• Ungefähr so soll die neue Walterswiler Dorfbeiz dereinst aussehen. · Bild: zvg

  • Ein erster Tisch steht bereits, weitere sollen folgen, damit Erwin Käser im Sommer «Emils Gründenbeizli» öffnen kann. · Bild: Leroy Ryser

15.02.2021
Oberaargau

«Am liebsten würde ich noch 20 Jahre wirten»

Erwin Käser hat etwas mehr als ein Jahr nach der Schliessung des «Schalanders» in Walterswil eine neue Perspektive. Auf dem eigenen Hof plant er einen Raum umzubauen und ihn als Dorfbeiz zu nutzen. Noch in diesem Sommer solls losgehen.

Walterswil · Seit der Schalander zum Jahresende 2019 geschlossen wurde, hat Walterswil eigentlich kein Dorfbeizli mehr. Workshops wurden abgehalten, brachten aber keine gangbare Lösung hervor. Und nun sorgt Erwin Käser, der ehemalige Wirt im Schalander, gleich selbst für die Lösung. Der Mann, den alle nur unter dem Spitznamen «Emil» kennen, hat ein Baugesuch eingegeben, um auf seinem Hof im Gebiet «Gründen» ein kleines Dorfbeizli zu integrieren. Im Sommer, so hofft er, soll es dann losgehen. Wenn keine Einsprachen eingegeben werden und die Umbauphase nach Plan verläuft, öffnet schon im Juni «Emils Gründen­beizli» ein erstes Mal – und sonst allerspätestens im Herbst, sagt er selbst zuversichtlich.

Nachfrage ist vorhanden
Für Erwin Käser ist klar: Beizen ist seine grosse Leidenschaft. Und obwohl er bereits 67-jährig ist, hat er noch lange nicht vor, in Ruhestand zu treten. «Am liebsten würde ich noch 20 Jahre beizen», sagt er selbst. Alleine wegen zwei, drei Jahren müsse er den Umbau schliesslich nicht machen. Ob dieser Plan auch aufgeht, hänge indes einzig von der Gesundheit ab. Dass die Beiz laufen wird, davon ist Erwin Käser nämlich überzeugt. «Die Nachfrage ist da, ich werde immer wieder darauf angesprochen. Und die Walterswiler sind dankbare Kunden, das weiss ich.» Auch deshalb plant er, fast täglich einmal offen zu halten, von Dienstag bis Samstag jeweils am Morgen, ausserdem am Montag, Dienstag und Freitag jeweils abends. «Zudem jeden zweiten Sonntag. Und je nach Bedarf dann mehr oder weniger. Das werden wir noch sehen.»
Schon jetzt freue er sich immens auf den Start. Seine eigene Beiz, sein eigener Treffpunkt, an dem er mit seinen Kollegen eine gemütliche Zeit verbringen und hin und wieder einen Witz erzählen kann.

30 Plätze und eine Terrasse
Zuerst sind aber bauliche Massnahmen nötig, die auch erhebliche finanzielle Investitionen mit sich bringen. Das Haus und das Restaurant werden der regionalen ARA angeschlossen, WCs müssen gebaut werden, ausserdem muss der Raum isoliert, eine Theke mit Zapfhahn und Kühlschränken installiert und eine «Outdoor-Küche» eingebaut werden. Im «Emils Grün­denbeizli» soll es dann dereinst auch einfache Menus geben, zumeist Finger- oder Grillfood. «Aber wir sind offen. Wenn jemand einen Geburtstag oder eine Konfirmation hier feiern möchte, dann kochen wir gerne auch etwas anderes», sagt Käser. Hin und wieder werde er dafür auch die Hilfe seiner Frau Elisabeth in Anspruch nehmen, zumeist sei er aber für den Betrieb selbst verantwortlich.
Bewirten kann er indes rund 30 Gäste, im Sommer hat er zudem eine Terrasse angemeldet, die zusätzliche Plätze aufweist. «Geplant ist ausserdem ein Fenster, sodass man im Winter direkt in den Schafstall sieht und man ein bisschen zusätzliche Unterhaltung hat», erklärt der Walterswiler weiter. Daneben hat er bereits vor einem Jahr einen Fernseher gekauft, den er einbauen will. Sowieso sei er längstens vorbereitet. Wäre Corona nicht gewesen, hätte er womöglich schon früher die Türen geöffnet.

Das «Plangen» auf die Eröffnung
Dass er gerade jetzt, einerseits mit 67 Jahren und andererseits mit Corona eine Beiz neu eröffnen will, mutet indes komisch an. Für Käser aber ist es der logische Schritt. «Ohne ein Hobby würde ich versauern. Natürlich habe ich noch den Hof, aber ich muss ja noch irgendetwas tun», sagt er. Und Corona mache die Ausgangslage zwar schwierig, verleite ihn aber nicht etwa dazu, Däumchen zu drehen. Vielmehr hofft er auf baldige Normalität, damit er die ersten Gäste dann empfangen darf. Eine Eröffnungssause ist aber noch nicht geplant. «Pläne, die man schmiedet, misslingen oft», findet er, lacht und hängt an: «Irgendwann sage ich einfach: Jetzt mache ich auf. Und dann mache ich auf und das feiern wir dann auch so gut es dann eben geht.»

Von Leroy Ryser