• «Norseman»-Finisher Christian Rutschmann inmitten seiner treuen Betreuer und Freunde «Mättheler» und «Jolle». · Bild: zvg

23.08.2019
Sport

An die eigenen Grenzen gehen

Xtri-WM «Norseman» in Norwegen – Der 34-jährige Christian Rutschmann vom TV Kleindietwil ist seit Jahren einer der besten regionalen Ausdauersportler. Nun hat der Familien- vater mit dem «Norseman» in Norwegen einen der härtesten Triathlon-Wettbewerbe erfolgreich gefinisht. Der «Norseman» war zugleich die Xtri-WM.

Triathlon · Der 1985 geborene Christian Rutschmann gehört seit Jahren zu den TopAusdauersportlern der Region. Der gebürtige Kleindietwiler lebt heute mit seiner Familie in Herzogenbuchsee. Das Mitglied des Turnvereins Kleindietwil sowie des Triathlon Teams Oensingen sucht immer neue Herausforderungen. Und so bestritt er mit dem «Norseman» kürzlich einen brutal harten Wettkampf mit grossem Abenteuercharakter. Der «Norseman Xtreme Triathlon» ist ein Triathlonwettbewerb in Norwegen. Der Wettbewerb wird seit 2003 jährlich veranstaltet und gilt als einer der härtesten Triathlon-Wettbewerbe der Welt. Er führt über die Ironman-Distanz 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen. Die Teilnehmerzahl der Xtrème Triathlon Serie ist auf je 250 begrenzt. In elf Vorwettkämpfen konnte man sich in der Elite-Kategorie für das Xtrème Triathlon WM-Titelrennen qualifizieren. Nur 22 Athleten waren in der Elite dabei, einer davon war Christian Rutschmann aus der Schweiz. 226 km vom Hardangerfjord über die Hardangervidda-Hochebene bis auf den Gaustatoppen standen ihm bevor.

Start mit Sprung von der Fähre
Alles war in Norwegen etwas anders als gewohnt. Die Schwimmdisziplin fand in einem Fjord statt, wo die Wassertemperatur zwischen 13 und 17 Grad misst. Zum Schwimmstart musste ein 4-Meter-Sprung von der Fähre ins dunkle Meerwasser getätigt werden. Die Radstrecke war mit fünf bissigen Anstiegen gespickt, die bis zu 15 Steigungsprozenten beinhalteten. Insgesamt umfasste sie 3416 Höhenmeter. In den schnellen Abfahrten erreichte Rutschmann eine Geschwindigkeit von bis zu 90 km/h. Der abschliessende Marathonlauf bestand aus 25 fast flachen, monotonen Kilometern auf ausschliesslich Asphalt, was vor allem eine mentale Herausforderung war. Dann wurde es heftig. Ab Kilometer 25 folgte der Zombie-Hill, bei dem es 7,5 Kilometer lang steil bergauf ging. Dann folgte ein kurzes Flachstück, ehe ab Kilometer 37,5 der Schlussanstieg über Geröll auf den Gaustatoppen anstand. Alleine in diesem Schlussbereich mussten 1819 Höhenmeter bezwungen werden.

Ein Naturerlebnis
Rutschmann gönnte sich eine Woche Akklimatisationszeit, um das Abenteuer gut zu überstehen. Er durfte auf einen motorisierten Supporter zählen, der sich um Verpflegung, Radtransport, Wechselzonen und nicht zuletzt um die moralische Unterstützung kümmerte. Der Start zum Rennen erfolgte bereits um 4.55 Uhr. «Das Wasser war angenehm. Ich habe es mir kühler vorgestellt», meinte Rutschmann. Nach einer knappen Stunde hatte er die Schwimmstrecke bereits absolviert. Die Radstrecke führte durch malerische Landschaften, an Bächen, Wasserfällen und Seen vorbei. «Ärdeschön» empfand es Rutschmann. Nach gut 50 km verzog sich der Nebel und die Temperaturen stiegen von anfänglich sieben auf angenehme 20 Grad. «Herrlich war das Gefühl,
als mein gesamter Fanclub mich
mit tosenden Anfeuerungsrufen Richtung Wechselzone begleitete», sagte Rutschmann. Nach gut fünfeinhalb Stunden war die Fahrt auf dem Rennrad vorbei. «Das Laufen war einfach noch Kopfsache.» Dank mentaler Stärke und dem motivierenden Begleiter in der heftigsten Laufphase kam Christian «Älpler» Rutschmann heil durch. Doch das Schlussstück verlangte ihm alles ab: «Ich glaube, bei uns würde dies nicht mehr als Wanderweg gelten. Der Weg führte nur noch über Schotter und grössere Felsblöcke. Es herrschte dauerhaft Ausrutsch- und Einklemmgefahr.» Auf dem Gipfel von Gaustatoppen angekommen, liess Rutschmann seinen Gefühlen freien Lauf: «Einfach geil.» Sofort dachte er aber auch an jene Personen, die ihm dieses unvergessliche Erlebnis ermöglichten. «Ohne meine Familie und die mitgereisten Kollegen und Supporter wäre dies alles nicht möglich gewesen. Von ganzem Herzen ein Dankeschön.» Christian Rutschmann beendete den «Norseman» in 11:07:11 Stunden und belegte damit in der Elite den 14. Rang. Von allen 225 Mitmachenden belegte er den 16. Rang.


Auszug aus der Rangliste:
Elite Herren (22 Klassierte): 1. Hans Christian Tungesvik, Norwegen, 9:59:40; 2. Allan Hovda, Norwegen, 10:00:52; 3. Jarle Wermskog, Norwegen, 10:18:04; 14. Christian Rutschmann, TV Kleindietwil/Tri Team Oensingen, 11:07:11.

Von Stefan Leuenberger