• Reto Müller (rechts) durfte als Dirigent ein erstes Mal die Obersteckholzer dirigieren. · Bild: Leroy Ryser

10.02.2020
Oberaargau

Das Volk sagt ja – die Fusion tritt in Kraft

Die Bevölkerung von Langenthal und Obersteckholz hat sich deutlich für eine Fusion ausgesprochen. Selbst vermeintlich «schlechte Omen» taten an diesem Nachmittag der guten Stimmung keinen Abbruch.

Langenthal/Obersteckholz · Musik, gute Laune und zufriedene Gesichter: In der Mehrzweckhalle in Obersteckholz herrschte eine Stimmung wie an einer Heirat. Dies war zweifellos auch passend, sollte doch an diesem Sonntagnachmittag die Bevölkerung von Langenthal und Obersteckholz über eine Fusion abstimmen, welche die beiden Gemeinden, wie bei einer Heirat, per 1. Januar 2021 vereinen sollte. Was kurz vor der Resultatverkündung noch fehlte, war eigentlich nur die dazu passende Torte. «Der Bäcker hat mich angerufen, sie ist ihm runtergefallen, weshalb er umkehren und sie flicken musste», erzählte Langenthals Stadtpräsident Reto Müller, während die Anwesenden lachten. Ein «schlechtes Omen» war dies aber nicht, wie sich kurz darauf ergab. Beide Gemeinden haben sehr deutlich für den Fusionsvertrag und das Reglement zur Fusion gestimmt. Die Langenthaler (94,3 % für Fusionsvertrag / 94,2 % für Fusionsreglement) sogar noch deutlicher als die Steckholzer (93,6%/92,2%).

Keine Sorgen gemacht
Als die Heirat Tatsache war, entbrannte in der gut gefüllten Mehrzweckhalle spontan Applaus, die Stimmung war gelöst. «Dafür haben wir jetzt auch lange gearbeitet», begründete Reto Müller die Zufriedenheit der Anwesenden. Auch Heinrich Jörg, Gemeindepräsident von Obersteckholz, gab zu, dass er am Wahltag ein bisschen angespannt gewesen sei, zugleich habe er aber auch mit dem Ja zur Fusion gerechnet. «An den Gemeindeversammlungen waren die Resultate immer sehr deutlich, deshalb habe ich mir keine Sorgen gemacht.» Das sehr deutliche Resultat sei nun auch als ebenso deutliches Zeichen zu werten. Erstaunlich sei einzig, dass Langenthal sogar noch etwas deutlicher für das Geschäft gestimmt habe als die Steckholzer, die eigentlich etwas von Langenthal haben wollten.

Gute Vorarbeit
Zurückzuführen sei das deutlich positive Resultat auf die Vorarbeit, fanden die beiden Präsidenten. Man habe sehr transparent informiert, Überraschungen sollte es jetzt keine mehr geben. «Uns hat das hin und wieder Nerven gekostet», meinte Müller, «aber das hat sich gelohnt.» Nun muss noch der Regierungsrat zustimmen, danach können die Vorbereitungen beginnen. Die Gemeinde Obersteckholz muss einzelne Verträge aufkünden, ausserdem wird eine Ortsplanung vorangetrieben, die Langenthal dann in seine eigene Planung einfliessen lassen will. Daneben wird Langenthal die Integration, beispielsweise von den Archiven, lancieren. Für diese dritte und letzte Phase brauche es zwischen den beiden Gemeinderäten auch ständige Absprachen und Planungen, bis am 31. Dezember Obersteckholz endgültig zu Langenthal übergehe, so Reto Müller weiter. «Wir haben auch ein bisschen Geschichte geschrieben», sagte Heinrich Jörg derweil, der als letzter Gemeindepräsident in die Geschichte der Gemeinde Obersteckholz eingehen wird. «Für mich ist das durchaus speziell, auch weil es eben endgültig und nicht zu widerrufen ist.» Dass dies die Steckholzer so wünschten, zeigten sie mit der grössten Stimmbeteiligung seit jeher. Fast 67 Prozent hat nämlich ihre Meinung an der Urne kundgetan.

Müller dirigiert Obersteckholzer
Wie es sich für eine Heirat gehört, wurde in der Folge auch fleissig gefeiert. Wie angekündigt fand die Torte doch noch den Weg in Langenthals neuen Ortsteil, woraufhin diese von den Gemeindepräsidenten angeschnitten und den zahlreichen Anwesenden verteilt werden konnte. «Herzlich willkommen in Langenthal», hatte Reto Müller schon zuvor gesagt. Heinrich Jörg erlaubte sich zudem einen kleinen Scherz, als er Reto Müller bat, als Dirigent der örtlichen Musikgesellschaft zu wirken. «Dann kannst du dich gleich ein erstes Mal darin üben, die Steckholzer zu dirigieren», sagte Jörg und hängte nach dem gelungenen Auftritt an: «Wir haben nun gesehen, dass die Steckholzer das von Langenthal vorgegebene Tempo mithalten können.»

Von Leroy Ryser