• Fritz Hess in seinem Atelier, mit einem Strohhut, auf dem sämtliche Fasnachts-Plaketten enthalten sind, die er bislang entworfen hat. · Bild: Walter Ryser

06.03.2019
Huttwil

Der Herr der Fasnachts-Plaketten

Bereits sind sie im Umlauf, die Plaketten der diesjährigen Huttwiler Fasnacht. Zum 19. Mal hat diese Fritz Hess entworfen. Gesucht habe er diese Aufgabe nicht, erzählt der ehemalige Bauzeichner und Kundenbetreuer und erwähnt, dass eine von ihm geäusserte Reklamation dazu geführt habe, dass er eine Fasnachts-Plakette habe entwerfen müssen.

Bis vor 20 Jahren habe er nichts mit der Fasnacht am Hut gehabt, weil er als Kind kaum in Kontakt mit diesem Brauchtum gekommen sei, betont Fritz Hess. Doch dann, als die Fasnacht vor über 20 Jahren in Huttwil wieder Fuss zu fassen begann, interessierte sich auch Fritz Hess für das Narrentreiben. Doch die Begeisterung hielt sich anfänglich in Grenzen, wie er in seinem Heim an der Bergstrasse 4 in Huttwil erzählt. «Als ich damals die Fasnachts-Plakette sah, habe ich spontan gesagt, dass ich dafür keine fünf Franken zahlen werde», erinnert er sich. Die Bemerkung von Fritz Hess kam bei den Verantwortlichen der Huttwiler Fasnacht nicht gut an. Sie forderten den gelernten Bauzeichner und späteren Kundenbetreuer auf, den Beweis anzutreten, dass er es besser könne.
Damit war der Ehrgeiz des leidenschaftlichen Bastlers und Zeichners geweckt. Er habe seit seiner Kindheit gerne gebastelt und gezeichnet, verrät der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder. So habe er schon damals Modelleisenbahnen gebaut, später gründete er die Modellfluggruppe Huttwil und zu Hause in seinem Atelier entstanden viele Modellautos (vor allem Ferraris), Modellflugzeuge und seit 2001 auch Plaketten für die Huttwiler Fasnacht. Mit dem Entwerfen der Plaketten kam Fritz Hess auch enger mit der Fasnacht in Kontakt. Und plötzlich befand er sich mitten drin. Jürg Schürch, mit dem er gemeinsam viele Leichtathletik-Wettkämpfe bestritt, fragte ihn an, ob er nicht Lust hätte, in einer Schnitzelbank-Gruppe mitzuwirken. Fritz Hess sagte spontan zu und war in der Folge viele Jahre Mitglied der «Exoten», für die er jeweils die Sujets zu den Schnitzelbank-Versen zeichnete.

Fasnacht wird seine Leidenschaft
Die Auftritte mit der Schnitzelbank-Gruppe habe er stets genossen, «vor allem den Applaus», gibt er lachend zu verstehen. Die «Exoten» hätten sich durch eine strenge Proben-Disziplin ausgezeichnet, was Auftreten, Vortragen und Textsicherheit anbelangte. Darauf habe Franz Bertolini jeweils grossen Wert gelegt. «Das hat sich gelohnt, waren doch die Leute stets begeistert von unseren Darbietungen.» Es habe ihm regelrecht den Ärmel reingezogen, die Fasnacht wurde zu seiner grossen Leidenschaft. Hier seien viele Freundschaften entstanden, sagt der Pensionär, der sich rückblickend fragt, wie er all dies über die Jahre hinweg bewältigen konnte. Denn neben seinem Beruf, der Familie und der Fasnacht engagierte sich Fritz Hess auch zwölf Jahre im Gemeinderat und acht Jahre im Herdrat. Auf die Frage, wie die Sujets für die Plaketten jeweils entstehen, überlegt Fritz Hess lange und sagt dann: «Das ist eine schwierige Frage, weil das stets unterschiedlich ist. In der Regel sind es spontane Einfälle, beim Autofahren, auf dem WC oder kurz nach dem Erwachen», erwähnt er. Manchmal habe der Prozess aber auch länger gedauert und habe er sich intensiver mit dem Fasnachts-Motto auseinandersetzen müssen, um ein dazu passendes Sujet entwerfen zu können.
Mit der Pensionierung vor zwei Jahren hat sich Fritz Hess als aktiver Fasnächtler verabschiedet. Aus gesundheitlichen Gründen könne er dem Umzug nicht mehr beiwohnen. Beim Suppentag sowie am Schnitzelbank-Abend sei er dagegen nach wie vor anwesend.

Ein Beitrag zur Erhaltung des Brauchtums
Auch die Plaketten hat er seither weiter entworfen, obwohl er jedes Jahr betont, dass es das letzte Mal sei. Er ist sich bewusst, dass es immer schwieriger wird, Leute zu finden, die solche Aufgaben ehrenamtlich übernehmen. So habe er in all den Jahren für die Entwürfe nie etwas verlangt und die Plakette für seine Frau habe er jeweils auch bezahlt. Das habe er stets als Beitrag zum Erhalt dieses Brauchtums gesehen, bemerkt er. «Es wäre wirklich schade, wenn die Fasnacht in Huttwil nicht erhalten werden könnte», zeigt er sich besorgt darüber, dass der Anlass hauptsächlich von einigen altgedienten Mitliedern der Fasnachtsvereinigung getragen wird. Sicher ist deshalb, dass es auch noch eine 20. Plakette von Fritz Hess geben wird. Ob dann Schluss ist, lässt er offen, weist aber darauf hin, dass Ehrgeiz und Motivation in all den Jahren doch etwas nachgelassen hätten. «Es ist mittlerweile fast wie beim Obligatorischen, das ich nie gerne geschossen habe. Ich muss mich schon überwinden, aber wenn ich erst einmal mit dem Zeichnen angefangen habe, dann packt es mich wieder», sagt er. Denn sein Stolz würde es nie zulassen, eine Plakette zu entwerfen, für die der Besucher keine fünf Franken bezahlen würde …

Von Walter Ryser