einer Zeitschaltuhr das Licht brennen lassen, den Briefkasten leeren und die Storen ab und zu hochziehen lassen», kamen Tipps, welche von Cornelia Ritter positiv bestätigt wurden. Zudem riet sie, bei Einfamilienhäusern den Nachbar zu bitten, ab und zu mal sein Auto auf ihrem Umschwung parkieren zu lassen. «Beobachtet die Umgebung und haltet Ausschau nach Personen und Autos, die nicht ins Quartier gehören», riet sie weiter, «und meldet dies allenfalls der Polizei.» Dass eine gute Beschreibung von Personen jedoch gar nicht so einfach ist, zeigte Cornelia Ritter anhand eines Experiments. Kurz nach der Pause brachte ihr eine Angestellte der Alten Mühle einen Kaffee. Als sie wieder draussen war, wollte die Polizistin wissen, wie diese Frau ausgesehen habe. Von einigen Personen kam eine gute Beschreibung der Kleidung und der Haarlänge, mehr Unterschiede gab es zur Grösse und zur Haarfarbe sowie zum geschätzten Alter der Frau.

Von Irmgard Bayard

Seid Multiplikatoren
Mehrmals und zum Schluss noch einmal bat Cornelia Ritter die Anwesenden, sich als Multiplikatoren zu betätigen und Bekannten sowie Verwandten von den Tipps zu erzählen. Denn das Wort «Prävention» setze sich zusammen aus den Wortteilen «Prä», also «vorher», und dem von «venier» kommenden «vention», also «machen». Die meiste Polizeiarbeit geschehe im Nachhinein, sagte sie, mit der Prävention könne man vorab etwas tun.
«Diese Veranstaltung war super», fand Hanni Tanner. «Gerade in Bezug auf Code und PIN habe ich viel gelernt.» Etwas weniger begeistert zeigte sich Kathrin Braun. «Ich habe mehr konkrete Tipps erwartet. Etwa, wie man reagieren kann, wenn jemand den Fuss in die Türe stellt.» Ähnlich äusserte sich eine weitere Dame, deren Name hier aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird. «Ich sehe sehr schlecht, erkenne Personen durch den Türspion nicht. Also muss ich öffnen. Oder wie soll ich mich verhalten?» Eine für sie schwierige Frage, die sie im Saal nicht gestellt hatte, die ihr die Präventionsmitarbeiterin auf Nachfrage jedoch sicher beantworten kann.