• Architekt Peter Hügli vor dem traumhaften Panorame des «Alpenblick» in Affoltern. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

27.10.2017
Emmental

Baubeginn im «Alpenblick»

Jetzt kehrt wieder Leben in den einstigen Gasthof Sonne in Affoltern ein. Die Handwerker haben ihre Arbeiten aufgenommen. Bis im Mai 2018 stehen hier zehn Eigentumswohnungen zum Einzug bereit – mit einem traumhaften Blick auf die Alpen. Die grossartige Lage hat dem Mehrfamilienhaus auch den neuen Namen gegeben: «Alpenblick».

Affoltern · Bereits in diesem Herbst hätten die Wohnungen im ehemaligen Gasthof Sonne in Affoltern bezugsbereit sein sollen. Nach verschiedenen Verzögerungen haben die Umbauarbeiten erst jetzt begonnen. Bis im Mai 2018 wird das Ziel erreicht und die Wohnungen fertig gebaut sein. Ein Grund zur Freude und zum Anstossen, befand die Bauherrschaft. Am Mittwochabend waren Behörden, Nachbarn, Käufer und die weitgehend einheimischen Unternehmer zu einem Apéro eingeladen. Unter den Geladenen war auch der CEO von Loosli Küchen, Wyssachen, Manfred Loosli, der zur Feier des Tages den neuen Loosli-Ballon aufsteigen liess. Fahrgast war Walter Briggen, Besitzer und Wirt der ehemaligen «Sonne». «Walter Briggen fährt wieder der Sonne entgegen», meinte dazu Architekt Peter Hügli sinnig.
Seitdem die ersten konkreten Gespräche zwischen Walter Briggen und dem Architekten Peter Hügli von A + W Architekten AG in Kirchberg sowie Marcel Wyss von, Wymobilien, Kirchberg, stattgefunden haben sind vier Jahre vergangen. Jahre, in denen Pläne gefasst, Bewilligungen eingeholt, projektiert und das Projektierte wieder angepasst wurden.
Mit dem Schliessen der «Sonne» und dem Verkauf eines grossen Teils des stattlichen Gebäudes hat Walter Briggen seiner Zukunft eine klare Richtung gegeben (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Auf die «Sonne» wären grössere Kosten zugekommen. Mit Blick darauf, dass niemand aus der Familie das Hotel und Restaurant weitergeführt hätte, entschied er sich vorerst für die Aufgabe des Hotelbetriebs und für das Weiterführen des Restaurants in einem kleineren Rahmen. Darüber und im Hotel-Teil sollten acht neue, individuelle Eigentumswohnungen entstehen. Aber die Idee, das Restaurant vorläufig noch weiterzuführen, erwies sich für den Verkauf der Wohnungen als nachteilig; die Kaufinteressenten befürchteten Lärm, insbesondere in den warmen Jahreszeiten, wenn in den Wohnungen Fenster und Balkontüren offen sind.
So entschied Walter Briggen spontan, das Restaurant anfangs dieses Jahres zu schliessen und im freiwerdenden Platz zwei weitere Wohnungen einzu-bauen, über welche er selbst verfügen würde. Der Entscheid räumte Lärmemissionen vom Restaurationsbetrieb beiseite und führte auch zu mehr Freiheiten für die Gestaltung der Wohnungen, zu einem tieferen Verkaufspreis derselben und zur attraktiveren Umgebungsgestaltung. Denn anstelle des breiten Vorbaus, der als gedeckter Abstellplatz für Autos vorgesehen war, wurde neu eine unterirdische Einstellhalle projektiert.

Unterschiedliche bauliche Details
Die geplanten Wohnungen werden einzigartig und individuell gestaltet, mit einem traumhaften Blick auf die Emmentaler Hügel, Wälder und dahinter die Alpen. Je nach Lage werden sie mit unterschiedlichen Stilen und baulichen Details realisiert. Ausstattung und Raumaufteilung können von den Käufern mitbestimmt werden. Alle Wohnungen sind grosszügig angelegt, hindernisfrei, mit hohem Ausbaustandard, soliden Materialien, Lift und mit Balkon oder Terrasse.
Im Zuge der Umnutzung wird die Substanz des prachtvollen Hauses bewahrt; es soll seinen Reiz behalten. Denn die Liegenschaft, von der Denkmalpflege als «vorzügliches Beispiel der Heimatstil-Architektur der 1930er Jahre» bezeichnet, verfügt neben der einmaligen Weitsicht auf die Berge auch über eine massive Bauweise und über eine sorgfältige und zeittypische Detailgestaltung. Sie wurde 1931 als Spätwerk vom Burgdorfer Architekten Ernst Bützberger (1879 bis 1935) gebaut und prägt das Ortsbild der Sonnenstube Affoltern. Auch nach dem Umbau wird das Haus einen besonderen Charme ausstrahlen.
Dass die Wohnungen begehrenswert sind hat sich schon nach den ersten Publikationen gezeigt. Zum heutigen Zeitpunkt sind vier Wohnungen verkauft und eine reserviert.
Zudem hat Walter Briggen den ehemaligen Restaurant-Teil behalten und lässt dort zwei grosszügige Loft-Wohnungen realisieren, die er bereits vermietet hat. Drei Wohnungen sind noch käuflich: Zwei 3½-Zimmerwohnungen und eine grosse Wohnung ähnlich einem Einfamilienhaus, das heisst 4½-Zimmer und ein Einliegerappartement mit zwei Zimmern.
Mit der Schliessung der «Sonne» ist in Affoltern eine Kultur verloren gegangen. Am Umbau-Apéro war der Tenor allerdings einhellig: Lieber ein schönes, gepflegtes und umgenutztes Haus als ein Traditionsbetrieb mehr, an welchem der Zahn der Zeit ungehindert nagen würde.

Von Liselotte Jost-Zürcher