• Haben den «Schwingfesttisch» offiziell dem Verkehrsverein Affoltern übergeben (von links): Michael Grossenbacher, Markus Käser, Alfred Bärtschi, Marianne Geissbühler (Präsidentin des VVA) und Manfred Schneider. Unten: Impressionen des Wassertags. · Bild: ljw

26.03.2019
Emmental

Das letzte Geld für den letzten Akt

Affoltern hat am Samstag tüchtig gefeiert – einmal mehr unter blauem Himmel und bei herrlichen frühlingshaften Temperaturen. Zahlreiches Volk strömte ins idyllische, weiträumige Junkholz zum Wassertag. Kaum einer merkte allerdings, dass kurz zuvor der wohl ganz allerletzte offizielle Akt im Zusammenhang mit dem Bernisch-Kantonalen Schwingfest 2017 in Affoltern i.E. stattgefunden hatte. Denn der «Chef» war bei diesem Akt nicht anwesend – er war zuvorderst an der Front im Junkholz beschäftigt.

Affoltern · Treffpunkt Schaukäserei Affoltern i.E. am letzten Samstagvormittag. Ein kleines «Chüppeli» des ehemals grossen OKs vom Bernisch-Kantonalen Schwingfest 2017 Affoltern i.E. fand sich zum letzten offiziellen Projekt zusammen. OK-Präsident Roland Ryser, der damalige «Chef», hatte zwar geholfen, es aufzugleisen.
An diesem speziellen «Schlussgang» aber fehlte er. Denn fast zeitgleich begann im Junkholz der Wassertag, ein Anlass mit tiefsinnigem Hintergrund, der sich aber einmal mehr – wie dies in der Sonnenstube so gang und gäbe ist – zu einem tollen Fest für Jung und Alt entwickelte.

Tafel bei der Friedenslinde und Tisch auf dem Pöliplatz
Aber zuerst also der «letzte Akt» «Bernisch-Kantonales», der eigentlich ein zweiteiliger war. Kurz nach dem Schwingfest im Hochsommer 2017 in Affoltern, schenkte der Trägerverein den «Bärenbrunnen», der mitten auf dem Festplatz stand, der Gemeinde. Diese fand bei der 75-jährigen Friedenslinde im Gebiet Rotstalden einen idealen Standort, wo eine Quelle hinfliesst und auch ein Abfluss vorhanden ist. Es war aber der grosse Wunsch des damaligen OK-Vizepräsidenten Beat Flückiger, eine Tafel anzubringen, die Wanderer und Spaziergänger über die Linde und den Beweggrund des «Bärenbrunnens» informiert.
Die Linde war 1945 im Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs von der Schuljugend gepflanzt worden. Gespendet hatte sie Ernst Schärlig sen., der Gründer und Besitzer der einstigen Grossmetzgerei Schärlig in Weier, deren Bedeutung weit über das Emmental hinausreichte. Nach der Enthüllung dieser Tafel ging die Fahrt gleich weiter zum «Pöliplatz» beim Lueg-Denkmal.
Die «Brätlistelle» respektive der Tisch war in einem maroden Zustand. So wurden nun die letzten «Fränkli» aus dem Reingewinn des Schwingfests für einen neuen, massiven Tisch eingesetzt. Letzte Woche wurde dieser von den Lernenden von Käser Holzbau, Weier, aus einheimischem Holz gezimmert.
Es ist nicht «einfach» ein Tisch, sondern ein überaus massives, schweres Bauwerk mit zwei Bänken und mit einem Dach.
Am Samstagvormittag durfte die Präsidentin des Verkehrsvereins Affoltern und selbst Mitglied im damaligen Schwingfest-OK, Marianne Geissbühler, das Bauwerk «entgegennehmen».
Die sorgfältige, liebevolle Arbeit ist offensichtlich und es darf nicht erstaunen, dass Geschäftsführer Markus Käser – ebenfalls OK-Mitglied – sagte: «Da gabs nicht immer um 17.30 Uhr Feierabend …»
Wenige Minuten später stand der Tross dann auf dem Hornusserplatz im Junkholz, wo das Wassertag-Fest schon in vollem Gange war. Die Festwirtschaft, geführt von der «Land-
frauenküche»-Siegerin Anita Mosimann und von Familie Friedli, lief auf Hochtouren.

Ein Fest mit Tiefgang
Erste Gruppen hatten unter der Führung von Brunnenmeister Erwin Grossenbacher bereits die Quelle und das Reservoir besichtigt, und die Kinder waren mit Spielen und auf dem Gumpischloss beschäftigt.
Kurz vor dem Mittag fand sich der Feuerwehrverein Affoltern unter «Kommandant» Martin Ryser zu einer Demonstration ein.
Mit dem Vorführen der Aebi Bossonans-Spritze aus dem Jahr 1920 war es allerdings nicht getan. Die
vielen Zuschauer erhielten auch gleich eine Ahnung, wie militärisch damals kommandiert wurde, welchen «Chrampf» das Ziehen der schweren Spritze und das Spritzen selbst bedeutete, und wie man – ebenfalls auf Kommando – mit Pumpen innehielt und sich mit einem tüchtigen Schluck aus der mitgebrachten «Wäntele» stärkte.
Hintergrund des Festes ein Tag nach dem nationalen Wassertag waren die lange, eindrückliche Affolterer Wasser-Geschichte und die Tatsache, dass Wasser kostbar, gutes Trinkwasser noch viel kostbarer ist und in Zukunft vermehrt noch sein wird.
Gemeinde, Energiekommission und Brunnenmeister Erwin Grossenbacher wollten der Bevölkerung vermitteln, wieviel es braucht, bis das Wasser von der Quelle im Sackgraben in die Haushaltungen fliesst und welch riesiges technologisches Wissen seit Jahrzehnten hinter der Wasserversorgung steckt. Ergänzend zu den interessanten Führungen durch das Reservoir und zur Quelle gab es auch dokumentierte Informationen.
Unter der Leitung von Gemeinderat Roland Ryser und von Erwin Grossenbacher gelang es Affoltern einmal mehr, ein schönes, für viele Leute unvergessliches Fest auf die Beine zu stellen. Die «Connection» zu Petrus hat auch diesmal gestimmt. Gleichzeitig dürfte an diesem Abend wohl mancher gedankenvoll den Wasserhahn aufgedreht haben.

Von Liselotte Jost-Zürcher