• Vor einer gewaltigen Anzahl Fans schafft der Rohrbacher Töffpilot Dominique Aegerter in Assen am Samstag und Sonntag zwei Supersport-Rennsiege. · Bild: zvg

  • Mit dem Sieg der beide Supersport-Rennen baute Dominique Aegerter die WM-Führung aus.

25.04.2022
Sport

Aegerter ist der Supersport-König von Holland

Der 31-jährige Rohrbacher Dominique Aegerter gewinnt im Team-Heimrennen in Assen gleich beide Supersport-Rennen und baut die WM-Führung aus. Der kompletteste Supersport-Pilot schafft damit vier Assen-Siege innert zehn Monaten.

Supersport-WM 2022, 3./4. Rennen in Assen · Im Samstagsrennen zeigte Dominique Aegerter seine Klasse eindrücklich. Von der Pole-Position gestartet, hielt er die Führung im 18 Runden dauernden Rennen während der Startrunde. Anschliessend wurde er von Nicolo Bulega (Italien) und Glenn Van Straalen (Holland) überholt. Dies beunruhigte den routinierten 31-Jährigen aus Rohrbach in keinster Weise. Vielmehr profitierte er während der ersten Rennphase vom Ausfall der Hauptkonkurrenten um den WM-Titel. Zuerst stürzte Hauptrivale Lorenzo Baldassarri (Italien) und wenige Kurven später dann auch der Türke Can Öncü. An der Spitze setzte sich das Trio ab. Dann wurde es Aegerter etwas zu bunt. Er schnappte sich Bulega und absolvierte im Windschatten des vom rennsportbegeisterten holländischen Publikum frenetisch bejubelten Holländers Van Straalen Runde um Runde. Geschickt wartete die Nummer 77 geduldig die passende Überholsituation ab.

Gerade rechtzeitig überholt
Das Duo war der Konkurrenz längst enteilt und machte den Sieg unter sich aus. Glück gehört natürlich auch zum Töffsport. Und dies hatte Aegerter in der fünftletzten Runde. Absolut genial war sein Überholmanöver in der 14. Kurve. Er konnte allerdings nicht ahnen, dass diese Aktion im letztmöglichen Moment erfolgte. Warum? Ganz einfach, weil das Rennen in der fünftletzten Runde wegen eines heftigen Unfalls zweier Piloten im hinteren Bereich des Feldes abgebrochen wurde. Das Rennen wurde bei der letzten Zeitmessung vor dem Abbruch gewertet – und bei dieser lag Aegerter bereits wenige Augenblicke an der Rennspitze. «Da war schon Glück dabei. Wenn ich ein bisschen länger gewartet hätte, wäre Van Straalen zum Sieger erklärt worden», sagt Aegerter.

Machtdemonstration in zweiter Hälfte
Am Sonntag zeigte der Rohrbacher, dass er der kompletteste Supersport-Pilot ist. Und dies trotz (oder gerade wegen) einem Sturz im «warm-up», wo er auf dem Öl einer anderen Maschine ausgerutscht ist. Nach dem «Richten» der Glieder, einem Kombiwechsel und der Aufbereitung des Motorrads war der Rohrbacher trotzdem pünktlich zum Rennstart bereit. Kurz nach dem Start kam es zu einer Berührung mit dem Türken Can Öncü. Aegerter blieb im Sattel, fiel daraufhin aber an die vierte Stelle zurück. In der Folge lieferte sich der Oberaargauer packende Positionskämpfe mit dem WM-Hauptrivalen Lorenzo Baldassarri (Italien) und dem viele Runden vorne liegenden Türken Can Öncü. Die vielen Wechsel an der Spitze gestalteten das Rennen (vorerst) hochspannend. «Die Positionskämpfe haben grossen Spass gemacht», meint Aegerter.
Doch genau bei Rennhälfte war dann fertig lustig. Mit einem trockenen Manöver zog Aegerter an Baldassarri vorbei, donnerte über die lange Start- und Zielgerade und zeigte in der zweiten Rennhälfte eine Machtdemonstration. Die Konkurrenten hatten nicht den Hauch einer Chance. Rasch war der Vorsprung von Aegerter grösser als der für die Verfolger helfende Windschatten. Bald einmal lag die Nummer 77 eine Sekunde voraus. Im Ziel waren es dann satte 2,6 Sekunden vor dem Italiener Baldassarri.
«Mein holländisches Ten Kate Racing Team, welches nur 30 Minuten von der Rennstrecke in Nieuwleusen den Sitz hat, lieferte einfach einen grandiosen Job ab», lobt Aegerter. Mit dem Doppelsieg in Assen hat Dominique Aegerter die Führung in der WM-Gesamtwertung nach vier von 24 Rennen ausgebaut. Ausserdem hat er in Assen einen schönen Supersport-Rekord aufgestellt. Nach seinen beiden Siegen im Juli 2021 feierte er den vierten Assen-Sieg in Serie. Es waren Aegerters Siege 12 und 13 nach 25 Supersport-Rennen. «Zwei Siege, zweimal die schnellste Rennrunde und Pole-Position mit Rundenrekord – besser kann ein Wochenende wirklich nicht verlaufen», zeigt sich Dominique Aegerter überglücklich. Ausruhen auf den Erfolgen ist nicht drin: Bereits am Wochenende startet der Oberaargauer in Jerez mit zwei Rennen in den MotoE-Weltcup.

Auszug aus der Rangliste: Rennen Samstag (23 Klassierte): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 22:54,605; 2. Glenn Van Straalen, Holland, 0,081 zurück; 3. Nicolo Bulega, Italien, 1,796. – Rennen Sonntag (25): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 29:35,903; 2. Lorenzo Baldassarri, Italien, 2,606; Can Öncü, Türkei, 4,618; 12. Marcel Brenner, Schweiz/Schüpfen. – WM-Stand (4/24): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 95; 2. Lorenzo Baldassarri, Italien, 65; 3. Nicolo Bulega, Italien, 56; 4. Glenn Van Straalen, Holland, 46; 5. Niki Tuuli, Finnland, 40; 20. Marcel Brenner, Schweiz/Schüpfen

Von Stefan Leuenberger