• Lotzwil, Melchnau und Madiswil bilden unter dem Namen Regiowald plus einen gemeinsamen Forstbetrieb. · Bild: Heinrich Linse/pixelio.de

16.07.2020
Oberaargau

Burger setzen auf zwei Zukunfts-Projekte

«Regiowald plus» und Wärmeverbund heissen die beiden Projekte, mit welchen die Burgergemeinde Lotzwil ihre Zukunft sichern will.

 

Lotzwil · «Bereits seit acht Jahren denken wir über die Zukunft des Forstbetriebes nach», erklärte Andreas Greub, in der Burgergemeinde Lotzwil zuständig für den Forst, an der Burgergemeindeversammlung im Bad Gutenburg. Es ist denn auch nicht das erste Mal, dass er die Stimmberechtigten über das Projekt «Regiowald plus» informierte. «Nun ist es aber soweit gediehen, dass wir im Dezember darüber abstimmen können.» Dasselbe gilt für Melchnau und Madiswil. Denn die drei Burgergemeinden beabsichtigen, ein selbständiges, öffentlich-rechtliches Unternehmen zu bilden und unter dem Namen «Regiowald plus» einen gemeinsamen Forstbetrieb zu führen.
«Damit streben wir eine strukturelle Vereinfachung und Erweiterung an, um die Eigenständigkeit zu wahren und den künftigen Herausforderungen besser gewachsen zu sein», schreiben die drei Burgergemeinden in der gemeinsamen Medienmitteilung. «Durch die Umsetzung des Vorhabens können spürbare finanzielle Einsparungen erwartet werden.»

«Plus» für weitere Leistungsnehmer
Einerseits soll «Regiowald plus» den Wald der drei Träger-Burgergemeinden bewirtschaften. Diese werden das Holz weiterhin selbst verkaufen und eigene Forstrechnungen führen. Andererseits wird angestrebt, mit den Burgergemeinden Bleienbach, Gondiswil, Rütschelen und Thörigen Vereinbarungen betreffend Revierförster-Leistungen auszuarbeiten. «Deshalb das plus im Namen», so Greub. Auch private Waldbesitzer können Leistungen beziehen. Das Forstrevier Melchnau würde vollumfänglich in die «Regiowald plus» integriert werden.
Die Trägerschaft verfügt über 618 Hektaren Wald und einen Hiebsatz (flächenbezogene nachhaltige jährliche einschlagbare Holzmenge) von rund 7000 Festmetern. Die Revierförsteraufgaben würden gemäss Mitteilung insgesamt 1561 Hektaren betreffen mit einer jährlichen Holznutzung von ungefähr 13 000 Festmetern. Standort von «Regiowald plus» wird Lotzwil, Betriebsleiter voraussichtlich Revierförster Martin Jäggi. Die Kapitaleinlage beträgt 400 000 Franken, welche die drei Gemeinden prozentual ihrer Waldfläche einschiessen. Stimmen die drei Gemeinden im Dezember zu, so nimmt «Regiowald plus» seine Tätigkeit am 1. Juli 2021 auf.
Das zweite Zukunftsprojekt ist ein Wärmeverbund im Industriegebiet Chilefeld. Dafür sprachen die 12 der 131 in Lotzwil wohnenden Stimmberechtigten einen Kredit in der Höhe 441 000 Franken. Darin enthalten sind unter anderem Kosten für den Landkauf sowie 36 000 Franken für das Vorprojekt. Bereits haben die Einwohnergemeinde, die reformierte Kirchgemeinde, das Altersheim, die Schule, die Firmen Jorns und Hector Egger sowie Private Interesse angemeldet.

Wärme liefern ab 2021
«Ende Oktober werden wir mit den Wärmebezügern verbindliche Verträge abschliessen», nannte Burgerpräsident Erich Greub einen Termin. Mit dem Wärmeverbund wolle man unabhängiger werden vom Holzmarkt, das eigene Holz verwerten und weg von fossilen Brennstoffen. «Kommt das Projekt zustande, so sollten wir bereits im Winter 2021 Wärme liefern können», so Greub. «Falls nicht, so bleiben uns nur die Ausgaben von 36 000 Franken für das Vorprojekt.» Der Baukredit kommt im Dezember vor die Burgergemeindeversammlung.

Forstrechnung mit Überschuss
Die Versammlung stimmte der Einbürgerung von Caroline Mathys-Häni einstimmig zu. Die 50-Jährige wohnt seit 23 Jahren in Lotzwil und amtet seit 2007 als Burgerschreiberin. Die Forstrechnung schliesst bei einem Ertrag von rund 282 300 Franken und einem Aufwand von rund 224 800 Franken mit einem Ertragsüberschuss von rund 57 500 Franken ab.
Beim Burgergut beträgt der Überschuss gut 421 600 Franken. Dies bei einem Ertrag von rund 613 000 Franken und einem Aufwand von rund 191 400 Franken. Gemäss Burgerkassier Manfred Bögli beträgt das Finanzvermögen 2 461 544 Franken. Als Nachkredite fielen rund 157 600 Franken an. Für die Software zum neuen Rechnungssystem HRM2, welches per 1. Januar 2021 eingeführt wird, genehmigte die Versammlung einen Kredit von 11 100 Franken und nahm von jährlich wiederkehrenden Ausgaben von 2000 Franken Kenntnis.

Von Irmgard Bayard