• Der grosse Wunsch der Sumiswalder Behörde und vor allem des Werkhofteams geht in Erfüllung. Auf dem Platz vor der Reithalle in Grünen soll der neue, zweckmässige Werk- und Entsorgungshof entstehen. · Bilder: Liselotte Jost-Zürcher

  • Historischer Moment für Gemeindepräsident Fritz Kohler: Er kann ein klares Abstimmungsresultat bekannt geben, das die Erwartungen der Behörden weit übertroffen hat.

11.02.2019
Emmental

Das Stettlerhaus ist verkauft und der neue Werkhof kann gebaut werden

Sumiswald hat abgestimmt – mit grosser Beteiligung und ebenso grosser Deutlichkeit. Mit rund 78 % haben die Stimmbeteiligten den Bruttokredit von 2,4 Millionen Franken für den Neubau eines Werk- und Entsorgungshofs an der Trachselwaldstrasse in Grünen und den damit verbundenen Verkauf des Stettlerhauses im Dorfzentrum genehmigt.

Sumiswald · «Ich bin glücklich und dankbar, dass dies zustande gekommen ist», freute sich der Sumiswalder Gemeindepräsident Fritz Kohler an der Medienkonferenz vorgestern Sonntag, unmittelbar nach der Ermittlung der Abstimmungsresultate.
Zusammen mit den weiteren Verantwortlichen hat er allen Grund dazu. Mit wuchtiger Mehrheit hat das Stimmvolk den Bruttokredit von 2,4 Millionen Franken für den Neubau eines Werk- und Entsorgungshofes an der Trachselwaldstrasse in Grünen genehmigt und ebenso den damit verbundenen Verkauf des Stettlerhauses im Dorfzentrum.

Transparent informiert
Gerademal 1094 Stimmberechtigte sagten Ja dazu, 305 begehrten Nein. Dies bei einem Stimmenanteil von 37,7 % aller Stimmberechtigten. Ein schöner Erfolg für den Gemeinderat: «Das Abstimmungsresultat zeigt uns, dass die Bürgerinnen und Bürger den Eindruck haben, im Vorfeld transparent informiert worden zu sein und kein Mogelpaket vorgesetzt erhalten zu haben», so Fritz Kohler.
«Es freut mich sehr, dass der Neubau zustande kommt und ebenso dass das Stettlerhaus von jemandem übernommen wird, der etwas Gefreutes daraus macht», meinte auch der ebenfalls sehr erfreute Bauverwalter Fritz Kobel. Und natürlich freue er sich schon vielmehr auf das Einweihungsfest des neuen Werk- und Entsorgungshofs. Eine lange Durststrecke für ihn als Leiter Bau und Planung und vor allem auch für sein Werkhofteam dürfte nun ein Ende haben. Denn das Thema ist an die 20 Jahre alt. Der seit 1966 im Stettlerhaus integrierte Werkhof ist längstens nicht mehr zweckmässig, musste auf verschiedene externe Standorte ausgeweitet werden.
Ein Ausbau im denkmalgeschützten Gebäude ist aus diversen Gründen nicht möglich (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
Bevor aber ein Neubau geplant werden konnte, musste der Verkauf des Stettlerhauses aufgegleist werden. Auch damit hatten sich die Behörden schon anfangs der 1990er-Jahre erstmals auseinandergesetzt. Mit Ulrich und Katharina Kühni, Sumiswald, haben sich nun einheimische Kaufinteressenten gefunden, die die historisch wertvolle Liegenschaft, einst ein Käsehandelshaus, sinnvoll und mit Rücksicht auf das schöne Dorfbild umnutzen wollen.
Nun also können die Parteien planen – die Gemeinde die Realisierung ihres Neubaus Werk- und Entsorgungshof, die Familie Kühni die Umnutzung des Stettlerhauses.
«Wenn wir bedenken, wo der Werk- und Entsorgungshof zu stehen kommt, müssen wir sagen – es ist bestimmt nicht der falsche Ort», stellte Fritz Kohler fest. Dies mit Blick auf das gemeindeeigene, gut erschlossene Grundstück in Grünen, auf die Berücksichtigung des Ortsbilds und auf diverse vorteilhafte Synergien auch in Sachen Park- und Abstellplätze sowie der Zufahrt.

Durch den Neubau werden keine Verträge beeinträchtigt
«Durch den Neubau werden keine bestehenden Verträge und Vereinbarungen beeinträchtigt», sagte Gemeinderat Rolf Ryser dazu. So könne der Reitverein die Parkplätze, die einst beim Bau der Reithalle im Baurechtsvertrag integriert worden seien, weiterhin benützen.
Allerdings wird sich der Reitverein gleichwohl einschränken müssen. Denn etwa den Sandplatz auf dem ehemaligen Eisfeld wie auch zusätzliche Parkplätze auf dem bisher ungenutzten Platz werden ihm mit dem Bau des Werk- und Entsorgungshofs nicht mehr zur Verfügung stehen.
«Wir haben dem Reitverein jedoch verheissen, dass, etwa bei einem Concours am Wochenende, der Werkhof zum Parkieren offen sei», so Fritz Kohler. Zudem habe der Verein bei seinen Grossanlässen für das Parkieren schon bisher auf das Zeughausareal ausweichen müssen. Bei der Planung des Neubaus sei extrem darauf geachtet worden, diesen so auszurichten, dass die direkten An-stösser nicht oder nur bedingt davon betroffen würden. Auch werde die Gemeinde den Reitverein so weit als möglich bei der Suche nach zusätzlichem Platz unterstützen.
Läuft alles nach Plan, ist der Baubeginn für den neuen Werk- und Entsorgungshof im Spätsommer 2019 vorgesehen. Die Verantwortlichen gehen von einer Bauzeit von rund einem Jahr aus. «Wir hoffen, irgendwann zwischen Herbst und Winter 2019 mit dem Spatenstich den Baubeginn einläuten zu können», sagte der Sumiswalder Bauverwalter Fritz Kobel.
Bereits im Vorfeld sind von der Sumiswalder Baubehörde umfassende Vorabklärungen getroffen und die kantonalen Ämter integriert worden. Auch in Bezug auf das Umzonungsgesuch in die Zone für öffentliche Nutzung (ZöN), welche für die Realisierung des neuen Werk- und Entsorgungshofs notwendig ist. Das Stimmvolk hat diese Umzonung am Wochenende ebenfalls gutgeheissen.
Die Eröffnung des neuen Werk- und Entsorgungshofs ist im Herbst 2020 vorgesehen. Das letzte Wort zum plangemässen Baubeginn hat allerdings der Kanton.

Verkauf und Kaufrechtsvertrag
Die Gemeinde hat mit Ulrich und Katharina Kühni unter Vorbehalt des Resultats der Urnenabstimmung bereits im Vorfeld einen Kaufvertrag für das Stettlerhaus mit Parzellierung und Kaufsrechtsvertrag abgeschlossen. Dieser tritt nun in Kraft.
Der Verkaufspreis beträgt 710 000 Franken. Das Nutzniessungsrecht bleibt bis Ende Oktober 2020 bei der Gemeinde Sumiswald. Sollte sich der Umzug in den neuen Werkhof unerwartet verzögern, würde ein mit der Käuferschaft vorsorglich abgeschlossener Mietvertrag ab 1. November 2020 in Kraft treten um die Situation zu überbrücken.
Der Käuferschaft des Stettlerhauses wurde im Gegenzug auf der angrenzenden Eichmatte das Kaufrecht (Vorkaufsrecht) für eine Grundstücksfläche von 2500 Quadratmeter zugesprochen. Dieser Verkaufspreis wurde auf 523 000 Franken festgelegt. Die genaue Lage und Fläche kann erst nach Vorliegen der Überbauungsordnung definiert werden.

Vielseitige Umnutzung vorgesehen
Anders als die Gemeindebehörde können Ulrich und Katharina Kühni erst jetzt mit planen beginnen. Zur Umnutzung des Stettlerhauses geben sie sich fünf Jahre Zeit. Ideen habe er viele, zwanzig bis dreissig, sagte Ulrich Kühni an der Medienkonferenz. Genaueres wollte er dazu jedoch nicht sagen, «da wir mit allfälligen Nutzern noch gar nicht gesprochen haben.»
Tendenziell werde es in Richtung wohnen und auch arbeiten gehen: «Wir möchten, dass die schöne Marktgasse belebt wird, dass aus ihr wieder eine ‹richtige› Marktgasse wird.» Persönlich wolle das Ehepaar das Stettlerhaus nicht nutzen. «Wir wohnen seit neun Jahren in Sumiswald. Es gefällt uns sehr gut und wir beabsichtigen nicht, unsere Wohnsituation zu ändern.»
Für jedes Geschäft und jeden Laden aber, der zugehe, sei es schade. Eine neue und vielseitige Nutzung des Stettlerhauses könnte dem entgegenwirken. Wenn möglich sollen laut Kühni auch der bestehende Jugendtreff und die Spielgruppe in die künftige Nutzung integriert werden.
Mit dem Kauf des Stettlerhauses seien er und seine Frau sehr riskofreudig, stellte er fest. Aber das eigene Geschäft im Rücken (Ulrich Kühni ist Mitglied der Geschäftsleitung der Zimmerei Kühni AG, Ramsei, Anmerkung der Redaktion) gebe Sicherheit und schaffe zudem Arbeit und Arbeitsplätze. «Nun gilt es vorerst, eine genaue Gebrauchsaufnahme der Liegenschaft zu machen und abzuklären, welche Möglichkeiten umsetzbar und überhaupt bewilligungsfähig sind.»
Er hoffe, bis in einem Jahr mehr dazu sagen zu können.
Den Segen des Stimmvolks haben die Kühnis jedenfalls, und auch den der Sumiswalder Behörden. Man freue sich sehr, dass die Zukunft des Stettlerhauses und damit auch der Marktgasse in guten Händen sei und etwas Schönes entstehen werde, äusserten sich verschiedene Gemeinderatsmitglieder einhellig.
Der Gemeinderat und die zuständige Gemeindebehörde waren gesamthaft zur Medienkonferenz erschienen.

Von Liselotte Jost-Zürcher