• An der Untersteckholzstrasse in Langenthal entsteht das neue Alterszentrum Haslibrunnen.

  • Geschäftsführer Hansjörg Lüthi gewährt den Gästen bei der Grundsteinlegung Einblicke in eine imposante Baustelle mitten in der Stadt. · Bilder: Walter Ryser

  • Grundsteinlegung mit Thomas Rufener und Hansjörg Lüthi, die der Nachwelt einige Dokumente aus der heutigen Zeit hinterlegen.

  • Grundsteinlegung mit Thomas Rufener und Hansjörg Lüthi, die der Nachwelt einige Dokumente aus der heutigen Zeit hinterlegen.

  • Thomas Rufener und Hansjörg Lüthi versenken die Zeitkapsel.

10.09.2021
Langenthal

Der Neubau schreitet zügig voran

Unter den Augen zahlreicher Gäste wurde mit der Grundsteinlegung die zweite Etappe beim Neubau des Alterszentrums Haslibrunnen in Langenthal eingeläutet. Dabei wurden in einer Box, die eingemauert wurde, einige Utensilien deponiert, die typisch für den Zeitpunkt der Grundsteinlegung im Herbst 2021 sind.

Es ist aktuell die grösste Baustelle in Langenthal, ja, vermutlich sogar in der ganzen Region. An der Untersteckholzstrasse in Langenthal wird der Neubau des Alterszentrums Haslibrunnen realisiert. Eine illustre Gästeschar verfolgte bei schönstem Spätsommerwetter die Grundsteinlegung, die den Start zur zweiten Bau-Etappe einläutete. Thomas Rufener, Verwaltungsrats-Präsident der Haslibrunnen AG, sprach von einem bedeutenden Bauwerk, das hier entstehe und erinnerte daran, dass der eigentliche Start zu diesem Grossprojekt bereits vor zehn Jahren mit der Lancierung eines Projekt-Wettbewerbes erfolgte.
Erfreut zeigte sich Rufener über die Tatsache, dass man sich beim Neubau auf Kurs befinde. Den Gästen machte er klar: «Hier sieht man eindrücklich, wie man Geld zu Anlagen machen kann.» Rund 55 Millionen Franken wird der Neubau kosten, der letztendlich über 152 stationäre Pflegeheimplätze verfügen wird. Davon werden 15 Zimmer für an Demenz erkrankte Bewohner zur Verfügung stehen.

Regionale Firmen realisieren Neubau
Beim Bau basiere man weitgehend auf einheimischen Rohstoffen und die Bauaufträge würden grossmehrheitlich an Langenthaler oder regionale Firmen vergeben, hielt der VR-Präsident weiter fest. Mit dem Neubau gehe es darum, einen Leistungsauftrag der öffentlichen Hand zu erfüllen, erläuterte Thomas Rufener. Dieser sehe vor, Menschen im dritten Lebensabschnitt eine Institution zur Verfügung zu stellen, die ihnen die nötige Unterstützung biete. «Dass wir dies hauptsächlich mit regionalen Dienstleistern bewerkstelligen dürfen, ist exemplarisch und freut mich ganz besonders.»
Rufener lobte aber auch die Bau-Verantwortlichen und die Handwerker. Er sei erstaunt, wie rasch der Bau voranschreite, obwohl die Bedingungen im Sommer nicht optimal gewesen seien. Vorbildlich finde er zudem, welche Ordnung auf der Baustelle herrsche, das sei bei weitem nicht selbstverständlich, lobte er. Der Terminplan sehe vor, dass bereits im nächsten Sommer die Aufrichte geplant sei und ein Jahr später soll dann der Umzug der Bewohner vom Provisorium in den Neubau stattfinden.

Imposante Zahlen
Architektin und Planungsleiterin Martina Heuscher von der Ducksch Anliker Architekten AG wartete mit imposanten Zahlen auf. So berichtete sie, dass das Bauvolumen 64 000 Kubikmeter umfasse, mit einer Nettofläche von 16 000 Quadratmetern. Der Baugrube seien 1000 Lastwagen Aushub entnommen worden. Die Fläche der Schalung umfasse sechs Fussballfelder. Insgesamt seien bei diesem Projekt 60 Fachplaner engagiert. «Mit Achtsamkeit planen und realisieren wir diesen Bau für Menschen, die ihren Lebensabend hier verbringen werden», gab sie zu verstehen.
Stadtpräsident Reto Müller sprach davon, dass die heutige Grundsteinlegung auch ein Symbol dafür sei, die Geschichte des Alterszentrums, die vor 120 Jahren begann, weiterzuentwickeln. Bislang habe man keine Zeit gehabt zum Feiern. Das Alterszentrum sei jedoch über all die Jahre hinweg ein Grosserfolg, den man zum jetzigen Zeitpunkt ruhig einmal bewusst feiern dürfe, zeigte sich Reto Müller stolz auf die Entwicklung des Alterszentrums Haslibrunnen. Müller ist denn auch überzeugt: «Im Sommer 2023 wollen wir ein top-modernes Alterszentrum eröffnen, das weit über die Region hinaus als leuchtendes Beispiel der Altersversorgung dient.»

Start vor 100 Jahren mit «Greisenasyl»
Dessen Geschichte begann vor 120 Jahren als «Greisenasyl», das von Emma Gugelmann ins Leben gerufen wurde (1901), wie Stadtchronistin und Gemeinderätin Martina Moser (SP) den Anwesenden in Erinnerung rief. Nach ihrem Tod 1933 vermachte sie die Institution der Gemeinde Langenthal. Damit nahm die Geschichte eine glückliche Wende, nachdem Emma Gugelmann bereits im Jahr 1903 das «Greisenasyl» der Gemeinde schenken wollte. Während der Gemeinderat damit einverstanden gewesen wäre, wollte dagegen die damalige Armenbehörde das Angebot vorerst noch
einer genaueren Prüfung unterziehen, worauf Emma Gugelmann das Schenkungs-Angebot zurücknahm.
Seither sei das Alterszentrum stetig weiterentwickelt worden, blickte Hansjörg Lüthi, Geschäftsführer der Haslibrunnen AG, auf die Geschichte zurück. Auf die Frage, weshalb ein solches Grossprojekt überhaupt realisiert werde, verwies er auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft. «Die Zahlen diesbezüglich sprechen eine klare Sprache zugunsten eines solchen Neubaus.» Das Alterszentrum spiele künftig eine wichtige Rolle bei der Integration älterer Menschen in die städtische Gesellschaft, ist Lüthi überzeugt. Die Nähe zum Spital SRO sieht der Geschäftsführer als grossen Vorteil, «schafft dies doch für uns ganz neue und überaus wertvolle Möglichkeiten der medizinischen Zusammenarbeit.»
Die Zukunft des Alterszentrums Haslibrunnen werde anders sein, blickte Lüthi voraus. «Es wird sich nicht mehr um ein ländliches Heim handeln, vielmehr werden wir hier über ein modernes, urbanes Zentrum mit verschiedensten Dienstleistungen verfügen, das dieses Quartier aufwerten und prägen wird. Auch für die Mitarbeitenden wird das Alterszentrum ein top Arbeitsumfeld bieten.» Man werde der Ansprechpartner für alle Altersfragen sein. Zudem werde man mit über 250 Mitarbeitenden auch ein bedeutender Arbeitgeber in Langenthal sein, wies Lüthi auch auf die wirtschaftliche Bedeutung des Alterszentrums hin.
Danach stand der eigentliche Festakt, die Grundsteinlegung, auf dem Programm, die durch Thomas Rufener und Hansjörg Lüthi erfolgte. Die beiden versenkten in den Betonmauern des Gebäudes eine Box, eine sogenannte Zeitkapsel, die mit Utensilien gefüllt wurde, die typisch für den Zeitpunkt der Grundsteinlegung sind. Denn laut Stadtchronistin Martina Moser sollen spätere Generationen einmal, wenn sie auf diese Zeitkapsel stossen, keinen geschichtlichen Abriss des Alterszentrums vorfinden, sondern erahnen können, was damals die Leute bewegt hat und mit was sie sich beschäftigt haben.

Covid-Impfung und Jassteppich für Nachfahren
So befindet sich in der Box beispielsweise ein Notfallknopf, wie ihn ältere Leute heute am Arm tragen. Ebenfalls eingemauert wurde ein Jassteppich, der ein wichtiger Bestandteil im Leben des Alterszentrums bildet. In der Box befindet sich aber auch eine Covid-Impfung sowie ein Rollator und ein Langenthaler Porzi-Teller. Natürlich dürfen auch Pläne des Neubaus sowie Fotos nicht fehlen. Ergänzt werden diese durch einen USB-Stick mit diversem digitalem Material – sofern dieser in einigen hundert Jahren von den Nachfahren der heutigen Generation noch entziffert werden kann …

Von Walter Ryser