• Wechsel im Vorstand des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (von links): Edi Fischer (neuer Präsident), Valérie Bodenmüller (neues Vorstandsmitglied), Béatrice Lüthi (abtretende Präsidentin) und Markus Ruprecht (abtretendes Vorstandsmitglied). · Bild: Walter Ryser

  • ie WVO-Mitglieder zeigten sich auf dem Firmenrundgang beeindruckt von der Leistungsstärke der Loosli AG in Wyssachen. · Bild: Walter Ryser

24.05.2022
Oberaargau

Béatrice Lüthis Rücktritt nach 24 Jahren im Vorstand

Bei der Hauptversammlung des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) ging eine Ära zu Ende: Präsidentin Béatrice Lüthi

(Lüthi Aufzüge Lindenholz) trat nach 24 Jahren Tätigkeit im WVO-Vorstand zurück. Zuletzt war die Huttwilerin sechs Jahre lang Präsidentin des Wirtschaftsverbandes. Genehmigt haben die rund 100 anwesenden Mitglieder auch einen Unterstützungsbeitrag in der Höhe von 100 000 Franken für einen allfälligen Abstimmungskampf zugunsten der Umfahrung Aarwangen.

Oberaargau · Rund 100 Mitglieder des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) erlebten bei der Loosli AG in Wyssachen eine denkwürdige Hauptversammlung. Denn an der diesjährigen HV ging mit dem Rücktritt von Präsidentin Béatrice Lüthi nicht bloss eine Ära zu Ende, sondern endete auch ein geschichtsträchtiges Kapitel in der Geschichte des WVO. Die Huttwiler Unternehmerin war nämlich 2016 die erste Frau, die an die Spitze des Verbandes gewählt wurde. Doch bereits zuvor war sie während 18 Jahren im Vorstand tätig, versah in dieser Funktion das Ressort Berufsbildung.

Edi Fischer neuer WVO-Präsident
WVO-Vorstandsmitglied Werner Meyer verabschiedete Béatrice Lüthi und tat dies mit grossem Respekt vor ihrer Arbeit und vielen lobenden Worten. «Sie hat in unserem Verband und der Oberaargauer Wirtschaft kräftige Spuren hinterlassen», betonte er. Als Zeichen der Anerkennung gewährten ihr die Mitglieder stehenden und langanhaltenden Applaus.
Als Nachfolger von Béatrice Lüthi als neuer WVO-Präsident und zugleich neu in den Vorstand wählten die Anwesenden Edi Fischer, CEO der Motorex-Gruppe in Langenthal. Ebenfalls neu in den Vorstand gewählt wurde Valérie Bodenmüller (Mobiliar Generalagentur, Langenthal). Sie ersetzt Markus Ruprecht, der nach sechs Jahren aus dem Vorstand austritt, weil der ehemalige Geschäftsführer der Güdel AG in Langenthal seit letzten Herbst eine neue berufliche Herausforderung bei der Stoppani Metal System AG in Neuenegg angenommen hat.
Noch ein letztes Mal richtete Béatrice Lüthi ein paar mahnende, lobende und aufmunternde Worte an die WVO-Mitglieder. Sie warf einen Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage und erwähnte, dass für die Unternehmer nach der Corona-Pandemie keine Zeit zum Verschnaufen geblieben sei, weil bereits neue, grosse Herausforderungen den Firmen zu schaffen machen. Im Zuge der Ukraine-Krise würden zunehmend Rohstoffe fehlen und zugleich würden die Preise in die Höhe schiessen. «Es gibt nicht wenige Firmen, die ihre Auftragsbücher voll haben und dennoch nicht richtig arbeiten können, weil wichtige Materialien fehlen», bemerkte sie. Gleichzeitig sei sie aber erstaunt, welche Flexibilität viele Unternehmen in dieser schwierigen Lage zeigen würden und wie mit neuen Ideen die auftauchenden Probleme gemeistert würden.

100 000 Franken für Abstimmung
Die abtretende WVO-Präsidentin  mahnte die Unternehmer auch, nicht leichtfertig mit Ausdrücken wie Nachhaltigkeit umzugehen. «Alle reden davon, aber ich stelle immer wieder fest, dass es bei vielen nur darum geht, sich mit einem schönen Label zu schmücken. In der Praxis jedoch versuchen viele den kurzfristigen Gewinn zu optimieren und foutieren sich dabei um die Konsequenzen ihres Handelns», kritisierte sie. Nachhaltig bedeute für sie aber immer noch, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung auch später noch einen hohen Wert habe.
Erfreulich präsentierte sich im Anschluss die Jahresrechnung 2021 des WVO, die mit einem Gewinn von 5500 Franken abschliesst. Damit ist das Eigenkapital auf 184 079 Franken angewachsen. Diese könnte dann im nächsten Jahr erheblich schrumpfen, denn die Mitglieder bewilligten vorsorglich einen Betrag von 100 000 Franken für einen allfälligen Abstimmungskampf für die Umfahrung Aarwangen. Aus diesem Grunde sieht das Budget für das laufende Jahr ein Minus von 110 000 Franken vor.
In der Sommer-Session wird der Bernische Grosse Rat über den Ausführungskredit bestimmen. Dieser dürfte auf Zustimmung stossen. WVO-Vorstandsmitglied und Grossrat Daniel Arn ist überzeugt, dass Umweltverbände und das links-grüne politische Lager gegen diesen Entscheid das Referendum ergreifen werden, womit es zu einer erneuten Volksabstimmung käme. Dafür müsse man gerüstet sein, betonte Arn, weshalb der WVO mit einem namhaften Beitrag die Interessengemeinschaft Pro Umfahrung Aarwangen für ihren Abstimmungskampf unterstützen wird.

Eine über 50-jährige Geschichte
Arn macht auf die Wichtigkeit der Umfahrung aufmerksam. «Der Oberaargau ist eine Industrie-Region, die auf eine gute Verkehrserschliessung angewiesen ist», betonte er. Zugleich wies er auf die unhaltbaren Verkehrszustände in Aarwangen hin. «Wenn wir bedenken, wie lange es gedauert hat, bis wir an diesem Punkt angelangt sind, dann dürfen wir diese Chance nicht verpassen», warf er einen Blick auf die über 50-jährige Geschichte der hart umkämpften Umfahrung von Aarwangen. Unterstützung erhielt Arn vom neuen WVO-Präsidenten Edi Fischer, der überzeugt ist, dass ein Nein zur Umfahrung Aarwangen auch ein Nein zur Lösung der Verkehrsprobleme rund um Aarwangen und Langenthal bedeuten würde. «Wenn wir die Umfahrung nicht realisieren können, verschwindet dieses Thema für ewige Zeiten von der politischen Agenda», hielt er fest.
Mit Informationen zur personellen und operativen Umstrukturierung der Loosli AG und einem anschliessenden Firmenrundgang wurde die HV des WVO abgeschlossen. Durch eine Verbesserung der Endmontage, neuen mobilen Arbeitsplätzen und einer neuen CNC-Maschine konnten die Arbeitsabläufe optimiert werden. Dadurch und dank einem gefüllten Materiallager, ist die Loosli AG trotz der akuten Materiallieferengpässen nach wie vor in der Lage, ihre eigenen Liefertermine einzuhalten, erläuterte Matthias Loosli, der im Sommer die Leitung der Loosli-Gruppe übernehmen wird, die am 25. Juni mit einem Tag der offenen Tür ihren 66. Geburtstag feiert.

Von Walter Ryser