• Thomas Grob, Leiter und auch Mitbegründer vom Leuchtturm Huttwil, ist seit 20 Jahren an vorderster Front dabei. · Bilder: Barbara Heiniger

  • Ab 2012 konnte die neue Halle bezogen werden.

  • Der Entsorgungshof ist von ursprünglich 60 auf 300 Quadratmeter gewachsen.

  • Der Leuchtturm Huttwil ist eine soziale Institution, um Menschen mit erschwerten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eine sinnvolle, aktive Beschäftigung zu ermöglichen sei es beim Recycling in der neuen Werkstatt (Bild links) oder der Demontage von Schutzmasken. · Bilder: zvg

22.03.2024
Huttwil

Der Leuchtturm ist eine leuchtende Institution

Der Leuchtturm in Huttwil ist als Betrieb ein Teil des Sozialwerkes der Heilsarmee und bei der Brocki an der Langenthalstrasse 15 angesiedelt. Gegründet wurde er vor 20 Jahren als soziale Insti­tution, um Menschen mit erschwerten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eine sinnvolle, aktive Beschäftigung zu ermöglichen. Denn einer Arbeit nachzugehen, verleiht Würde und ermöglicht die Teilnahme an der Gesellschaft. Thomas Grob ist als verantwortlicher Leiter und auch Mitbegründer seit 20 Jahren an vorderster Front am guten Gelingen des Leuchtturms aktiv dabei.

Wenn Thomas Grob aus den Anfängen vom Leuchtturm erzählt, beginnen auch seine Augen zu strahlen. Sein Engagement für die soziale Institution ist riesig und er hat bereits einige Veränderungen mitgetragen. «Ich möchte aber gar nichts anderes machen, mein Herz schlägt für den Leuchtturm und die Menschen darin», sagt Thomas Grob sehr dankbar.

Es begann auf 60 Quadratmetern
«Dass der Leuchtturm entstanden ist, kam aus einem Anliegen der Brocki, bei der Überlegungen aufkamen, wie Leute sinnvoll zu beschäftigen wären», erinnert sich Thomas Grob. So konnte eine Projektgruppe geschaffen werden, wozu viele Abklärungen gemacht wurden. Es gab Besichtigungen von anderen Institutionen, um zu klären, was überhaupt möglich ist. Daraus entstand unter anderem mit der Avag Umwelt AG in Thun als Partner das Projekt, um Elektroschrott zu recyceln. Der gelernte Elektriker Thomas Grob konnte mit seinem Fachwissen viel einbringen, und so wurde im Jahre 2004 auf 60 Quadratmetern gestartet. Alles war damals bereit, was noch fehlte, waren die Leute, welche diese Arbeit verrichten konnten. Ein ehemaliger Berufsberater riet Thomas Grob, eine sogenannte «Vorlehre» anzubieten. Das hiess konkret, drei Tage arbeiten und zwei Tage Schule. Mit der Bewilligung vom Amt für Berufsbildung konnte dieses Projekt gestartet werden und es war mit den zwei ersten Absolventen auch von Beginn an erfolgreich.

Schon bald war mehr Platz nötig
Von da an war der Leuchtturm mit Erfolg unterwegs und es entstand ebenfalls eine gute Zusammenarbeit mit dem regionalen Sozialdienst, heute Sozialdienst Region Trachselwald SRT. «Wir haben am Anfang viel improvisiert und viel Verschiedenes gemacht, um möglichst breit abgestützt zu sein», sagt Thomas Grob rückblickend. Im Fokus stand aber immer, dass die beteiligten Menschen etwas daraus lernen können. Lange war der enge Raum zwar praktisch, aber es galt, ihn immer möglichst optimal auszunützen. Schon nach einem Jahr musste mehr Platz geschaffen werden. Vor allem gab es in dieser Zeit einige Leute, die eine gute Unterstützung benötigten, um ihre Arbeitsstellen-Bewerbungen zu machen. «Von diesem Zeitpunkt an hatten wir in regelmässigen Abständen immer das gleiche Problem: Es fehlte an Raum und Platz», stellte Thomas Grob fest. Das Tätigkeitsfeld war aber auch sehr umfangreich und es brauchte
dafür verschiedene, aber geeignete Standorte. So wurde zum Beispiel eine Garage zu einem Velo-Raum, wo Velos geflickt und mechanisiert wurden. Ein Auftrag erhielt der Leuchtturm von der Genossenschaft Swiss-Ice I.G., zu der sich Bäckereien, Confiserien und verwandte Berufszweige zusammenschlossen und sich gegenseitig unterstützten bei der Herstellung von erstklassigem Glace. Sie liessen im Leuchtturm ihr Verpackungsmaterial sortieren und an die Besteller verschicken. Im Auftrag der Avag Umwelt AG wurden zudem alte Gasmasken in ihre Bestandteile zerlegt. Durch die vielen Konfektionierungsaufträge ergab sich erneut ein Platzproblem. «So entstand das Projekt mit der Heilsarmee im gleichen Boot, eine neue Halle zu bauen. Denn gleichzeitig mit dem Leuchtturm wuchs auch die Brocki in Huttwil ziemlich rasant», erklärt Thomas Grob. Aber von der Idee und der ersten Planung vergingen nochmals fünf Jahre bis zur Realisierung. Dabei bestand eine gute Zusammenarbeit mit dem Amt für Wasser und Abfall AWA des Kantons Bern.

Alles am gleichen Ort
Ab 2012 konnte die neue Halle bezogen werden. «Alles am gleichen Ort zu haben, war für uns ein besonderes Highlight und wir waren glücklich», sagt Thomas Grob. Aber schon kurz nach dem Einzug in die neue Halle wurden darin neue Böden eingezogen, um mehr Platz zu schaffen. Zusammen mit der brocki.ch in Huttwil wurde das ganze Geschäftsfeld der Entsorgung und der Warenspenden neu aufgegleist und getrennt. «Wir haben dies in der ersten Realisierung des Entsorgungshofes selbst gemacht. Die Planung und Realisierung des Entsorgungshofes in der Leuchtturm Halle haben wir dann mit Swiss Recycle geplant und konnten so eine Optimierung realisieren», sagt Thomas Grob. Nun ist alles am Trockenen und, wenn die Tore geschlossen sind, auch gesichert. Der Leuchtturm betreibt nun eine professionelle Entsorgung. Sämtliche Bewilligungen von den zuständigen Stellen sind vorhanden und der Betrieb ist auditiert. Von den ursprünglich 60 Quadratmetern ist der Leuchtturm in 20 Jahren auf über 3000 Quadratmeter gewachsen. «Abfall braucht viel Platz», weiss Thomas Grob. Dabei werden nur Siedlungsabfälle ohne Hauskehricht und Grüngut gesammelt. Mit der Professionalität ist aber auch garantiert, dass alles in den richtigen Kreislauf gelangt. Wichtig ist auch die Sauberkeit bei der Sammelstelle, denn es gibt auch Kontrollen von den kantonalen Behörden. «Auch wenn wir einen Entsorgungshof betreiben, soll das nicht heissen, dass überall Chaos und Unordnung herrscht. Wenn etwas in der Mulde liegt, bleibt es dort, auch wenn der Gegenstand eventuell noch gebraucht werden könnte. Wir haben einen Entsorgungsauftrag», betont Thomas Grob. Die Zusammenarbeit mit der Brocki funktioniert aber gut und oft werden Leute zuerst zur Warenspende geschickt, bevor die endgültige Entsorgung vollzogen wird. Der Aufwand für die Entsorgungsstelle ist aber enorm und nicht kostendeckend. Darum wurde eine Zusammenarbeit mit der Einwohnergemeinde Huttwil realisiert. Nun hilft eine Grundpauschale, einige Kosten zu decken.

Ende 2023 Recycling von Elektro- und Elektronikschrott beendet
Ganz neu heisst der Leuchtturm seit dem 1. Januar 2024 «Brocki/Logistics Integration». «Auf Ende 2023 haben wir mit dem Recycling von Elektro- und Elektronikschrott aufgehört. Auch haben wir die Betreibung des Entsorgungshofes an Brocki Logistics abgegeben», sagt Thomas Grob. Das Geschäftsfeld der Integration kümmert sich um die Bepreisung und den Versand von Waren wie zum Beispiel Artikel aus Restposten, welche national beschafft und in den 20 Brocki-Filialen zum Verkauf angeboten werden. Der Elektroschrott wird nur noch gesammelt, aber nicht mehr in Huttwil zerlegt. Für die Benutzer der Entsorgung ändert sich damit aber gar nichts. Das grosse Engagement vom Team des Leuchtturms für die Menschen, welche im Leuchtturm einen Arbeitsplatz haben, ist tagtäglich sicht- und spürbar. Thomas Grob, Betriebsleiter Leuchtturm, kennt die grossen Herausforderungen und zahlreichen Chancen einer sozialen Unternehmung, wie es der Leuchtturm ist, sehr gut. Aktuell stehen im Leuchtturm 22 KIA-Plätze (Kommunales Integra­tionsangebot) zur Verfügung. «Es braucht viel Zeit, mit den Menschen hier zu arbeiten. Oft geht es einen Schritt vorwärts und dann wieder zwei zurück», weiss Thomas Grob. Aber das Ziel des Leuchtturms ist die wirtschaftliche und soziale Integration der betroffenen Menschen. Er wirkt als Brückenbauer zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitge­benden. Die Stiftung Heilsarmee Schweiz ist die Trägerschaft. Mit den verschiedenen Arbeitsplätzen und Dienstleistungen soll im Leuchtturm ein sozialer und wirtschaftlicher Mehrwert für die Region Emmental Oberaargau erzielt werden. «Wir sind mit dem Leuchtturm mitten im Städtchen Huttwil und werden so auch von der Bevölkerung wahr­genommen, was sehr gut ist», ist Thomas Grob glücklich.

Von Barbara Heiniger