• Seit 22 Jahren spielt der Sumiswalder Andreas Gasser in der ersten Mannschaft des SV Sumiswald Fussball. · Bild: Leroy Ryser

  • Andreas Gasser mit seiner Frau Mirjam. · Bild: zvg

  • Der Kult-Trainer und der Routinier: Erwin Aeschlimann und Andreas Gasser (links im Bild). · Bild: Leroy Ryser

19.04.2022
Sport

«Der SV Sumiswald ist meine Nummer 1»

Seit 32 Jahren spielt der 38-jährige Andreas Gasser ununterbrochen für den SV Sumiswald. Trotz seines fortgeschrittenen Sportleralters ist der Familienvater nicht aus dem Fanionteam wegzudenken. Ausserdem übt Andreas Gasser im Vorstand das Amt des Sportchefs aus.

Fussball · Was bedeutet Ihnen der Fussball?
Ich übe diesen Sport seit meinem sechsten Lebensjahr seit 32 Jahren praktisch ununterbrochen aus. Nur gerade wegen einem Auslandaufenthalt habe ich einmal ein halbes Jahr ausgesetzt. So gesehen ist der Fussball für mich ein sehr grosser Lebensinhalt.

Sie sind 38 Jahre alt. Trotzdem spielen Sie noch immer in der ersten Mannschaft des SV Sumiswald. Ihr Trainer Erwin Aeschlimann sagt, dass Sie dort nicht wegzudenken sind.
So etwas zu hören, ist natürlich schön. Allerdings ist es für mich klar, dass ich nur so lange im Fanionteam mitspiele, wenn ich auch eine Hilfe bin.

Wie lange spielen Sie eigentlich schon in der ersten Sumiswalder Mannschaft?
Daran erinnere ich mich genau. Ich war 16 Jahre alt und durfte im Sommer 2000 erstmals mitspielen. Es sind also 22 Jahre.

Was tun Sie, um fitnesstechnisch mit den über 20 Jahre jüngeren Teamkollegen mithalten zu können?
Ich trainiere ausserhalb der Fussballlektionen. Ich gehe viel Joggen, mache Fitnesstrainings. Ich bin auch oft auf dem Rennrad oder dem Bike anzutreffen. Mein grosses Glück ist es, dass ich nach wie vor nur sehr wenig Zeit brauche, um mich zu regenerieren. Dies macht es natürlich einfacher, wenn harte Trainings und Spiele kurz aufeinander folgen.

Ihr Team liegt an der Tabellenspitze der Gruppe 5 der 4. Liga. Schafft der SVS die ersehnte Rückkehr in die 3. Liga?
Wenn wir es so durchziehen, wie bis jetzt, sollte es gut kommen. Ja, ich glaube an den Aufstieg.

Für einen Verein wie den SV Sumiswald ist es ebenso eine Pflicht, eine Mannschaft mindestens in der 3. Liga stellen zu können, wie für den SC Huttwil. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen der in der gleichen Gruppe mitspielende lokale Rivale im Aufstiegsrennen ein Bein stellt?
Es ist an der Tabellenspitze eine enge Geschichte. Ich hoffe aber sehr, dass wir es packen. Unser grosser Vorteil im Gegensatz zum SC Huttwil ist es sicher, dass wir es aus eigener Hand schaffen können.
 
Was macht das aktuelle Sumiswalder Fanionteam so stark?
Ganz klar der Teamzusammenhalt und die gute Durchmischung von mehreren Generationen. Einen grossen Anteil am Erfolg hat der neue Trainer Erwin Aeschlimann. Mit seinen legendären Motivationskünsten und Trainingsmethoden hat er für einen grossen Ruck gesorgt. Eine Umfrage bei den Spielern über seine Arbeit ergab zwei A4-Seiten mit positiven Punkten.

Wie schlimm wäre es für den Verein, wenn die erste Mannschaft Ende Saison in der 4. Liga bleiben muss?
Ein Weltuntergang wäre dies natürlich nicht. Aber das Team hat sich in kurzer Zeit so stark entwickelt, dass es schade wäre, den Aufstieg nicht zu schaffen. Ich finde, dass die aktuelle SVS-Equipe in die 3. Liga gehört.

Sie waren schon bei vielen wichtigen SVS-Partien mit dabei. Was war Ihr persönliches Highlight?
Natürlich immer die Aufstiege. Davon habe ich einige miterlebt. Das effektive Highlight sind dann allerdings immer erst die Aufstiegsfeiern ...

Wie sind Sie zum Fussball gestossen?
Mein Vater, Fritz Gasser, spielte schon in der ersten Sumiswalder Mannschaft. Heute ist er als Assistenztrainer von Erwin Aeschlimann in der ersten Mannschaft tätig. Durch ihn war ich natürlich nahe am Fussball dran. So richtig Feuer fing ich 1990, als ich in den Ferien ein Trikot von Ruud Gullit geschenkt erhielt. Daheim habe ich oft mit meinem Zwillingsbruder Thomas gekickt. Wir haben dann viele Jahre in den gleichen Teams gespielt. Heute ist er Trainer der zweiten Sumiswalder Mannschaft.

Seit dem Einstieg bei den Junioren haben Sie ununterbrochen für den SV Sumiswald Fussball gespielt. Warum kam es nie zu einem Wechsel?
Ich hatte innerhalb der Liga einige Anfragen. Ich hatte aber nie das Gefühl, einen Wechsel vollziehen zu müssen. Für mich war der SV Sumiswald immer die klare Nummer 1.

Seit 32 Jahren spielen Sie für den SV Sumiswald Fussball. Welche Person hat Sie in dieser Zeit am meisten geprägt?
Von Trainer Hermann Ryser konnte ich enorm viel profitieren. Und – obwohl «Winu» erst seit wenigen Monaten im Amt ist – auch der aktuelle Trainer hat mir bereits enorm viel Wertvolles mit auf den Weg gegeben.
 
Seit Sommer 2021 bekleiden Sie im Vereinsvorstand das Amt des Sportlichen Leiters. Wie kam es dazu?
Seit vier Jahren war ich im Vorstand als Juniorenobmann vertreten. Der abtretende Sportchef Stefan Sommer hat mich dann angefragt, ob ich nicht seine Nachfolge antreten möchte. Ich habe nicht sofort zugesagt, weil ich den Vorstand erst anfragen wollte, ob es kein Problem darstelle, wenn ich als Fanionteam-Spieler dieses Amt ausübe. Die Verantwortlichen sahen überhaupt kein Problem und sprachen mir das Vertrauen aus. Dann habe ich zugesagt. Und bis jetzt war meine Doppelfunktion wirklich kein Problem.
 
Wo liegen die Hauptschwierigkeiten bei der Tätigkeit als Sportlicher Leiter?
Ganz schwierig stelle ich mir im Regionalfussball vor, einen neuen, geeigneten Trainer sowie zum Team passende neue Spieler zu finden. Beide Probleme sind zum Glück weit weg: Unser Trainer ist super und bleibt bestimmt ganz lange und die Grösse und die Klasse des Spielerkaders bei Sumiswald ist top.

Wie steht es um den SVS aus der Sicht des Sportlichen Leiters? Wie interessant ist der SVS für Fussballer – und wie steht es um den Nachwuchs?
Es steht aktuell wirklich sehr gut um uns. Im Fanionteam läuft es hervorragend. Das zweite Team verfügt ebenfalls über ein grosses Kader und liegt an der Tabellenspitze. Bei den C-Junioren gibt es viele potenzielle Spieler, welche es später in die erste Mannschaft schaffen können. Und ganz unten, bei den F-Junioren, spielen derzeit über 20 Spieler mit. Viel zur Attraktivität steuert natürlich unsere Anlage bei. Es macht Spass, auf der Weiersmatt Fussball zu spielen.

Was wünschen Sie sich für den SV Sumiswald?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich hier antworten darf, dass es doch so bleiben möge, wie es aktuell ist.

Kurz nachgefragt:
Bester Fussballspieler ever: Cristiano Ronaldo.

Bester SVS-Fussballer ever: Da nenne ich ein paar Namen: Alain Geering, Roger Geering, Martin Siegenthaler.

Gerade so gut wie Fussball: Zeit mit der Familie.

Rückennummer: Ich hatte früher per Zufall die Nummer 21 erhalten. Dann trat Daniel
Blaser zurück und ich konnte seine Nummer 5 übernehmen.

Schweizer Meister 2022: FC Zürich.

WM in Katar: Kein Kommentar.

Weltmeister 2022: Frankreich.

Verletzungen: Ich hatte zum Glück nie etwas Gravierendes. Von den schlimmen Fussballerverletzungen bin ich verschont geblieben.

Netflix: Hatte ich. Damals hiessen meine Lieblingsserien «Breaking Bad» und «Prison Break». Heute habe ich Netflix nicht mehr, weil ich die Notwendigkeit nicht mehr sah.

Gesellschaftsspiele: Brändi Dog.

Süssigkeiten: Schokolade, am liebsten Kägi fret.

Jahreszeit: Sommer, weil ich die Wärme mag.

Feriendestination: Tessin. Und zwar auf dem Campingplatz Lido Mappo in Tenero.

Polizist in Huttwil: Ein spannender Job, der zum Glück mehr schöne als schlimme Einsätze brachte. Mitunter aus familiären Gründen werde ich im Sommer allerdings den Job wechseln. Ich werde auf der Gemeindeverwaltung Sumiswald Sachbearbeiter.

Krieg in der Ukraine: Einfach eine furchtbare Sache.

 

Steckbrief Andreas Gasser
Rufname: Ändu, Gasser
Wohnort: Sumiswald
Geboren: 22. Februar 1984
Grösse: 179 cm
Gewicht: 75 kg
Sternz.: Fisch
Familie: Frau Mirjam, Tochter Lena (2 Monate)
Beruf: Polizist
Hobbies: Familie, Fussball, Biken, Rennvelo, Sport allgemein
Farbe: Blau
Kleidung: sportlich, Uniform
Essen: alles
Getränk: Wasser, Bier
Musik: alles
Lektüre: Sportartikel
TV: Sport, sonst selten

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Andreas Gasser,
Fussballspieler beim SV Sumiswald