• Peter Nyfeler bei seiner letzten Feuerwehrübung in luftiger Höhe auf dem Autodrehkran.

18.02.2021
Oberaargau

Das Telefon klingelte auch in der Nacht

33 Jahre hat Peter Nyfeler in der Feuerwehr Gondiswil gedient. Ende des vergangenen Jahres hat er seine Funktion als Löschzugchef abgegeben und ist mit dem Erreichen des Dienstalters von 52 Jahren ausgetreten. Seine Dienstzeit war eine Zeit grosser Veränderungen in der Feuerwehr.

Gondiswil / Huttwil · 1988 ist Peter Nyfeler in den Dienst der Feuerwehr Gondiswil eingetreten. «Damals war dies gar keine Frage, es war einfach normal, dass man als junger Mann in die Feuerwehr ging», sagt er. Immer wieder hat er dann Kurse zur Weiterbildung absolviert und stieg so die «Karriereleiter» hinauf. Im Jahr 2003 wurde er zum Wachtmeister befördert und Gruppenführer. Zwei Jahre später war er bereits Leutnant und leitete von da an einen der zwei Löschzüge der Feuerwehr Gondiswil. 2010 wurde er zum Vizekommandant ernannt und 2012 zum Kommandanten im Grade eines Hauptmanns. Im Jahr 2014 kam dann die Fusion mit den Feuerwehren Huttwil, Auswil, Rohr­bach, Rohrbachgraben und Wyssachen zur Feuerwehr Region Huttwil.

Löschzugchef nach der Fusion
Nach der Fusion war Peter Nyfeler Löschzugchef der Feuerwehr Gondis­wil. «Ich bin aber nicht degradiert worden», lacht er, «sondern ich bin weiterhin Hauptmann geblieben.» Die jetzigen Löschzugchefs seien im Grad eines Oberleutnants, fügt er noch hinzu. Auf die Frage, warum denn überhaupt fusioniert worden sei, erklärt er, dass von der Gebäudeversicherung immer mehr Anforderungen betreffend Ausrüstung und Einsatzmaterial an die Feuerwehren gestellt worden seien und dies hätten die kleinen Gemeinden finanziell nicht mehr tragen können. «Aber mit der Fusion konnten sich nicht alle Feuerwehrmänner anfreunden, so haben sich die Reihen etwas gelichtet», stellt der abtretende Löschzugschef fest. Die Anzahl der im Dienst stehenden Feuerwehrmänner habe seit dem Zusammenschluss massiv abgenommen. «Als ich beitrat, waren wir in Gondiswil gegen 70 Leute, heute sind es noch 21. Dies ist an der unteren Grenze, so 25 sollten es schon sein», erklärt Peter Nyfeler. In den sechs Gemeinden der regionalen Feuerwehr würden rund 200 Leute ihren Dienst tun. «Es ist leider schwierig, die Jungen zum Beitritt zu motivieren», bedauert er. «Am ehesten finden sich noch neue Leute, wenn sich gleich zwei oder drei zusammen tun und beitreten. Ich hoffe aber, dass der Löschzug Gondiswil noch etwas erhalten werden kann. Es ist halt doch wichtig, dass Leute mit Orts- und Gebäudekenntnissen dabei sind. Und dass man in etwa weiss, wie viele Leute in welchem Haus wohnen. Auch die Wasserbezugsorte sind Einheimischen besser bekannt als Auswärtigen», gibt er zu bedenken.

Gute Zusammenarbeit
 «Die Zusammenarbeit mit den Löschzügen der andern Gemeinden war interessant und hat mir immer gefallen. Sie funktioniert auch gut. Es brauchte seine Zeit, aber jetzt sind wir eine gemeinsame Feuerwehr geworden. Zum Zusammenhalt beigetragen haben auch die gemeinsamen Anlässe jedes Jahr, an denen nebst dem Rückblick und Ausblick, Verabschiedungen und Beförderungen auch die Geselligkeit ihren Platz hatte», berichtet Peter Nyfeler. Wegen der Corona-Pandemie musste dieser gesellige Anlass nun leider ausfallen. So konnte auch der abtretende Gondiswiler Löschzugchef nicht im gewohnten Rahmen verabschiedet werden.
«In Sachen Material hat sich die Feuerwehr in den 33 Jahren extrem verändert, vor allem auch in der persönlichen Ausrüstung. Als ich anfing, hatten wir noch die alten Kittel und den Stahlhelm, jetzt haben wir topmoderne Brandschutzkleider, unter anderem auch Brandschutzstiefel, der Vorschrift entsprechend – man kann nicht mehr einfach Wanderschuhe anziehen wie früher», sagt der Feuerwehrmann im Ruhestand.
Welche Aufgaben hat die Feuerwehr denn sonst noch, ausser der Brandbekämpfung? «Viele», meint er. «Das fängt an mit der Katze, die vom Baum gerettet werden muss, dann Ölspuren beseitigen, Keller auspumpen, Windfallholz wegräumen und Strassen sperren oder ab und zu auch Wespennester vernichten», zählt er auf. Manchmal würden sie auch als Tragehilfen von der Ambulanz angefordert.

Bedrückender Bauernhausbrand
Der Löschzugchef musste also Tag und Nacht erreichbar sein. «Ich bekam jeden Alarm mit, der unsere Region betraf. Da hat manches Mal nachts das Telefon geklingelt. Ich bin auch oft ausgerückt, wenn ich nicht hätte gehen müssen. Man kann immer etwas lernen», meint er. In all den Jahren habe es viele kleine Ereignisse gegeben, am meisten seien Ölspuren zu beseitigen gewesen. Doch das grösste und eindrücklichste Ereignis war der Brand eines Bauernhauses im Althaus in Gondiswil, als während eines heftigen Gewitters der Blitz eingeschlagen hat. «Als wir dort ankamen, stand das Haus in Vollbrand und wir konnten nichts mehr tun. So machtlos zu sein, das war ein schlimmes Erlebnis», erinnert er sich.
Sehr geschätzt hat Peter Nyfeler während seiner ganzen Feuerwehrzeit die Kameradschaft, die besonders nach den Übungen im zweiten Teil gepflegt wurde. Oft noch bei einem «Znüni». Der Kontakt mit der Feuerwehr wird ihm aber nicht ganz abhanden kommen, er wird ihr bei seiner Arbeit als Werkmeister der Gemeinde Gondiswil immer wieder begegnen, da der Werkhof und die Feuerwehr im gleichen Gebäude untergebracht sind.
Sein Amt als Löschzugchef der Feuerwehr Gondiswil hat er an seinen bisherigen Stellvertreter Martin Nyfeler übergeben. Dessen Vize ist neu Reto Anliker.

Von Berty Anliker