• Barbara Hutzenlaub lässt den Korken knallen und den Prosecco spritzen. · Bild: zvg

11.02.2019
Langenthal

Barbara Hutzenlaub mit Bühnenspektakel

Köstliche Unterhaltung bietet das ehemalige Mitglied der Frauen-Musikkabarett-Gruppe Acapickels, Barbara Hutzenlaub, im Stadttheater. Bei ihrem 30-Jahr-Bühnenjubiläum sorgt sie für viele Lacher im 253-köpfigen Publikum.

Vor 30 Jahren erblickte Barbara Hutzenlaub das Licht der Bühne. Jenes der Welt hat sie als Fritz Bisenz bereits vor 56 Jahren im Schwabenland erspäht. Sie ist in Reutlingen bei Stuttgart aufgewachsen und im September 1986 der Liebe wegen in die Schweiz gezogen. Zurzeit tourt sie mit dem Soloprogramm «Barbara Hutzenlaub jubiliert» durch die Schweiz.
So ganz solo ist das aber nicht, denn die in Zürich lebende Schwäbin ist zusammen mit der Luzerner Sängerin und Pianistin Muriel unterwegs, die sich hier Coco Chantal nennt. Diese erscheint denn auch als Erste singend auf der Bühne des Stadttheaters Langenthal – dicht gefolgt von Barbara Hutzenlaub im blau-weiss karierten altmodischen Businesskostüm, das längst zum Markenzeichen geworden ist. Sogleich bringt Barbara Hutzenlaub den hiesigen Stapi Reto Müller ins Spiel, der sich gewünscht habe «für dieses wunderschöne Theater» endlich auch auf der Bühne «etwas fürs Auge» zu bieten. Die Kabarettistin zeigt dabei demonstrativ auf ihre «Super-Figur», zu der sie im späteren Verlauf ihres Auftritts die Masse liefert: 60, 90, 120 – für Brust-, Taille und Hüftumfang. Ihr Körper sei «voll behaart und naturbelassen.»
 
Hutzenlaub als Fahnenschwingerin
Barbara Hutzenlaub erzählt, wie glücklich sie sei, inzwischen das Schweizer Bürgerrecht erworben zu haben. Bei der Einbürgerung habe sie sich für einen Dialekt entscheiden müssen, wofür sie sich einen Dialekt-App aufs Handy habe laden lassen. Als Neo-Schweizerin könne sie jetzt Jassen, Jodeln und Fondue zubereiten. Auch nähen könne sie – «mit der Rütli-Schnur» – und das Eidgenössische Swingerfest besuche sie regelmässig. Dass sie selbst das Fahnenschwingen beherrscht, beweist sie, indem sie ein kleines Schweizer Fähnchen in der rechten Hand schwenkt und dieses schon mal hinter ihrem Rücken und durch ihre Beine zirkulieren lässt. Der vorzeitige Ruhestand sei für sie ein Thema, «denn ich bin AHV-positiv», begründet sie dies. Eigentlich würde Spanien ihrem Temperament entsprechen. Bei einem Aufenthalt dort habe sie – weil sich bei ihr ein Weisheitszahn bemerkbar gemacht habe – zahnärztliche Hilfe beanspruchen müssen. Der Zahnarzt habe ihr so richtig «auf den Zahn gefühlt.» Mit Coco Chantal zusammen bietet sie unter dem Slogan «Frauen flöten für den Frieden» ein Flötenkonzert, das beim Publikum Euphorie auslöst – und einen Riesenapplaus. Beide harmonieren gesanglich ebenso gut zusammen wie instrumental mit Akkordeon, Ukulele, Flöten und E-Piano. Hinzu kommt die köstliche Mimik.

Schönheitsoperation vortäuschen
Auch nach der Pause geht auf der Bühne gleich wieder die Post ab. Barbara Hutzenlaub kommt modisch aufgepeppt daher und erzählt, dass sie sich gerne unter die High Society mische. Albtraum der Frauen seien Falten. «Ich will ohne Schönheitsoperation auf der Gästeliste bleiben», hat sich die kesse Barbara Hutzenlaub auf ihre Fahne geschrieben. Um den Schönheitsidealen zu entsprechen, habe sie einen Beauty-App entwickelt – und um voluminöse, sexy Lippen vorzutäuschen, setze sie jeweils eine Botox-Prothese ein. Gesagt, getan. Kaum hat sie dieses Ding in den Mund eingesetzt, ist der Facelifting-Effekt perfekt – zum Gaudi der Theaterbesucher. Nun singen Barbara Hutzenlaub und Coco Chantal gemeinsam – begleitet vom rhythmischen Klatschen des Publikums – den ehemaligen Popsong «Daddy Cool» der Disco-Formation Boney M. aus dem Jahr 1976. Anschliessend bietet die mal Schweizerdeutsch und mal Schwäbisch sprechende Protagonistin einen «Jubiläums-Tanz». Sie fordert das Publikum auf: «Gebt mir ein Feedback, ob ich Sie angemacht habe.» Im Strick-Club, dem sie angehöre, werde viel getratscht. Fazit: «Wer stricken kann, kann auch strippen.»

Fahrlehrer Daniel Zaugg im Fokus
«Nun kommen wir zum wissenschaftlichen Teil des Abends», kündigt die mit enormer Bühnenpräsenz gefallende Barbara Hutzenlaub an. «Seid Ihr bereit?», will sie wissen und erhält vom ebenso wachen Publikum das gewünschte, lautstarke «Ja». Sie könne eine Weltneuheit präsentieren, die vom Max-Planck-Institut getestet worden sei. Zu diesem Zweck lotst sie den exponiert in der ersten Reihe sitzenden Fahrlehrer Daniel Zaugg auf die Bühne. «Sie müssen gar nichts machen – so wie im Haushalt», beruhigt sie Zaugg und stülpt ihm eine Haube über seinen Kopf. «Diese wurde bereits mit hundert Mäusen getestet», folgt ein weiterer beruhigender Hinweis von Barbara Hutzenlaub, die jetzt die Gefühls- und die Gedankenwelt von Versuchskaninchen Daniel Zaugg analysieren will. «Stellen Sie sich vor, ich wäre Ihre Frau», fordert Hutzenlaub den Fahrlehrer auf, was prompt den ehemaligen Hit – damals gesungen von Jane Birkin und Serge Gainsbourg – «Je t’aime – moi non plus» auslöst.

Erotische Gute-Nacht-Geschichte
Barbara Hutzenlaub und Coco Chantal verabschieden sich mit einem «Mega-Friedenssong» und verschwinden dann, bis sie das Publikum mit starkem Beifall zurück auf die Bühne holt. «Ich war gar nicht richtig weg. Ich habe mich nur versteckt», kommentiert dies die Entertainerin – und bietet eine nicht ganz jugendfreie, erotische Zugabe. Die Geschichte «Die kleine Doris» – oder eben «Die Kli Toris».

Von Hans Mathys