• Jovin Trachsel an der U13-WM in Kanada im vergangenen Februar.

  • Der 12-jährige Sumiswalder Jovin Trachsel träumt davon, irgendwann als NHL-Goalie tätig zu sein. · Bilder: Stefan Leuenberger/zvg

08.05.2020
Sport

Der grosse Traum «Profi-Goalie»

Jovin Trachsel, Eishockeyspieler aus Sumiswald – Sein grosses Ziel ist «Profi-Goalie» im Eishockey. Um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, stellt der 12-jährige Sumis-walder Jovin Trachsel bereits jetzt die Weichen. Der Goalie der SCL Young Tigers nahm im Februar bereits an der U13-WM in Kanada teil.

 

Eishockey · «Es dauerte etwas, bis ich meine gros-se Passion gefunden hatte», lacht Jovin Trachsel. Sportlich legte der junge Sumiswalder an seinem damaligen Wohnort Schüpbach los mit einem Schnupperjahr beim ortsansässigen Unihockeyverein. «Diese Unihockeyschule hat mir sehr gut gefallen. Es war aber die Neugierde da, auch im Eishockey schnuppern zu gehen.» Gesagt, getan. Bei den SCL Young Tigers besuchte Trachsel die Hockeyschule. «Dort lernte ich vor allem das 1x1 des Schlittschuhlaufens.» Zu 100 Prozent glücklich war der aufgestellte Bursche damit aber auch noch nicht. «Weil ich mir früher immer Schoner aus Karton bastelte, wollte ich unbedingt noch die Goalieposition ausprobieren», erklärt Trachsel. Obwohl ihm davon abgeraten wurde, wagte er auch diesen Schritt. Mit Erfolg. Dusan Sidor, damaliger Goalietrainer der SCL Young Tigers, erkannte sein Talent. «Es machte mir von Beginn weg grossen Spass. Endlich fand ich, was ich gesucht hatte», sagt Jovin Trachsel rückblickend.

Reflexschnell – aber überlegt
Selber bezeichnet sich der junge Sumiswalder als reflexschnellen Goalie, der auch in heiklen Situationen die Ruhe bewahrt und überlegt handelt. «Wird es stürmisch vor dem Gehäuse, halte ich mich raus. Ich lasse mich auch nie in eine Schlägerei verwickeln.» Jovin Trachsel legt den Fokus seit jeher auf die stete Verbesserung als Torhüter. Dies blieb auch den Verantwortlichen nicht verborgen. «Dusan Sidor lobte Jovin dafür, dass er Anweisungen und Tipps sofort umsetze», berichtet Mutter Beatrice Trachsel. «Tinu Gerber riet ihm, stets mit diesem Elan dranzubleiben. Und noch etwas zu wachsen», schmunzelt Beatrice Trachsel.

Zwei Jahre in jeder Altersstufe
Mit dem Eishockey legte Trachsel als 6-jähriger Bursche los. Die erste Station nach der Hockeyschule war die Bambini-Altersstufe (7 und 8 Jahre). Was in der Bambini-Stufe begann, setzte sich auch in der Piccolo-Stufe (9 und 10 Jahre) fort: Oft wurde der Sumiswalder in der besten Tigers-Mannschaft der jeweiligen Altersstufe nur wenige Male pro Saison eingesetzt. Trachsel blieb aber am Puck und arbeitete hart, was sich auszahlte. Seit der Moskito-Stufe (11 und 12 Jahre) – neu vom Verband U13 betitelt – stand er vielfach im Tor der Langnauer Elit-Mannschaft und spielte damit auf dem höchstmöglichen Schweizer Niveau seiner Altersklasse. Unter Trainer und Torhüterlegende Martin Gerber absolvierte er in der Langnauer U13-Elit-Equipe die Meisterschaft 2019/20. Bis zum 7. März und dem 6:3-Sieg über den HC Seetal. Dann war Schicht im Schacht wegen der Coronavirus-Krise.  

Glücklich mit dem Hometraining
«Es war schon hart, auf einen Schlag auf den ganzen Eishockeybetrieb zu verzichten», sagt Trachsel. «Ich habe mich aber rasch damit abgefunden und sofort die von unseren Trainern zugestellten Trainingspläne in die Tat umgesetzt.» Seit dem Stopp hält sich Trachsel in der eishockeylosen Zeit mit Fitness-, Kraft- und Rumpfstabilisationsübungen, Joggen, Biken und In-line-Skaten fit. «Es macht mehr Spass, als ich zuerst vermutet habe. Und weil mein zwei Jahre älterer Bruder auch Eishockey spielt, kann ich alles mit ihm zusammen machen.» Das gemeinsame Training pusht den Feldspieler und den Goalie zu Sonderleistungen. «Ausserdem spielen wir vor unserem Zuhause so oft wie möglich Eishockey. Manchmal stehe ich dann in voller Goalieausrüstung im Einsatz, ein anderes Mal geniesse ich es, als Feldspieler Inline-Hockey zu spielen.» So ist Trachsel täglich sportlich unterwegs. «Ich habe gar keine Angst, dass ich gegenüber meinen Konkurrenten einen Trainingsrückstand aufweise.»

In Québec an der U13-WM
Kurz vor dem Coronavirus-Sportout erlebte der junge Goalie, der mit seinen Eltern, seinen beiden Geschwister und den Haustieren (Katze, Hamster und Kaninchen) seit zwei Jahren im Sumiswalder Haselacker-Quartier wohnt, sein bisheriges Karrierehighlight. Mithilfe seiner starken sportlichen Darbietungen in der Elit-Stufe wurde Jovin Trachsel von seinen Trainern für U13-Sichtungstrainings in Kloten empfohlen. Diese Sichtung von 50 Talenten (darunter 6 Goalies) verlief sehr heftig. Schon nach kurzer Zeit mussten viele Talente die Koffer wieder packen. Trachsel überstand weitere Sichtungen in Engelberg und wiederum Kloten und gehörte am Ende eines fünftägigen Qualifikationsverfahrens zu den beiden übriggebliebenen Goalies. Damit hatte er die Aufnahme ins angesehene «Swiss Eastern Selects Team» geschafft. Viele heute bekannte Eishockeyprofis spielten im Alter von 12 Jahren für diese Auswahl, die es seit 36 Jahren gibt. Mit der Aufnahme erfüllte sich ein weiterer Traum für Jovin Trachsel. Jährlich nimmt dieses Team am «Québec International Pee-Wee Hockey Tournament» in Kanada teil. Dieses Turnier ist gleichbedeutend mit der «Weltmeisterschaft U13». Dieses Jahr konnte dieses Turnier für Spieler im Moskitoalter mit Jahrgang 2007 besucht werden. «Es war so genial, dass ich zum illustren Kreis gehörte.»

Kanada-Reise dank Sponsoring
Die sportliche Hürde hatte Jovin Trachsel bravourös gemeistert. Zur effektiven Teilnahme war aber auch ein finanzieller Effort nötig. «Via Youtube-Video habe ich einen Sponsorenaufruf gemacht. Dies war ein Erfolg. Am Ende mussten meine Eltern für den zweiwöchigen Kanada-Trip noch 1900 der total 9000 Franken Ausgaben selber berappen», erklärt das Hockeytalent. Die Eltern begleiteten ihren Filius nach Kanada. «Sowohl meinen Sponsoren wie auch meinen Eltern bin ich enorm dankbar, dass sie mir diese WM-Teilnahme ermöglichten.» Und die Eindrücke in Kanada prägten. Das ganze Drumherum war für den jungen Burschen aus dem Emmental Neuland und zig-fach aufregender als der gewohnte Schulalltag. Drei WM-Partien standen auf dem Programm. Zum Auftakt – ohne Trachsel im Tor – gab es eine 0:3-Niederlage gegen Connecticut. Bei den zwei weiteren Spielen stand Jovin Trachsel für die Schweizer Auswahl zwischen den Pfosten. Das Team aus Slowenien wurde gleich mit 10:0 besiegt. Gegen eine Equipe aus Québec tauchten die «Swiss Eastern Selects» 2:6, womit das Turnier zu Ende war. Beim Wettmessen mit Teams aus der ganzen Welt im Land des Eishockeysports holte sich Trachsel den Appetit. «Ich will mehr davon. Es ist sowieso mein Ziel, irgend einmal in der National Hockey League zu spielen.»
Trachsel ist sich bewusst, dass der Weg an die Spitze hart und steinig ist. «Ich muss Schritt für Schritt nehmen, mich in jeder Nachwuchsstufe behaupten.» Und wenn dies tatsächlich klappen sollte? «Nun, dann wäre der EHC Biel mein Ziel. Biel ist mein Lieblingsclub in der Schweiz.»

Talentschule nach den Sommerferien
Ein weiterer von unzähligen Schritten in Richtung Eishockey-Spitzensport macht Jovin Trachsel nach den Sommerferien. «Ich habe mich dazu entschlossen, die Talentschule in Langnau zu besuchen. Meine Eltern unterstützen mich bei dieser Entscheidung.»  
Dies ermöglicht es dem 12-Jährigen, täglich zu trainieren. Schule und Eishockeystadion befinden sich in Langnau, wo er sich als Saisonabo-Besitzer gewohnt auch die NLA-Heimspiele der SCL Tigers anschaut. «Die tägliche An- und Heimreise mit dem Zug macht mir nichts aus. Ebenso nehme ich in Kauf, von Montag bis Freitag am Mittag nicht mehr mit meiner Familie essen zu können.» Apropos essen: Es ist nicht gerade üblich, dass ein 12-Jähriger Hirse als Lieblingsessen nennt. «Wir haben vor einiger Zeit die Ernährung umgestellt. Ich esse seither kein Fleisch und auch keine gewöhnlichen Teigwaren mehr. Von den Hülsenfrüchten und Getreiden mag ich die Hirse am liebsten. Seit der Umstellung fühle ich mich noch fitter», erklärt Trachsel. Der junge Sumiswalder übt sich bereits jetzt in etlichen Sachen im Verzicht. «Alles, was ich will, ist einmal auf hohem Niveau Eishockey zu spielen. Ich bin bereit, alles dafür zu tun, um es erreichen zu können.»

Kurz gefragt

Bester Eishockeyspieler ever
Der lettische Goalie Elvis Merzļikins.

Martin Gerber
Ein sehr guter Goalie. Mein Schweizer Lieblingsspieler. Er ist auch ein sehr, sehr guter Goalietrainer. Ich kenne ihn gut, weil meine Mutter mit ihm zur Schule ging.

Carey Price
Der Goalie der Montréal Canadiens ist mein Vorbild. Er ist in seinen Aktionen blitzschnell, obwohl er den Goaliejob sehr ruhig und überlegt ausübt.

Rückennummer
In der Auswahl trage ich die 40. Und zwar wegen dem ehemaligen SCL Tigers-Goalie Damiano Ciaccio, den ich sehr schätze. Die 91 im Clubeishockey habe ich zugeteilt erhalten.

Freundin
Habe ich keine. Brauche ich aber auch nicht. Es geht sehr gut ohne.

Facebook
Habe ich nicht. Möchte ich aber auch nicht.

Instagram
Dies finde ich cool. Ich bin aber aus zeitlichen Gründen nicht sehr viel aktiv auf «Insta».

Handy
Ich habe das alte Handy meiner Mutter und damit keines der neusten Modelle.

Lieblingsschulfach
Sport und Deutsch.

Süssigkeiten
Natürlich. Am liebsten habe ich
die Fruchtgummi-Erzeugnisse von Haribo.

Holzbau
Der Job meines Vaters. Ich arbeite auch sehr gerne mit Holz. Ich könnte mir diese Tätigkeit aber nicht als
meinen künftigen Beruf vorstellen.

Berufswunsch
Eishockeyprofi, Koch oder Künstler im malerischen Bereich.

Jahreszeit
Winter – dann ist Eishockeysaison.

Instrument
Keines. Ich nutze meine Freizeit ausschliesslich für den Sport.

Zimmeraufräumen
Das mache ich schon. Allerdings muss ich es viel zu oft tun, was mich dann extrem nervt.

Tattoo/Piercing
Ich halte von beiden Sachen überhaupt nichts. Früher hatte ich einen Ohranhänger. Diesen trage ich nicht mehr.

Frühaufsteher
Eher nein. Wenn ich ausschlafen kann, dann nutze ich dies auch.

Geschwister
Sie nerven manchmal. Oft ist es auch cool mit ihnen. Mit meinem Bruder – er ist Feldspieler – kann ich die totale Hingabe für das Eishockey teilen.

Von Stefan Leuenberger