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  • Für Madiswil geht eine intensive Zeit zu Ende: Unter der Regie von Renato Cavoli fand am letzten Samstag die letzte Aufführung des Linksmähders 2020 statt. · Bild: Jörg Wittwer

11.03.2020
Oberaargau

Der Vorhang ist gefallen

Für viele Madiswilerinnen und Madiswiler geht eine intensive Zeit zu Ende: Am Samstag zeigten die 36 Schauspielerinnen und Schauspieler unter der Regie von Renato Cavoli die letzte Aufführung des Linksmähders. Das Theaterstück um die Linksmähdersage dürfte spätestens in zehn Jahren wieder aufgeführt werden.

Madiswil · Heinrich Küenzi, einst Dorflehrer, vermachte 1946 Madiswil ein besonders Vermächtnis: Er schrieb zur Sage des Linksmähders ein Theaterstück in fünf Akten und setzte so eine Tradition fort, welche bereits 1882 ihren Anfang genommen hatte (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
Küenzi schloss mit der Einwohnergemeinde einen Vertrag ab: Die Rechte für das Theater dürfe sie nur für sich beanspruchen, wenn dieses mindestens alle zehn Jahre aufgeführt werde. Im Winter 2020 wurde der «Linksmähder von Madiswil» nun zum neunten Mal erfolgreich aufgeführt.

Zum vierten Mal im Publikum
Der Linksmähder spielt im 17. Jahrhundert, als nach dem 30-jährigen Krieg Aufstände gegen die Obrigkeit beginnen. Der Knecht Ueli wird vom Landvogt Willading bestraft, als dieser ihn verurteilt, mit links ein Kreuz in die Grossmatte von Madiswil zu mähen. Obschon Ueli, angetrieben von der Liebe zu seinem Vreneli, das Kreuz mähen kann, stirbt er noch auf dem Feld an alten Verletzungen. «Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben die Sage in den 22 Vorstellungen auf einem hohen Niveau gespielt», bilanziert die OK-Präsidentin Christine Brügger. Nicht weniger als 6000 Leute seien an den Aufführungen zugegen gewesen. Dabei sei das Publikum sehr durchmischt gewesen. Leute aus dem ganzen Oberaargau hätten den Weg in die Linkmähderhalle Madiswil auf sich genommen, darunter auch viele Politikerinnen und Politiker, CEOs und weitere bekannte Gesichter. Dass einige die Aufführung bereits zum vierten Mal sahen, macht die Madiswiler besonders stolz. Für die Spielgemeinde Madiswil geht eine intensive Zeit zu Ende. Die Linksmähderaufführungen werden jeweils gemeinsam durch den Turnverein, den Damenturnverein, den Linksmähderchor und die Musikgesellschaft organisiert und nur deren Mitglieder können sich am Theater beteiligen.

Erhalt eines Kulturgutes
Während das OK seine Arbeit bereits vor vier Jahren aufnahm, haben die Laiendarsteller seit über einem halben Jahr viele Stunden in den Proben auf der Bühne verbracht. «Unser Dorf ist mit dem Linksmähdertheater zusammengerückt», erzählt Brügger. «Dem Individualismus zumTrotz haben alle am gleichen Strick gezogen und tragen so zur Erhaltung dieses wichtigen Kulturgutes bei.» Die historischen Kleider und Requisiten werden nun eingelagert, die Halle geräumt und die Rechnung abgeschlossen. Mit dem Linksmähder 2020 geht für viele Madiswilerinnen und Madiswiler eine äusserst intensive, aber erfüllende Zeit zu Ende. Die Erinnerungen werden noch mehrere Jahre anhalten. Spätestens mit dem nächsten Linksmähdertheater, welches wohl noch vor 2030 wieder angegangen wird, wird sich der Vorhang wieder für Madiswils bekannteste Geschichte öffnen.

Von Patrik Baumann