• Der von Rudolf Herzig entwickelte «Hag-Coiffeur» schneidet die über 400 Meter lange Hecke in einem Lauf. · Bild: Stefan Bossart/zvg

17.08.2020
Luzerner Hinterland

Der «Hag-Coiffeur» vom «Tüftler»

Er ist ein «Tüftler» sondergleichen: Rudolf Herzig von Roggliswil. Und einer, der nie aufgibt. Seine Herausforderung: Eine über 400 Meter lange Buchenhecke an einem einzigen Tag zu schneiden: Unmöglich? Nicht für den inzwischen 75-Jährigen. Zwanzig Jahre hat er immer wieder an einer Maschine «getüftelt», die ihm die mühselige Handarbeit abnimmt. Heute steht der «Hag-Coiffeur» in seinem Garten und leistet zuverlässige Dienste.

Sommerserie Nachbarn · Eine lange Buchenhecke umsäumt das rund 4600 Quadratmeter grosse Grundstück von Rudolf Herzig im luzernischen Roggliswil. Um den grünen Zaun, der unterdessen eine stolze Höhe von 2,30 Metern aufweist, in Form zu halten, brauchte er früher mindestens zwei Wochen, in denen er sich ranhalten musste.

20 Jahre lang entwickelt
Heute erledigt eine selbst entwickelte Maschine das Schneiden der überstehenden Äste an einem einzigen Tag. Seit 20 Jahren tüftelt er schon an seinem «Hag-Coiffeur», wie Rudolf Herzig seine einzigartige Erfindung nennt. Als vierte Maschinen-Generation ist sie heute ausgereift und verrichtet zuverlässig ihren Dienst. «Zuerst hatte ich eine Art Schlitten ohne Antrieb auf einem Aluminiumgestell, der den Hag nur in der Höhe geschnitten hat», erzählt Herzig. Als das Blätterwerk jedoch immer höher wurde, musst er sich etwas einfallen lassen. Heute wird die Maschine mit Motoren von Flex-Winkelschleifern angetrieben und Schubkarrenräder dienen als Abstandhalter. Mehrere Sägeblätter wurden an die Sägebalken geschweisst.
Doch ganz allein fährt das mit einem Joystick gesteuerte Ungetüm nicht. «Man muss beim Schneiden immer voll dabei sein und trotz dem Lärm der Maschine Probleme raushören können, denn auf die andere Seite kann ich ja nicht schauen», erklärt Rudolf Herzig. Zudem muss er fünf Mal über den Hag fahren, bis schlussendlich auch jeder Ast abgeschnitten ist.
«Das ist wie beim Coiffeur, der schneidet auch mehrere Male, bis die Frisur sitzt», erklärt er mit einem Schmunzeln. Patentieren lassen möchte Rudolf Herzig seinen «Hag-Coiffeur» jedoch nicht. Er würde sich aber freuen, wenn jemand seine Erfindung aufnehmen und vielleicht sogar noch weiterentwickeln würde. Damit sie auch in Zukunft die Hecken von Friedhöfen oder Schulhäusern in Windeseile schneiden kann.

Auch beruflich wurde «getüftelt»
Aufgewachsen ist Rudolf Herzig auf einem Bauernhof in Roggliswil mit fünf Brüdern und einer Schwester. Er ist gelernter Carrosserie­spengler und führte viele Jahre mit zwei seiner Brüder eine eigene Autowerkstatt. Auch dort musste viel «getüftelt» werden. «Jeder Kunde hatte wieder einen anderen speziellen Wunsch», erzählt er. Heute arbeitet der 75-jährige Rentner gerne in seinem Garten.
Neben den vielen Obstbäumen und einem Hochstamm-Nussbaum pflegt er noch unzählige kleinere Bäume,
Büsche und Blumen, oder er kümmert sich um seine Forellenzucht, in der über 3000 Fische schwimmen. Und wenn Rudolf Herzig einmal nicht arbeitet, entspannt er sich mit Schwimmen in seinem zwölf Meter langen Pool.

Von Marion Heiniger