• Mit dem Sieg am Samstag und dem 2. Rang am Sonntag an den beiden MotoE-Rennen von Mugello baute der Rohrbacher Töffpilot seine Weltcupführung auf den Brasilianer Eric Granado aus. · Bild: zvg

30.05.2022
Sport

Der Weltcup-Leader baut die Führung aus

Das Jahr 2021 verlief für den Rohrbacher Töffpiloten Dominique Aegerter ausgezeichnet. Nun «werkelt» der 31-Jährige aber eifrig an einer absoluten Traumsaison. Nach einem Sieg und einem 2. Rang an den beiden MotoE-Rennen in Italien liegt der Oberaargauer sowohl im MotoE-Weltcup wie auch in der Supersport-WM mit grossem Vorsprung an der Spitze.

Motorsport · Auch auf dem 5,2 km langen Rundkurs von Mugello war die Nummer 77 für die Musik verantwortlich. Nach Bestzeiten in beiden Trainings sowie im Qualifying zeigte Dominique Aegerter im Samstagsrennen eine absolute Spitzenleistung. Im nur über fünf Runden und 26,2 km führenden Rennen lieferte er sich mit seinen härtesten Widersachern packende Positionskämpfe.

Das sensationelle Manöver
Die letzte Runde nahm Aegerter lediglich an fünfter Position in Angriff. Doch genau auf der äusserst langen Start-Ziel-Geraden setzte der kampfstarke Rohrbacher mit seiner späten Bremstechnik zum Überholmanöver des Wochenendes an: Er schaffte es aus dem Windschatten heraus tatsächlich, innen an allen fünf vor ihm liegenden Fahrern vorbeizuziehen und bog als Führender aus der ersten Kurve der Schlussrunde. Und die Routine und Klasse Aegerters war es dann, welche ihm den – Supersport-WM inklusive – vierten Rennsieg in Serie einbrachte, denn die leuchtgelbe Nummer 77 riss sofort ein kleines Loch. Ein Polster, welches die Konkurrenten auf der langen Zielgeraden trotz Windschatten nicht mehr herankommen liess. Pole-Position, schnellste Runde (mit neuem Streckenrekord) und Rennsieg – Aegerter rockte einmal mehr. «Mein siegbringendes Manöver war ein bisschen verrückt, aber es hat perfekt funktioniert. Ich kann es nicht oft genug erwähnen, aber Mugello ist ein grossartiger Ort, um Rennen zu fahren. Ich freue mich, dass viele Schweizer Fans gekommen sind und auch viele italienische Zuschauer bis zum Ende des Tages an der Strecke geblieben sind, um mich und auch die anderen Fahrer anzufeuern», sagte Aegerter.

Wieder ein packendes Finish
Natürlich konnte der Schweizer auch im zweiten Rennen am Sonntag von der vordersten Startmarkierung losfahren. Das auf sechs Runden (31,4 km) angesetzte Rennen war wie am Vortag gespickt von Positionswechseln. Einmal lag die leuchtgelbe 77 ganz vorne, wenige Sekunden später ziemlich weit hinten. So wie nach dem schweren Sturz des Japaners Hikari Okubo in der zweiten Runde, weswegen Aegerter an die siebte Stelle zurückfiel. In der vierten Runde lag der Rohrbacher wiederum an siebter Stelle, nach fünf Runden «bloss» an sechster Stelle. Grund dafür: «Aegi» lieferte sich mit dem Weltcup-Dauerrivalen Eric Granado (Brasilien) ein umkämpftes Duell mit ständigem Positionswechsel. Dann zeigte der «Domi-Fighter» wieder seine ganz grosse Klasse. Mit grossem Schwung überholte er Ende der langen Geraden zu Beginn der Schlussrunde drei Piloten. In der allerletzten Kurve schnappte sich Aegerter dann den an dritter Stelle fahrenden Spanier Marc Alcoba. Und mit grossem Speed und Windschatten-Unterstützung preschte er auf der Zielgeraden auch noch haarscharf am Spanier Miquel Pons vorbei und holte sich nach dem Sieg am Vortag hinter dem Italiener Matteo Ferrari den 2. Rang im Sonntagsrennen. «Mir war klar, dass ich spätestens in der vorletzten Runde wieder aufschliessen musste, wenn ich auf dem Podium landen wollte. Am Ende ging der Plan auf, obwohl ich natürlich gerne ein zweites Mal gewonnen hätte», bilanzierte Aegerter. Der Rohrbacher liegt nun – analog der Supersport-WM – auch im MotoE-Weltcup weit voraus. Zur Halbzeit – also nach sechs von zwölf Weltcuprennen – hat Aegerter 29 Punkte (und damit mehr als ein Rennsieg) Vorsprung auf den Brasilianer Eric Granado, der im Gegensatz zu Aegerter (45 Punkte) mit 24 Punkten ein ziemlich enttäuschendes Italien-Wochenende einstrich. Der Champion mit dem Schweizer Kreuz blickte bereits voraus: «Ich habe ein freies Wochenende bis zu meinen nächsten beiden Rennen. Darauf freue ich mich, denn die letzten Wochen waren sehr erfolgreich, aber auch stressig.»

Resultate: 1. Rennen Samstag (16 Klassierte): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 10:10,913; 2. Matteo Ferrari, Italien, 0,033 zurück; 3. Eric Granado, Brasilien, 0,245. – 2. Rennen Sonntag (15): 1. Matteo Ferrari, Italien, 12:04,368; 2. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 0,529; 3. Miquel Pons, Spanien, 0,566. – Weltcup (6/12): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 123 Punkte; 2. Eric Granado, Brasilien, 94; 3. Matteo Ferrari, Italien, 93; 4. Mattia Casadei, Italien, 74; 5. Miquel Pons, Spanien, 69.

Von Stefan Leuenberger