• Der auffällige Turmhubel in Gutenburg. · Bilder: pb

  • Spuren der Geschichte auf dem Turmhubel in Gutenburg.

  • Nachbauten von Turmhügelburgen in Freilichtmuseen.

  • Illustration, wie es ausgesehen haben könnte in Madiswil.

26.05.2021
Oberaargau

Die fünf Burghügel von Madiswil

Wenn es um Besonderheiten der Gemeinde Madiswil geht, ist nur ganz selten von den Burghügeln auf ihrem Gebiet die Rede. Dies ist verständlich, weil ausser besonderen Geländeformationen heute nichts mehr daran erinnert. Spuren der Verteidigung aus früherer Zeit so nahe beieinander zu finden, ist aber doch sehr bemerkenswert, mindestens in unserer eher friedlichen Gegend.

Madiswil · Am auffälligsten ist der Turmhubel in Gutenburg. Die Namen deuten beide auf eine festgebaute Burg hin, und es soll bis im 19. Jahrhundert dort auch ein Turm gestanden haben. Damals interessierte man sich durchaus für die Zeugen der Geschichte; der Turm schien aber wohl zu wenig bedeutsam, um ihn zu erhalten. Die Steine wurden für Neubauten verwendet.
Leicht übersehen kann man aber die Ringwälle und Erdwerke, wie sie auf der Landeskarte im Massstab 1:25 000 genannt werden. Zwei davon befinden sich in der Nähe des Bürgisweiers und zwei am Hunzen, der bewaldeten Erhebung südlich des Dorfs.
Da die beiden Burghügel beim Bürgisweier an der Strasse von Madiswil nach Melchnau liegen, könnte es ihre Aufgabe gewesen sein, den dortigen Passübergang zu bewachen. Ein weiterer Burghügel erhebt sich oberhalb dem Kaser (Wyssbach), und schliesslich ein vierter, der grösste von allen, befindet sich am Weg von Kleindietwil zum Hunzen.

Graben, Zaun und Beobachtungsturm
Hier kann man sich ebenfalls vorstellen, dass es um die Bewachung einer Wegverbindung ging. Wir sind uns gewohnt, dass wichtige Verkehrswege in den Tälern verlaufen. In früherer Zeit war es oft anders, die Täler waren oft unwegsam, sumpfig und immer wieder überschwemmt, Strassen baute man deshalb auf Höhenzügen. Es braucht ein gewisses Vorstellungsvermögen, um sich ein Bild früherer Zustände zu machen. Bei keinem der vier genannten Burghügel sind Reste von Mauern vorhanden. Was wir heute noch sehen, ist die Gestaltung des Geländes: Ein geebneter Platz, steile Böschungen, vielleicht noch ein Graben drumherum, auf einer Seite ein Zugang, abgetrennt von einem Graben, über den man eine Brücke legen konnte.
Der Platz zuoberst war geschützt durch einen soliden umlaufenden Zaun, der die Besatzung vor Pfeilen und anderen Wurfgeschossen schützte und in dessen Schutz die Angreifer beschossen werden konnten.
Dazu kam wohl eine Schutzhütte, bei grösseren Anlagen vielleicht auch ein Turm, um ein grösseres Beobachtungsfeld zu haben und sich auch besser verteidigen zu können.

Sechs Schutzorte in Madiswil
Der Burghügel oberhalb Kleindietwil wird auf dem Wegweiser als Refugium bezeichnet. Das entspricht der Vorstellung, dass hier die Bevölkerung eines Dorfes in kriegerischen Zeiten Schutz finden konnte. Betrachtet man aber die Grösse aller vier Hügel, so dürfte klar sein, dass sich auf ihnen vor allem eine gewisse Zahl wehrhafter Männer aufhalten konnten.
Da war in Madiswil der Kirchhügel mit der hohen Mauer ganz bestimmt eher als Fluchtort geeignet. Vergleicht man die Madiswiler Kirche mit denjenigen der Nachbardörfer Lotzwil und Rohrbach, so ist dies offensichtlich. Somit gibt es auf Madiswiler Gemeindegebiet nicht nur fünf, sondern sechs Orte, welche dem Schutz der Bevölkerung auf unterschiedliche Weise dienten.

Von Klaus Gräub/linksmaehder.ch