• Hansruedi Heiniger sucht primär mit dem Pendel nach Wasseradern. Manchmal schlägt das Pendel aber wegen den Erdstrahlen aus.

  • Um sicher zu sein, dass es sich um Wasseradern handelt, nimmt er das Pendel mit dem Quarzsand. · Bilder: Christian Staehli

22.03.2021
Emmental

Der Mann mit dem feinen Gespür für Wasser

Im Emmental nannte man sie schon immer Wasserschmöcker. Jene, die mit einer Rute oder Pendel über die Grundstücke gehen, um Wasseradern oder Störzonen aufzuspüren, um Wasser für einen Brunnen zu finden oder den guten Platz für den Bau eines Hauses. Zu ihnen gehört auch Hansruedi Heiniger aus Sumiswald.

Sumiswald · Schon immer wusste man um die Kraft der Wasseradern und anderen Strahlungen, die das Wohlbefinden des Menschen beeinflussen können. Heute ist es angesichts der negativen Umwelteinflüsse und der Zunahme von Stress immer wichtiger, Störfelder zu meiden. Der längere Aufenthalt auf Wasseradern, insbesondere in Verbindung mit anderen Strahlungen, kann zu ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden führen.

Seit 40 Jahren im Pendel Einsatz
Der 70-jährige Hansruedi Heiniger in Buchholz-Schattseite bei Sumiswald hilft bei der Suche nach Wasseradern, er ist ein sogenannter Wasser­schmö­cker. Seine aussergewöhnliche Fähigkeit und sein Talent ist gefragt, und schon seit über 40 Jahren dient er mit seinem Pendel den Landwirten bei der Wassersuche. Hansruedi Heiniger weist nicht von der Hand, dass es viele Scharlatane in diesem Bereich gibt, welche mit Versprechungen den Leuten das Geld aus dem Sack ziehen wollen. «Gegenüber diesen muss man vorsichtig sein», warnt er. «Schlussendlich zählt nur der Erfolg eines erfolgreichen Wasserschmöcker.»

Hans Blaser als Vorbild
Zum Wasserschmöcken ist er damals als 23-Jähriger gekommen. «Mein Vater hatte Probleme mit dem Wasser und kontaktierte daraufhin den Pendler Hans Blaser aus Zollbrück», erinnert sich Hansruedi Heiniger. Hans Blaser war damals ein Pionier der «Wasseradern-Jäger» und hat die Methode entwickelt, die Hansruedi Heiniger auch heute noch anwendet. Während die beiden damals vor fast 50 Jahren über das Grundstück gingen, bemerkte Hans Blaser, dass der junge Heiniger die gleichen Fähigkeiten besass und gab sein Wissen an seinen «Praktikanten» weiter.
1980 übernahm Hansruedi Heiniger den Betrieb seines Vaters mit Milchwirtschaft und Ackerbau und hatte nur noch wenig Zeit, um sein Hobby, die Wassersuche, auszuüben. «Gelegentlich war ich mit dem Pendel in meiner Verwandtschaft unterwegs und hatte Erfolg dabei», erzählt Heiniger. «2013 habe ich die Landwirtschaft aufgegeben und mich als 62-Jähriger nach einer anderen Arbeit umgeschaut. Dabei bin ich wieder auf die Suche nach Wasseradern gegangen.»

Übung macht den Meister
«Um ein erfolgreicher Wasserschmö­cker zu werden, braucht zuallererst einmal die Gabe», erzählt Hansruedi Heiniger. Zudem verlangt es von einem viel Disziplin und Übung ab. «Man muss sich immer wieder an dem messen, was man wo gefunden hat», erklärt er. Wenn er eine Wasserader «geschmöckt» habe, vergewissere er sich zusätzlich mit dem Pendel, ob der Vorgang gelungen sei und damit abgeschlossen werden könne. Und wenn das Pendel nicht ausschlägt? «Dann muss ich die Erdschichten erschliessen und schauen, ob es da unten auch Fels hat», weiss der erfahrene Wasserschmöcker. In einer Tiefe von zehn Metern und tiefer sei es oftmals schwieriger, auf Wasser zu stossen. Zudem stelle sich die Frage, ob das Trinkwasser gut und auch ausreichend sei. Wasseradern zu finden sei zwar eine Gabe von ihm, aber es brauche enorm viel Energie und Erfahrung beim Erspüren der Tiefe und Menge des Wassers.

Irritierende Erdstrahlen
Wie er beim Wasserschmöcken vorgeht, zeigt Hansruedi Heiniger gleich selber vor. So schreitet er über die schneebedeckte Parzelle, ist hoch­konzentriert und atmet tief ein und aus, bis sich der Pendel von selbst dreht und seine Hände vibrieren. «Hier verläuft die Wasserleitung», ist er sicher. Allerdings müsse man vorsichtig sein, denn bei der Lokalisierung stosse man auch auf die Erdstrahlung, die das Pendel ebenfalls ausschlagen lasse. Um sicher zu sein, dass es sich um Wasseradern handelt, nimmt er dann das Pendel mit dem Quarzsand,welches in einem kleinen Beutel ebenfalls an einer Schnur hängt. Das gibt ihm die Gewissheit, hier unten ist eine Wasserader.

Telepathische Fähigkeit
Die Fähigkeiten von Hansruedi Heiniger, dass er Wasservorkommen sogar über die Distanz «schmöcken» könne, sprachen sich bald herum. Dabei geht er folgendermassen vor: Bei sich zuhause bewegt er sein Pendel über einen Grundbuch- oder Parzellenplan und stellt die Frage. «Hat es hier Wasser?» Das Pendel gibt die Antwort. «Ich spüre das fliessende Wasser aus der Ferne», sagt Hansruedi Heiniger zu seinen telepathischen Fähigkeiten. Bei einem grossen Gebiet müsse er es eingrenzen, denn es gebe sonst zu viele Möglichkeiten.
Hat Hansruedi Heiniger seine Fähigkeiten an seine vier Kinder weitergegeben? Die Tochter ist vor zwei Jahren mit ihrer Familie (drei Kinder) und Ehemann nach Kanada ausgewandert.
Die drei Söhne sind ebenfalls verheiratet und wohnen im Emmental. Keiner hat aber die Gabe ihres Vaters. Hingegen gibt es ein 12-jähriges Enkelkind, das die Gabe seines Grossvaters besitzt und bereits schon mit dem Pendel Erfolg hatte.
Noch heute wird der 70-jährige Sumiswalder von Landwirten im Unteremmental, in Langenthal und bis nach Yverdon für die Wassersuche gerufen. Weil dies aber Körper und Geist doch sehr belaste, mache er das nur wenige Stunden pro Woche. «Danach muss ich mich entladen und regenerieren und gehe dazu schwimmen.»

Von Christian Staehli