• Die Frohnatur im Element: Patrik Grossenbacher mit Kompass und Karte im geliebten Wald. · Bild: Daniela Häusler, zvg

09.04.2019
Sport

«Beim OL hat man nie ausgelernt»

Der Auswiler Patrick Grossenbacher blickt auf eine bewegende Orientierungslaufkarriere zurück. «Vom Schüler zum Funktionär» lässt sich diese passend umschreiben. Der «UE» unterhielt sich mit dem Laufleiter des Huttwiler OLs vom kommenden Sonntag mit 1500 Mitmachenden.

OL · Vor 30 Jahren bin ich Patrik Grossenbacher erstmals begegnet. Als siebenjähriger Junge stand er im Schulhaus Städtli an seinem ersten Schultag etwas schüchtern mit erwartungsvollen Augen vor mir seiner Erstklasslehrerin. Wenige Jahre später kreuzten sich unsere Wege erneut: Patrik wählte als Viertklässler im Kadettenschulsport die Sportart Orientierungslauf. Regelmässig besuchte er am Mittwochnachmittag zusammen mit einer Schar Mädchen und Knaben das OL-Training in den Wäldern rund um Huttwil oder in der Turnhalle Dorn-acker.  Was vor 30 Jahren begonnen hat, hat Spuren hinterlassen. Patrik Grossenbacher hat seine Freizeit nicht nur mit Karte und Kompass im Wald verbracht. Viele Stunden hat er seither am Schreibtisch oder vor Ort in verschiedenen Funktionen in die Vereinsarbeit der OLG Huttwil investiert. Am 14. April 2019 wird in Huttwil ein Nationaler OL über die Langdistanz ausgetragen (siehe Bericht unten). Laufleiter dieses Grossanlasses mit rund 1500 Teilnehmern ist Patrik Grossenbacher.  Über die Hintergründe dieser Entwicklung vom Schüler zum Funktionär, der Verantwortung übernimmt, sein Wissen weitergibt und Zeit in Vereinsarbeit investiert, wollte der «Unter-Emmentaler» mehr erfahren. 

Welche Erinnerungen tauchen auf, wenn du an deine ersten Trainingsstunden im Kadettenschulsport zurückdenkst?

Wir waren eine coole Gruppe mit gleichaltrigen Jugendlichen. Der Umgang mit Karte und Kompass faszinierte mich von Beginn weg.

Du bist ja auch an Laufwettkämpfen unterwegs. Was fasziniert dich an der Sportart OL besonders?

Momentan nehme ich kaum an Laufwettkämpfen (Strassenläufe, Cross) teil. Am OL fasziniert mich die Kombination von Laufen und Kopfarbeit. Sich in immer wieder neuen Geländen zu orientieren, ist eine besondere Herausforderung. Man hat nie ausgelernt. Das macht OL spannend.

Bist du im Wald schon einmal richtig verloren gegangen?

Ja, vor zwei Jahren in Schweden in der Nähe von Stockholm in einem riesigen Wald. Ich konnte meinen Standort nicht mehr lokalisieren. Als ich zufällig einen der wenigen markierten Wege fand, folge ich diesem in die falsche Richtung. Das Training wurde 10 km länger als geplant …

Kannst du einen oder zwei Höhepunkte aus deiner OL-Zeit erwähnen?

2003 habe ich die nationale Jahrespunkteliste in der Kategorie HAM (Herren A mittellang) gewonnen. Über diesen Erfolg freue ich mich auch heute noch. Immer wieder gefallen mir zudem gemeinsame Klubanlässe im In- und Ausland.

Du hast als Materialverwalter, Juniorenbetreuer, Präsident und Laufleiter unzählige Stunden in die Vereinsarbeit der OLG Huttwil investiert. Weshalb?

Gerne gebe ich dem Klub etwas zurück. Während meiner Jugendzeit konnte ich im Kadettenschulsport und in der Juniorengruppe der OLG Huttwil viel Positives erleben. Ich mache diese Arbeiten auch wirklich gerne.

Du bist seit fast 30 Jahren Vereinsmitglied in der OLG Huttwil. Welche Veränderungen nimmst du wahr?

Im OL-Sport hat sich mit der Technik einiges gewandelt (elektronische 

Zeitmessung, digitale Kartenerstellung …). Jugendliche sind schwieriger für Wettkämpfe zu motivieren, lieber besuchen sie vor allem Trainings. Gestiegen sind zudem die Ansprüche der Läufer bezüglich Infrastruktur.

In wenigen Tagen findet in Huttwil ein Grossanlass, ein nationaler OL mit 1500 Teilnehmern statt. Als Laufleiter hast du die grosse Verantwortung der Koordination und Führung. Welches sind deine Aufgaben?

Das ist ein langer Prozess, der vor zweieinhalb Jahren mit dem Einholen von Bewilligungen und dem Zusammenstellen eines OKs begonnen hat. Seither muss ich die Koordination innerhalb des OKs und den Informationsfluss nach aussen sicherstellen. Verbunden damit sind unzählige Absprachen. Ich führe und begleite zusammen mit Ressortchefs rund 100 Helfer, welche im Gelände (Start, Ziel, Postensetzer, Parkplatzdienst, Sanität) oder im Wettkampfzentrum (Information, Auswertung, Festwirtschaft und Kinder-OL) am 14. April im Einsatz stehen werden.

Weshalb würdest du einem Jugendlichen raten, OL zu machen?

OL ist eine Sportart, welche draussen in der Natur stattfindet. Man kann viel erleben, Kopf und Beine werden gebraucht. Zudem lernt man viele verschiedene Regionen mit unterschiedlichen Geländetypen in der ganzen Schweiz (oder sogar im Ausland) kennen.

Mitten im Wald kann man auch die grosse Liebe finden …

Es ist schön, dass wir in den Dornen hängengeblieben sind und ich mein Hobby nun mit meiner Partnerin Daniela teilen kann.

Welches sind deine Pläne in naher Zukunft?
Ich freue mich darauf, im Sommer selber an der SWISS-O-Week, einem internationalen 6-Tage-OL im Berner Oberland, am Start zu stehen, an Trainings und Wettkämpfen teilzunehmen oder auch selber Trainings zu leiten.

Von Christine Jenzer