• Orientierten über den Um- und Ausbau des Bahnhofs in Lotzwil: Michael Nobs von der BLS (links) und Gemeindepräsident Markus Ott. · Bild: Walter Ryser

18.01.2017
Oberaargau

BLS investiert 17 Millionen Franken

Lotzwil erhält einen neuen Bahnhof. Die Bahnbetreiberin BLS wird zwischen 2018 und 2020 den bestehenden Bahnhof komplett um- und ausbauen. Dafür wird die BLS rund 17 Millionen Franken investieren.

Lotzwil · Damit hat weder der Gemeinderat noch die Bahnbetreiberin BLS gerechnet: Zum Infoanlass über den Um- und Ausbau des Bahnhofs in Lotwil erschienen die Dorfbewohner in Scharen. Eiligst mussten in der Turnhalle im Dorf zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden. Über 100 Personen wollten sich über das Bauvorhaben der BLS informieren lassen. Sie wurden nicht enttäuscht, denn Michael Nobs, Gesamtprojektleiter Ingenieurbau bei der BLS AG, lieferte umfassende Informationen zum geplanten Um- und Ausbau des Bahnhofs.

Neu nur noch zwei Gleise
Gemeindepräsident Markus Ott begann den Info-Anlass mit einem Rückblick und rief in Erinnerung, dass der bestehende Bahnhof 1889 in Betrieb genommen wurde. 1973 sei die bislang letzte, grössere Sanierung erfolgt. Für das nun vorliegende, umfassende Sanierungs- und Ausbauprojekt gebe es mehrere Auslöser, betonte anschlies-send Michael Nobs. Als ersten Grund nannte er die Bahntechnik. Hier gelte es die Sicherungs-, Fahrleitungs-, Niederspannungs- und Telekommanlagen zu ersetzen und aufzurüsten. Neues Rollmaterial (längere Zugskompositionen) erfordern einen Gleisausbau sowie Perronverlängerungen. Gleichzeitig sollen auch die Einstiegsverhältnisse beim Bahnhof Lotzwil verbessert werden. Dazu sollen die Perrons erhöht und verbreitert werden «Dadurch wollen wir den Komfort und die Sicherheit für die Fahrgäste erhöhen und zugleich den Fahrgastwechsel beschleunigen», sagte Nobs. Aber auch der Wartebereich beim Bahnhof soll mit baulichen Veränderungen und Anpassungen modernisiert werden.
Nötig mache den Umbau auch das Behindertengleichstellungsgesetz aus dem Jahr 2004, das die BLS dazu zwinge, bis 1. Januar 2024 die nötigen Vorkehrungen und Anpassungen vorzunehmen. Neu wird der Bahnhof Lotzwil nur noch über zwei Gleise (und nicht mehr deren drei wie heute) verfügen. Das erlaubt gemäss Nobs schnellere Einfahrten in den Bahnhof. Dafür sind gewisse Anpassungen der Gleisführung im Bereich des Mühlesilos nötig. Im Zuge dieser Anpassungen muss auch der Veloweg ab dem Mühlesilo auf einer Strecke von rund 130 Metern (Richtung Gutenburg) versetzt werden. Zusammenfassend könne man sagen, dass durch den Umbau der Kundenkomfort erhöht, das Erscheinungsbild des Bahnhofs aufgewertet, die Bahntechnikanlagen erneuert und die Fahrplanstabilität verbessert werde. Nobs ist überzeugt, dass dadurch für die Bahnkunden, aber auch für die Gemeinde ein Mehrwert resultiere.

Zwei Jahre Bauzeit
Im Zuge des Ausbaus des Bahnhofs Lotzwil werden weitere, notwendige Anpassungen vorgenommen. So werden sämtliche fünf Bahnübergänge in Lotzwil mit neuen Innen- und Aussenanlagen versehen. Dazu wird auch ein neues Stellwerkgebäude gebaut werden (17x8 Meter). Dieses soll auf dem Landiareal (bei den Schrebergärten) zu stehen kommen. Laut Nobs laufen diesbezüglich mit der Landi Kaufverhandlungen zum Erwerb der Landparzelle. Weiter solle am Bahnhof in Lotzwil auch ein neuer Velounterstand realisiert werden. Dafür verzichte man auf den Einbau eines öffentlichen WC’s, erwähnte Nobs (ein solches existiert bislang nicht). Gerade diese Mitteilung goutierten einige Lotzwiler nicht, die bemängelten, dass man damit zu wenig Rücksicht auf ältere Bahnbenutzer nehme. Nobs wies darauf hin, dass eine öffentliche WC-Anlage nicht Aufgabe der BLS, sondern der Gemeinde sei. Markus Ott entgegnete, dass der Gemeinderat für ein öffentliches WC beim Bahnhof keinen Bedarf sehe, da sich in unmittelbarer Nähe auch die Gemeindeschreiberei befinde, wo ein öffentliches WC zur Verfügung stehe.
Gebaut werden soll laut Nobs ab April 2018. Die Bauzeit werde rund zwei Jahre betragen und sich über vier Hauptbauphasen erstrecken. Während der dritten Phase vom 21. September bis 13. Oktober 2019 erfolgt eine Totalsperre des Bahnverkehrs. Die gesamten Investitionskosten für den Um- und Ausbau des Bahnhofs Lotzwil belaufen sich laut Michael Nobs auf 16,950 Millionen Franken. An den Kosten von vier Bahnübergängen (Gemeindestrassen) beteiligt sich auch die Gemeinde Lotzwil mit insgesamt 250 000 Franken (25%). 190 000 Franken (50%) steuert der Kanton Bern beim fünften Bahnübergang bei (beim Bahnhof, Kantonsstrasse). Das Projekt in Lotzwil ist lediglich ein weiterer Teil der Gesamtsanierung der Strecke Langenthal – Huttwil, die mit dem Neubau des Bahnhofs in Huttwil erfolgreich gestartet ist. So werden in den folgenden Jahren weitere Sanierungsprojekte in Kleindietwil (2018, Perron), Rohrbach (2019, Ausbau Bahnhof), Langenthal Süd (2019, Perron), Gutenburg (ab 2020, Perron), Madiswil (ab 2020, Ausbau Bahnhof) sowie im Lindenholz (ab 2020, Perron) folgen.

Von Walter Ryser