• Ausgelassene Champagnerfreude bei Dominique Aegerter nach seinem ersten Triumph in der MotoE-Töffkategorie.  · Bild: Keystone

  • Pole-Position und Rennsieg. Dies glückte dem Rohrbacher Dominique Aegerter nach dem Moto2-Rennen 2014 auf dem Sachsenring beim MotoE-Rennen von Andalusien in Jerez am Sonntag zum zweiten Mal. · Bild: Keystone

27.07.2020
Sport

Aegerters erster Sieg in der Elektrotöff-Klasse

In beeindruckender Manier gewinnt der 29-jährige Rohrbacher Töffpilot Dominique Aegerter bei seinem erst zweiten Renneinsatz seinen ersten Grand-Prix in der Elektrotöff-Klasse. Ausserdem übernimmt er die Führung im WM-Gesamtklassement.

MotoE-WM 2020, 2. Rennen, GP von Andalusien in Jerez · «Alles, was ich eine Woche zuvor nicht optimal machte, konnte ich nun korrigieren», freut sich Siegpilot Dominique Aegerter nach seinem ersten E-Bike-Triumph im erst zweiten Elektro-Ernstkampf. Tatsächlich gelang der Nummer 77 alles. Die Trainings waren stark (zwei Bestzeiten in drei Trainings). Und im nur eine Runde andauernden Qualifying war Aegerter im Gegensatz zur Vorwoche absolut parat. «Du musst total fokussiert sein, weil nur eine einzige Runde zählt.» Während der Sieger der Vorwoche, der Brasilianer Eric Granado, patzte, holte sich Aegerter den klaren Sieg in der sogenannten E-Pole.

Weiterer Fehler korrigiert
Am Sonntag startete Aegerter damit aus der Pole-Position zum nur sechs Runden und total 26,5 Kilometer dauernden Sprintrennen der batteriebetriebenen Einheitsmaschinen. Und wieder korrigierte der Elektrotöff-Neuling einen Fehler der Vorwoche. Nach dem gewohnten Blitzstart musste sich der Rohrbacher nicht wie im ersten Rennen auf dieser Strecke in der ersten Kurve überholen lassen. Der Oberaargauer behauptete sich, blieb vorne. Dafür musste er sich diesmal etwas später in der Startrunde von Matteo Ferrari (Italien) und Alejandro Medina (Spanien) überholen lassen. Diesen kleinen Klecks im Reinheft korrigierte der draufgängerische Schweizer aber gleich wieder. In einem für ihn typischen Manöver schnappte er sich Ferrari umgehend. Damit beendete Aegerter die Startrunde bei brutaler 60 Grad-Asphalthitze hinter Medina als Zweiter. «Ich wusste vom Rennen der Vorwoche, dass ich unbedingt vorne sein muss, um meine gute Rennpace wirkungsvoll umsetzen zu können», meinte der Schweizer. So war er darauf bedacht, möglichst schnell freie Fahrt zu haben.
Und schon in der zweiten Runde schnappte sich Aegerter mit einer herrlichen Offensivaktion Medina und drückte gleich mächtig auf die Tube. Dahinter lieferten sich gleich sechs Fahrer heisse Positionskämpfe. Dies ermöglichte Dominique Aegerter, an der Spitze wegzufahren. Innerhalb nur einer Runde erhöhte der Dynavolt Intact GP-Pilot seinen Vorsprung auf eine Sekunde. «Es machte Spass, einfach drauflosfahren zu können und keine Bremsmanöver wegen Konkurrenten durchführen zu müssen.»

Härteste Konkurrenz crasht
Und was hinter dem Rohrbacher passierte, konnte dieser nicht wissen. Wegen einem viel zu späten Bremsmanöver und einer grossen Unachtsamkeit schoss Matteo Ferrari in einer Kurve der vierten Runde den Brasilianer Eric Granado und damit den grössten MotoE-Konkurrenten von Aegerter ab. «Ich wünsche keinem Konkurrenten, dass er stürzt», sagt Aegerter später zu diesem Zwischenfall. Trotzdem profitierte er davon. Weil Granado, der das Rennen noch fertig fuhr, nur den letzten Rang belegte, heisst der MotoE-WM-Leader nach zwei Rennen Dominique Aegerter. Er liegt mit 41 Punkten deutlich vor Jordi Torres aus Spanien (30 Punkte). Granado, Aegerters härtester Konkurrent um die MotoE-Krone, ist mit 25 Punkten bereits zurückgebunden.

Beste Werbung
«Ich habe das Bestmögliche getan und erreicht. Mehr als ein Sieg geht nicht», erklärt Aegerter. «Und dies ist für meine Zukunft wichtig. Ich muss in der Elektroklasse so oft wie möglich beste Werbung für mich machen.» Der Rohrbacher macht kein Geheimnis daraus, dass er nächste Saison wieder in der Moto2-Klasse fahren möchte. Zum aktuellen Zeitpunkt sind Einsätze in der motorisierten Rennklasse undenkbar. «Nach bloss zwei Rennen werden keine Piloten aus den Teams geworfen. Als Ersatzfahrer werde ich so auch nicht zu Einsätzen kommen.» Ausser es verletzt sich jemand im Intact-GP-Team (Tom Lüthi und Marcel Schrötter). Dann würde der Oberaargauer garantiert nachrücken. «Ich bin Sportler. Ich mag nicht über eine Verletzung eines anderen Piloten sinnieren», meint der seit Herbst 2006 im weltweiten Töffzirkus mitfahrende 29-Jährige.
Ausgelassen durfte sich dieser an der Siegerehrung über seinen ersten Triumph in der MotoE-Kategorie im erst zweiten Rennen freuen. Und für die nächsten drei MotoE-Rennen, welche allesamt im September in San Marino stattfinden werden, gibt es für Aegerter ein gutes Omen: Bei seiner erst zweiten Pole-Position in seiner Töff-sportkarriere auf Weltniveau holte er sich den Sieg. Dies war bereits bei seiner ersten Pole-Position im Juli 2014 der Fall. Nach der besten Qualifying-Zeit gewann er damals den Moto2-Grand-Prix von Deutschland auf dem Sachsenring.

Resultate: MotoE (13 Klassierte): 1. Dominique Aegerter, Rohrbach, 10:54,366; 2. Jordi Torres, Spanien, 10:57,054; 3. Mattia Casadei, Italien, 10:58,125. – WM-Stand (2/7): 1. Dominique Aegerter, Rohrbach, 41 Punkte; 2. Jordi Torres, Spanien, 30; 3. Eric Granado, Brasilien, 28.

Von Stefan Leuenberger