• Die Ursenbacherin Fiona Leuenberger (LV Huttwil) überquert die Ziellinie meist als Siegerin. Zuletzt gelang ihr dies am 1000-m-Regionalfinal in Gümligen. · Bild: Stefan Leuenberger

03.09.2020
Sport

«Der Spass am Sport steht im Zentrum»

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Fiona Leuenberger, Leichtathletin aus Ursenbach – Die bald 14-jährige Ursenbacherin Fiona Leuenberger ist ein Mittelstrecken-Talent. Soeben gewann die Athletin der LV Huttwil in Gümligen den Berner Regionalfinal des 1000-m-Nachwuchsprojekts «Mille Gruyère» mit neuer persönlicher Bestzeit. Der «UE» unterhielt sich mit der Nachwuchsathletin.

 

Leichtathletik · In 3:07,94 Minuten sind Sie am Regionalfinal in Gümligen eine grandiose neue Bestzeit gelaufen. Sie dürften zufrieden sein mit Ihrer Leistung?
Ich bin sehr zufrieden. Ich habe mich enorm über meine Zeit gefreut.

Wie sah Ihre Renntaktik aus?
Mein Trainer Kurt Wüthrich hilft mir diesbezüglich vor jedem Rennen. Wie immer übernahm ich nicht gleich die Spitze. Ich machte mir ein Bild über die Stärke meiner Gegnerinnen. Dann zog ich einfach mein Tempo durch und konnte so, etwas überraschend, alle Konkurrentinnen distanzieren.     

Im Juni haben Sie sich in Langenthal am «Schnällscht Oberaargauer» in 3:15,46 Minuten für den Regionalfinal in Gümligen qualifiziert. Wie erklären Sie sich die gewaltige Steigerung?
Es herrschten in Gümligen sehr gute Bedingungen. Meine Tagesform war top. Ausserdem haben die Konkurrentinnen zu einem schnellen Rennen beigetragen. Es hat einfach alles gepasst. Trainingstechnisch hatte ich im Vorfeld nichts verändert.

Sie waren auf der Sportanlage Füllerich in Gümligen sogar schneller als die Gewinnerin der um ein Jahr älteren Mädchen.
Ehrlich? Das habe ich gar nicht gewusst. Das freut mich jetzt fest.

Das am Samstagabend herrschende Regenwetter hat Sie nicht gestört?
Genau bei meinem Rennen hat es nicht geregnet. Es war nicht zu kalt und nicht zu heiss. Einfach optimal. Mein Trainer meinte vor dem Rennen, dass es typisches PB-Wetter sei. Er sollte Recht behalten.

Als strahlende Siegerin haben Sie sich für den Schweizer Final im Wallis von Ende September qualifiziert. Im Vorjahr waren sie in Locarno bereits dabei. Damals benötigten Sie für die zweieinhalb Bahnrunden  3:14,49 Minuten und belegten den 13. Rang. Wie lautet die diesjährige Zielsetzung?
Rangmässig möchte ich in die Top-10 laufen. Zeittechnisch möchte ich wieder eine ähnliche Leistung erbringen wie am Regionalfinal.

Im Fokus steht jetzt aber vorerst die U16-SM in Lausanne vom Wochenende. Was haben Sie im Sinn?
Meine Zielsetzung lautet, mich am Samstag im Vorlauf über 600 m für den Final vom Sonntag zu qualifizieren. Eine zeitliche Zielsetzung ist schwierig, weil ich diese Distanz nur selten laufe. Ich mag sie aber.

Was glauben Sie, wie lange wird es noch dauern, bis Sie über die 1000 m die 3-Minuten-Schallmauer knacken?
Keine Ahnung. Dafür spielen viele Faktoren eine Rolle. Vor allem, wie ich mich entwickle. Natürlich wäre es schön, dies in absehbarer Zeit zu schaffen.

Sie sind in der Leichtathletik vielseitig stark, waren kürzlich beispielsweise auch am Sprint-Kantonalfinal in Huttwil mit dabei. Warum bevorzugen Sie die Ausdauer-Distanzen?
Sie liegen mir einfach besser. Im Sprint muss ich einen viel grösseren Trainingsaufwand betreiben, um einigermassen mithalten zu können. Ich übe aber auch gerne andere Disziplinen aus. Den Fünfkampf mag ich sehr.

Gibt es auch eine Leichtathletik-Disziplin, die sie gar nicht mögen?
Mit dem Hürdenlauf habe ich mich noch nicht angefreundet.

Und wie sieht es mit anderen Sportarten aus?
Ich spiele sehr gerne Volleyball. Ich spiele beim Turnverein Ursenbach in einem Nachwuchsteam. Dies gefällt mir sehr. Es ist mir wichtig, dass ich zum Ausgleich auch eine Teamsportart ausübe. Seit noch nicht so langer Zeit bin ich ausserdem auch im Vereins-Geräteturnen beim TV Ursenbach dabei. Das Schaukelringturnen bereitet mir grosse Freude.

Wie sind Sie zur Leichtathletik gestossen?
Erst nahm mich meine Mutter an Laufveranstaltungen mit. Anschliessend brachte mich meine Freundin Rahel Siegenthaler dazu, ein Training der LV Huttwil zu besuchen. Dies hat mir auf Anhieb gefallen. Seit 2014 bin ich nun Mitglied der LV Huttwil.

Was gefällt Ihnen bei der LV Huttwil speziell?
Ich finde es ganz cool, dass es sich um einen kleinen Verein handelt, bei dem sich die Mitglieder alle kennen. Die Trainer sind gut. Es passt so für mich.

Wie sieht Ihr wöchentliches Trainingspensum aus?
Ausser am Sonntag stehe ich täglich im sportlichen Einsatz. Wenn nicht in der Leichtathletik dann zum Ausgleich im Volleyball oder im Vereingeräteturnen. Die Vielseitigkeit ist mir wichtig.

Wie bewältigen Sie die ständigen Anreisen zwischen ihrem Wohnort Ursenbach und dem Trainingsort Huttwil?
Gleich mehrere LVH-Mitglieder kommen aus Ursenbach. Darum haben die Eltern eine Fahrgemeinschaft gegründet. Diese ist sehr praktisch.

Sie besuchen in Kleindietwil das vorletzte Schuljahr. Wie wollen Sie später Ihre Ausbildung und den Sport unter einen Hut bringen?
Natürlich möchte ich auch dann noch ambitioniert Sport treiben. Ich kann aber noch nicht sagen, in welche Richtung  es gehen wird, da ich mich noch für keine Berufsgattung entschieden habe. Ich werde in Zukunft öfters schnuppern gehen, um Klarheit zu schaffen.

Was möchten Sie sportlich gerne einmal erreichen?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Es kommt, wie es kommt. Der Spass am Sport steht im Zentrum. Ich möchte mich mit irgendwelchen Zielsetzungen nicht unnötig unter Druck setzen.

Alle starken und ambitionierten Nachwuchsleute wechselten zuletzt früher oder später von der LV Huttwil zur LV Langenthal. Wie denken Sie darüber?
Im Moment sehe ich keinen Grund für einen Wechsel. Ich fühle mich wohl und mag den familiären Rahmen.

Wie erholen Sie sich nach intensiven Schul- und Trainingstagen?
Dann bin ich am liebsten einfach für mich alleine und höre etwas Musik.

Und was tun Sie, wenn Sie komplett vom Sport abschalten wollen?
Dann unternehme ich jeweils etwas mit meiner besten Freundin. Sport ist in solchen Momenten absolut kein Thema.

In wenigen Tagen feiern Sie Ihren 14. Geburtstag. Was planen Sie?
Für meinen Geburtstag plane ich eine Übernachtung mit den engsten Kollegen/-innen. Aber sonst nichts Besonderes.