• Hansjörg Lüthi in der Cafeteria im Gespräch mit Bewohnerin Ursula Büchi, ihrem Sohn Marc sowie Bewohner Joachim Vochetzer.

  • Vernetzung und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen war und ist für Hansjörg Lüthi sehr wichtig. · Bilder: Irmgard Bayard

  • 2014 übernahm Hansjörg Lüthi die Leitung des Alterszentrums Haslibrunnen, das damals noch 53 Plätze aufwies. · Archivbild: Thomas Peter

  • Am 23. Oktober 2023 konnte schliesslich der Neubau eröffnet werden.

29.02.2024
Langenthal

«Das Leben macht auch im hohen Alter Sinn»

Am 1. März 2014 hat Hansjörg Lüthi die Leitung des Alterszentrums Haslibrunnen übernommen. In dieser Zeit hat er mitgeholfen, dieses in eine Aktien­gesellschaft zu überführen und massge­blich zum Wandel in ein vielseitiges Kompetenzzentrum beigetragen. In einem Gespräch blickt er auf die zehn Jahre zurück.

«Ich habe immer noch Spass an der Arbeit und Freude daran, mit meinem Beitrag aufzeigen zu können, dass das hohe Alter einen Wert hat.» So das Resümee von Hansjörg Lüthi, Geschäftsführer der Haslibrunnen AG, Kompetenzzentrum für das Alter. «In den letzten Jahren habe ich viel gearbeitet und investiert dafür, jetzt will ich sehen, ob und wie es funktioniert.»
Zum Haslibrunnen ist der heute 54-Jährige eher durch Zufall gekommen. «Ich war Leiter Qualitätsmanage­ment und Studienkoordination im Rehabilitationszentrum in Basel und eigentlich nicht auf der Suche nach einer neuen Stelle.» Sein Vater habe ihn auf das Stelleninserat des Haslibrunnens aufmerksam gemacht. Zwei Sachen haben mich vor allem angesprochen: Die damalige Grösse des Unternehmens und die Region sowie die Grösse der Stadt Langenthal.» Er habe gespürt, dass er in dieser Institution etwas bewirken könne und sich darauf eingelassen. «Zudem habe ich festgestellt, dass die Behandlungskonzepte für Hochaltrige und Menschen mit einer Behinderung ähnlich sind.» Also wagte er den Wechsel.

Motivierte Mitarbeitende vorgefunden
Betreffend Führungskultur habe er eine eher schwierige Situation vorgefunden und sei auf qualitative Mängel, jedoch auch auf tolle und unglaublich motivierte Mitarbeitende gestossen. Ein erster Schritt war die Kooperation mit der Stiftung für Alterswohnungen Langenthal (heute Vivola), die er neu organisierte. Im Folgejahr wurde der Grundsatzentscheid zur Gründung einer AG gefällt. «Das Tempo der verschiedenen Projekte wie der bereits vorgesehene Neubau wäre in einer öffentlich-rechtlichen Institution nicht möglich gewesen. Deshalb habe ich die Überführung in eine AG sehr begrüsst», blickt Hansjörg Lüthi zurück. Die Vorbereitung der AG, bei der er immer voll involviert gewesen war, sei ein grosser Schritt gewesen. «Stolz macht mich, dass wir die ganzen Unterlagen für die Gründung und die Reglemente selbst und ohne externes Treuhandbüro erarbeitet haben.» Die Haslibrunnen AG wurde nach dem Volksentscheid am 1. Januar 2016 gegründet, im September desselben Jahres wurde eine Wohngemeinschaft an der Haldenstrasse eröffnet und im Dezember der Gönnerverein Haslibrun­nen gegründet. «Dieser gibt uns mehr Rückhalt aus der Basis», nennt er deren Sinn. Für den Neubau wurde zu dieser Zeit eine Baukommission eingesetzt.

Von 53 auf 152 Plätze erweitert
«Das Ziel war es, das Angebot von 53 Plätzen auf 152 zu erhöhen. Also ein grosser Sprung, den wir mit 19 Plätzen an der Haldenstrasse und 14 Plätzen im als Provisorium dienenden Pavillon abfedern konnten», so der Geschäftsführer. «Der Sprung von 86 Plätzen auf 152 war dann ein etwas kleinerer Schritt.» Ins Jahr 2017 fiel die Gründung des Netzwerkes Alterspsychiatrie Oberaargau, deren Präsident er seitdem ist. «Mir war und ist das Zusammenarbeiten mit anderen Organisationen immer sehr wichtig», betont der zweifache Familienvater. So ist er unter anderem Mitbegründer und Präsident von dialog@age, einem nationalen Verband, der sektorenübergreifend Lösungen mit Heimen, der Spitex und Krankenkassen sucht, Kongresse organisiert und die Branchen mit involvierten Politikern vernetzt. Zudem vertritt er im Vorstand des Vereins Choreo, sorgende Gemeinschaft Oberaargau Ost, die Themen rund um das Alter. «2019 war für uns mit dem Volksentscheid zur Aktienkapitalerhöhung ein wichtiges Jahr», zählt Hansjörg Lüthi einen weiteren Meilenstein auf, dem mit der Übernahme der Alten Mühle nur kurz danach ein weiterer folgte. «Dort sind wir mit der Gastronomie gut gestartet – bis Corona kam.» Die Pandemie war nicht nur in diesem Bereich eine grosse Herausforderung, sondern vor allem für das Altersz­entrum. «Ab Februar 2020 mussten wir fast wöchentlich die Massnahmen anpassen. Diese Situation war für uns schwierig, aber auch sehr lehrreich und zusammen mit der Bauentwicklung manchmal grenzwertig», gibt Hansjörg Lüthi zu. Da erinnert er sich lieber an die Grundsteinlegung für den Neubau am 2. September 2021. «Mit dem Auffahren der Bagger war für alle klar: Hier passiert was.»

Ein umfassendes Angebot
Am 23. Oktober 2023 konnte schliesslich der Neubau eröffnet werden. Seither ist das Kompetenzzentrum mit heute rund 210 Mitarbeitenden und zirka 120 Freiwilligen, die Lüthi als Bindeglieder mit Brückenfunktion bezeichnet, in Betrieb. «Mit dem Spital SRO als medizinischer Partner, einer Kooperation mit der Spitex Oberaar­gau, der integrierten Tagesbetreuung Tabeo sowie einem Hospiz für ein würdevolles Sterben bieten wir ein umfassendes Angebot», so Hansjörg Lüthi, der auch dem Personal viel bieten will. «Um verschiedene Zielgruppen zu erreichen, präsentieren wir uns unter anderem in den Sozialen Medien und zeigen die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten auf. Wir bieten mit der Minikita zusammen ein Firmenmodell für den Einsatzplänen angepasste Kinderbetreuung an», nennt er nur einige Punkte im umkämpften Markt der Fachkräfte. Im Zentrum werden ein Coiffeursalon ebenso wie eine Podologie/Fusspflege und eine Physio angeboten.

Kompetenzzentren statt Altersheime
Und wie sieht die Zukunft in der Betreuung alter Menschen aus? «Altersheime im altherkömmlichen Sinn braucht es keine mehr», ist Hansjörg Lüthi überzeugt. «Sondern Organisationen wie unsere, wo verschiedene flexible Angebote für die Bedürfnisse der alten Menschen unter einem Dach zu finden sind.» Die Weiterentwicklung sei im Gang. «Ich verschliesse mich weder der weiteren Digitalisierung noch der künstlichen Intelligenz und der Robotik», betont er, um im Gedanken an Kuschelroboter lachend anzufügen: «Aber ich muss auch nicht auf jeden Zug aufspringen.» Wichtig sei jedoch, ein integrierter Teil des Quartiers zu werden und aufzuzeigen, «dass das Leben auch mit 90 oder 100 Jahren Sinn macht.»

Von Irmgard Bayard