• Auch nach seinem Rücktritt als Präsident schliesst Patrick Schiess die Türe zur Kirche Huttwil nicht ganz. So bleibt er weiterhin Mitglied der Synode. · Bild: Barbara Heiniger

07.01.2021
Huttwil

«An einer Begegnungskirche mitgestaltet»

Nach elf Jahren erfolgreichen Wirkens gab Patrick Schiess das Amt als Kirchgemeindepräsident der reformierten Kirchgemeinde Huttwil auf Ende 2020 ab. Bei seinem Engagement standen stets die Menschen im Fokus, vieles konnte so entstehen. Wichtig war ihm, an einer Begegnungskirche zu arbeiten.

«Wenn ich einen Rückblick auf meine Zeit als Kirchgemeindepräsident mache, kann ich erfreut feststellen, es ist schön, was entstanden ist. Ich darf auf einem Höhepunkt abtreten», stellt Patrick Schiess im Gespräch mit dem «Unter Emmentaler» fest.

Ein steiler Einstieg
Als Patrick Schiess sein Amt als Kirchgemeindepräsident antrat, war es für ihn ein recht steiler Einstieg. Er kannte vorher die Abläufe in einer Kirchgemeinde nicht so genau. Als Inhaber der Werbeagentur Himmelblau GmbH ist er es sich gewohnt, rasche Entscheide zu fällen. Auf Grund der gegebenen kirchlichen Strukturen und Abläufe verlangsamte sich jedoch alles, wie zum Beispiel der ganze Budgetprozess oder das Umsetzen von Projekten. So musste er seinen Drive als Unternehmer in der Kirchenlandschaft etwas entschleunigen.
Schnell merkte er, dass in Huttwil die Reformierte Landeskirche einen höheren Stellenwert geniesst, als in den Grossstädten. Der Gedanke, irgendwann im Leben mit dem Glauben konfrontiert zu sein, im Schönen wie im Traurigen, ist spürbar.
Seine Hauptaufgabe war, die Strategie der Kirchgemeinde mit den stetigen Herausforderungen anzugleichen. Wobei er die Devise festlegte, das vorhandene Geld in die Menschen und nicht in Mauern zu investieren. Zu Beginn seiner Präsidialzeit waren der Umbau der Kirche und des Kirchgemeindehauses abgeschlossen. Durch den Verkauf des Pfarrhauses gab es zudem den nötigen finanziellen «Schnauf», um an neuen Projekten zu arbeiten. Dies kam Patrick Schiess entgegen, er bezeichnet sich selber als Projekttyp, der auch in seinem Beruf visionär sein muss. Sein Zitat auf der Visitenkarte sagt bereits viel über den aktiven Menschen aus: «Kreativität ist, wenn Gegebenheiten aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden.»

Berner findet Anschluss in Huttwil
In Bern aufgewachsen, ist Patrick Schiess der Liebe wegen nach Huttwil gekommen. Seine Frau, ebenfalls eine Stadtbernerin, fand in Huttwil eine Stelle als Lehrerin. Darum zog er 1995 aus der grossen in die kleinere Stadt. «Wir haben schnell Anschluss gefunden und waren dadurch stets irgendwie mit der Landeskirche verbunden», weiss Patrick Schiess. Bereits damals, als 25-Jähriger, sagte er sich: «Geisch vorwärts u machsch öppis.» So wurde es ihm und anderen zu einem besonderen Anliegen, eine Jugendarbeiterstelle zu realisieren, die er fünfzehn Jahre später als Präsident in die Tat umsetzte.
 
Fachleute in den verschiedenen Bereichen
Als Präsident hielt Patrick Schiess die «Fäden» der reformierten Kirchgemeinde Huttwil zusammen. Ihm war es stets wichtig, mit motivierten Mitarbeitenden sowie fachlich kompetenten Kirchgemeinderätinnen und -räten zusammenzuarbeiten. «Wir haben im Kirchgemeinderat eine Bahn gefunden, die gut läuft», sagt Patrick Schiess zufrieden. In ihren Ressorts sind die Kirchgemeinderatsmitglieder auf dem jeweiligen Gebiet die Profis, dadurch wird das Präsidium entlastet. Patrick Schiess hat einiges initiiert, so auch die Kurse für das Präsidium in der Kantonalkirche Refbejuso. Zuvor wurde man einfach Präsidentin oder Präsident, ohne jegliche Einführung durch die Kantonalkirche oder das Regierungsstatthalteramt. «In den elf Jahren Präsidentenzeit haben ebenfalls alle Mitarbeitenden gewechselt, sei dies aufgrund anderer Ausrichtungen oder Pensionierungen.
Dies zeigt deutlich auf, dass die Kirche stetig in Veränderung ist und in erster Linie von den Menschen geschaffen wird, die in ihr aktiv sind», erkennt Patrick Schiess. «Für mich standen stets die Menschen im Fokus, dabei brauchte ich als Präsident für das Personelle am meisten Zeit.» In diesen Zusammenhängen denkend sieht er, dass die Kirche im Kanton Bern längerfristig von einer Mitglieder- zu einer Begegnungskirche wird, wie dies zum Beispiel schon der Kanton Basel-Stadt praktiziert. Dabei wird die heute bestehende Zusammenarbeit Regio­kirche (Dürrenroth, Eriswil, Wyss­achen, Walterswil und Huttwil) in Zukunft mehr Gewicht bekommen. Diese arbeitet unter anderem schon seit Jahren in der Jugendarbeit, bei gemeinsamen Gottesdiensten sowie im kulturellen Bereich zusammen.
Seinen Rücktritt als Präsident der reformierten Kirchgemeinde Huttwil  plante er schon seit längerer Zeit. Ganz nimmt er nicht Abschied von der kirchlichen Arbeit, Mitglied der Synode (Kirchenparlament) der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn (Refbejuso) bleibt er.
«Ein Bijou von einem Segelboot aus Holz wartet auf dem Bielersee, um damit zu segeln. Daneben bin ich offen, was mit der neu gewonnenen Zeit geschehen wird», meint Patrick Schiess mit einem feinen Lächeln.

Von Barbara Heiniger