• Der Verwaltungsrat der SC Langenthal AG hat grosse Herausforderungen zu bewältigen und muss das Überleben des Klubs sicherstellen (von links): Mischa von Gunten, Michael Husistein, Angela Kölliker, Gian Kämpf und Heinz Trösch. · Bild: Walter Ryser

08.09.2022
Langenthal

Angespannte Lage beim SC Langenthal

An der Generalversammlung der SC Langenthal AG musste der Swiss League Klub seinen Aktionären einen Jahresverlust von

403 618 Franken präsentieren. Die angespannte finanzielle Lage bereitet dem Verwaltungsrat Sorgen. Präsident Gian Kämpf

zeigte sich vor den 44 anwesenden Aktionären aber kämpferisch: «Der SC Langenthal wird eine Zukunft haben.»

Wie die Zukunft des SC Langenthal aussehen wird, bleibt momentan unklar. Seit langem ist bekannt, dass die Infrastruktur in der bestehenden Eishalle in Schoren nicht ausreicht, um die wirtschaftliche und sportliche Zukunft des SC Langenthal in der Swiss League längerfristig zu gewährleisten. Gian Kämpf, Verwaltungsratspräsident der SC Langenthal AG, sagte denn auch an der Generalversammlung in der Eishalle Schoren: «Wir haben aktuell keine Lösung, was die künftige Eissport-Infrastruktur angeht.» Es sei deshalb ganz normal, dass man sich als verantwortliches Gremium in einer solchen Situation grundlegende Gedanken über die Zukunft des Klubs mache, rechtfertigte er den jüngsten Entscheid, sich vorerst wieder auf die sportliche Entwicklung zu konzentrieren und nicht mehr aktiv an der Planung einer neuen Eissport-Anlage zu beteiligen (der «Unter-Emmentaler» berichtete).

SCL will in Langenthal bleiben
Der SC Langenthal sei in erster Linie ein Sportklub und keine politische Organisation, rechtfertigte er das Vorgehen, das in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgte und nicht überall gut ankam. Aktionär Pascal Dietrich bestätigte dies und sprach von einer unglücklichen Kommunikation seitens des SC Langenthal, die ein falsches Signal vermittelt habe. Dies gelte es mit weiteren kommunikativen Massnahmen zu korrigieren. Gian Kämpf pflichtete ihm bei und stellte vor den Aktionären den Sachverhalt klar: «Wenn der Eindruck entstanden ist, der SCL wolle aus Langenthal weg, dann bedauern wir das, denn dies ist keinesfalls unser Ziel, aber es ist eine Tatsache, dass momentan die wirtschaftliche Tragbarkeit für den Klub in Schoren nicht gegeben ist.» Kämpf versicherte zudem, dass der SCL auch weiterhin gewillt sei, einen erheblichen Beitrag für Langenthal und die Region zu leisten. Und er ist überzeugt: «Der SC Langenthal wird eine Zukunft haben.» Zuversichtlich stimmten ihn diesbezüglich die nun stattfindenden Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt.
Ehrenpräsident Stephan Anliker erinnerte daran, dass er seinerzeit das Präsidium übernommen habe, mit dem Ziel, dieser Region mehr Selbstvertrauen zu verleihen. Dieses Vorhaben sei weitgehend gelungen. Nicht erreicht habe man dagegen, die Entwicklung der Infrastruktur im gleichen Masse voranzutreiben. Bereits 2007 hätten erste Gespräche betreffend eines Stadion-Neubaus stattgefunden, betonte Anliker. «Ich glaube einfach, dass nach so langer Zeit bei einigen der Glaube an unsere Stadt verlorengegangen ist», beurteilte er die aktuelle Situation aus seiner Sicht. Momentan müsse der Fokus aller Beteiligten in erster Linie daraufgelegt werden, dass der SC Langenthal überleben könne, gab der Ehrenpräsident abschliessend zu verstehen.

VR wurde verkleinert
Dieser Herausforderung stellt sich der nur noch fünfköpfige Verwaltungsrat, der nach den Rücktritten von Daniel Kämpfer (Herzogenbuchsee), Stefan Zaugg (Langenthal) und Thomas Rufener (Langenthal) verkleinert wurde. Neu Einsitz im VR nimmt der 50-jährige Michael Husistein aus Pfäffikon, der bereits einmal für kurze Zeit im Verwaltungsrat tätig war. Der Leiter Immobilien bei der KIBAG AG wird als Delegierter des Verwaltungsrates amten und einen engen Kontakt zur Geschäftsstelle pflegen. Die vier übrigen VR-Mitglieder Heinz Trösch (Roggwil, Vizepräsident), Mischa von Gunten (Langenthal, VR-Präsident SCL Nachwuchs AG), Angela Kölliker (Langenthal, Strategie, Marketing/Kommunikation) sowie Präsident Gian Kämpf (Langenthal) wurden alle für eine weitere Amtsdauer bestätigt.
Der neue VR musste den Aktionären gleich eine schwer verdauliche Jahresrechnung 2021/22 präsentieren, die mit einem happigen Minus von 403 618 Franken abschloss. Gian Kämpf wies darauf hin, dass nur dank ausserordentlichen Zuschüssen der Hauptaktionäre zur Tilgung des Verlustes sowie eines COVID-19-Kredits eine Sanierung abgewendet werden konnte. «Das Businessmodell und die Einnahmestruktur des Klubs müssen deshalb überdenkt werden», betont Kämpf an dieser Stelle.
Abschliessend wies der VR-Präsident auf einige erfreuliche Punkte hin und erwähnte, dass der SCL rund 1000 Mitglieder zählt, eine starke und professionell geführte Nachwuchsabteilung mit über 200 Spielern unterhalte und über ein Damen-Team verfüge, das nach erfolgtem Aufstieg im Frühjahr in wenigen Wochen in der höchsten Spielklasse (Womens League) die Saison in Angriff nehmen wird. Zudem wies er noch auf ein bevorstehendes Highlight hin, wird doch am Sonntag, 30. Oktober, anlässlich des Heimspiels gegen den EHC Basel (17 Uhr), der langjährige Spieler Stefan Tschannen gebührend verabschiedet. In einer kleinen Zeremonie wird dann seine Rückennummer 71 zurückgezogen und entsprechend unter dem Hallendach verewigt.

Von Walter Ryser