• Kurt Baumann mit seiner grossen Wäsche, neu designt aus seinen gelöteten Kupferkissen. · Bilder: zvg

  • Das Werk von Heiko Schütz.

  • Das Holzauge von Hansruedi Simmler.

  • Maschendrahtfiguren von Christa Lienhard.

12.05.2022
Oberaargau

Der dritte Kunstweg in herrlicher Natur

Zum dritten Mal wird mit Kunst am Schlossberg 2022 einem breiten Publikum «Kultur, Bewegung und Natur» nahe gebracht. Während vier Monaten präsentieren 43 Kunstschaffende ihre zeitgenössischen Werke in malerischer Umgebung.

Melchnau · Ausgehend vom Start- und Zielort im Oberdorf, beim Kirchenplatz, beginnt der sanfte Aufstieg. Buschwindröschen säumen den Wegrand und die Wiesen sind übersät mit goldgelbem Löwenzahn, sogar seltene Orchideen sind in dieser einzigartigen Biosphäre beheimatet. Durch die zartgrünen Blätter im lichten Buchenwald fallen Sonnenstrahlen und munteres Vogelgezwitscher ertönt. Mehrere Objekte und Installationen sind bereits aufgebaut. Etwa zwei Maschendrahtfiguren von Christa Lienhard aus Ipsach. Diese schweben an einem Seil in luftiger Höhe. Für die abenteuerliche Installation erhielt sie Unterstützung von OK-Mitgliedern ebenso wie Heiko Schütz und Pavel Schmidt. Die renommierten Künstler benötigten Support beim komplizierten Transport und Aufbau ihrer schweren Objekte.

Licht- und Farbspiele faszinieren
«Es wird bunt. Wir zeigen viel Farbe», freut sich OK-Präsident Heinrich Abt und zeigt in einem Waldabschnitt auf die bemalten Briefkästen in luftiger Höhe von Eve Bosshard. Farbig und arithmetisch gestaltet sind die Baum-Parasiten von Kurt Baumann. An einem zweiten Standort hat der Aarwanger Künstler grosse Wäsche. Sämtliche Kleidungsstücke sind aus seinen gelöteten Kupferkissen neu designt; Label inklusive. An der Leine tanzen Hosen, Röcke und ein Büstenhalter in der Frühlingsbrise, begleitet von Gongklängen.

Einzigartige Naturkulisse
Schon seit drei Wochen arbeitet Franziska Nyfeler an ihren beiden Objekten und verzaubert den Schlossberg, wie OK-Präsident Abt festhält. Sorgfältig hat sie Steinkörbe mit Jute fixiert und mit einer hauchdünnen Schicht Zement überzogen. Durch die Witterung sind Risse entstanden und die Farbe hat sich verändert. «Das ist die Natur – alles fliesst», sagt die Langenthalerin. Auch ihr zweites Werk, ein Wasserfall, natürlich umrahmt von einem Holunderstrauch, lebt vom Licht, der wechselnden Stimmung. In unmittelbarer Nähe hat Heinz Schmid aus Benglen ZH eine geeignete Stelle gefunden. Mit zwei Helfern wird das Material für seine Klangbrücke geholt. Die neun Metallrohre sind zwischen 150 und 300 Zentimeter lang und pentatonisch abgestimmt. Im Spiel mit dem Wind erzeugen die Röhren einen glockenähnlichen Klang. «Die grösste Herausforderung ist die richtige Befestigung an den Bäumen», erklärt der ehemalige Bauingenieur, der seit über 30 Jahren künstlerisch tätig ist und seine Klangbrücke auch in Australien präsentiert hat. In einer weiteren Installation zeigt er Steinfrüchte, die wie schwere Tropfen an den Baumästen hängen.

Augen-Weide
Beobachtet und für einen Moment atemlos, fühlt man sich beim Anblick eines Auges, geschnitzt aus fünf Elementen einer Weisstanne von Holzbildhauer Hansruedi Simmler aus Wynigen. Fast scheint es, als würde das Auge einem verfolgen. Über Treppenstufen gelangt man zur Burgruine Grünenberg, einem idyllischen Ort, der zum Verweilen einlädt. Dort steht ein «namenloses» Werk, gestaltet aus gebrauchten Hängeregisterkörben; unverkennbar Simon Berger, Niederönz. Bekannt für wuchtige Holzskulpturen ist Richard Zürcher aus Sursee. Rohe Astgabeln von Buchen installiert er zu einem behäbigen Rundkörper. Das begehbare Iglu erlaubt den Besuchern einen Blick zwischen den Gabelungen hindurch.

Aussagekräftige Werke
Anna Schmid aus Spiez hat bewusst einen Ort «zwischen künstlerisch und lebendig» umringt von mystischen Eiben ausgesucht. Ihr Arbeitsthema ist Nachsaison oder «Was bleibt wenn wir nicht mehr da sind?» Beim Ausladen von 31 Stuhlskeletten hilft ihr Thomas Huber, einer der vielen freiwilligen Mitarbeiter. Spielerisch versetzt sie die Stühle, die einst im Berner Marzili gestanden sind. «Auch hier konnten wir auf das Entgegenkommen des Landbesitzers, der Anderegg Baumschulen, zählen, welche hier die Eiben kultiviert und kunstvoll in Form schneidet», erklärt Heinrich Abt. Während der Outdoor-Ausstellung öffnet eine Pop-up-Art-Galerie an der Dorfstrasse 63 vorübergehend ihre Türen. Ein trendiger Ausstellungs- und Verkaufsort für alle am Kunstweg beteiligten Kunstschaffenden, gleichzeitig ein Treffpunkt für Kunstinteressierte. Geöffnet ist die Galerie 63 jeweils an den Wochenenden der Ausstellung.

Eing.