• Gastgeber mit Begeisterung. Alice und Hansueli Friedli wollen, dass ihre Gäste beim 1. August-Brunch in Affoltern gut und genug zu Essen bekommen. · Bild: Marion Heiniger

27.07.2020
Emmental

«Die Gäste sollen sich sicher und wohl fühlen»

Immer weniger Bauernhöfe bieten einen 1. August-Brunch an. Der Aufwand sei enorm gross, der Verdienst dabei aber klein, argumentieren viele Bauern. Die Nachfrage hingegen ist ungebrochen hoch. Die Familie Friedli in Affoltern lässt sich von diesem Trend nicht beirren und führt auch dieses Jahr den beliebten Brunch durch, trotz aufwendiger Corona-Auflagen.

Affoltern · Alice und Hansueli Friedli können die Bauernfamilien gut verstehen, welche am 1. August keinen Brunch mehr anbieten wollen. «Wer die Infrastruktur nicht ohnehin schon zur Verfügung hat, muss jedes Mal mit hohen Kosten rechnen. Wir sind hingegen in der komfortablen Lage, gut eingerichtet zu sein», erzählt das innovative Ehepaar. Bereits zum fünften Mal wird auf Friedlis «Buurehof» in Affoltern am Nationalfeiertag ein Brunch durchgeführt. Jahr für Jahr haben sie die dafür erforderlichen Einrichtungen erweitert. Neben dem beliebten Brunch veranstalten sie zudem jährlich im Herbst eine «Sichlete» und bieten ihre Räumlichkeiten ganzjährig für Gesellschaftsevents an.

35 Kilo Kartoffeln verarbeitet
Inzwischen verfügen sie über eine gut funktionierende Infrastruktur. Aber trotzdem ist der Aufwand vor, während und auch nach dem Brunch nicht zu unterschätzen. «Ich fange jeweils eine Woche vor dem 1. August an, die Speisen vorzubereiten», erzählt Alice Friedli. Dabei verarbeitet sie zwischen 30 und 35 Kilogramm Kartoffeln und bereitet eine beachtliche Anzahl Fleisch- und Käseplatten vor.
«Dieses Jahr können wir aufgrund der letztjährigen schlechten Apfelernte leider keinen eigenen Apfelsaft anbieten, deshalb werde ich Tee mit Kräutern aus dem Garten machen», sagt die 51-jährige Bäuerin und bürdet sich damit noch mehr Arbeit auf. Doch das macht ihr nichts aus, denn als gelernte Gastronomiefachfrau ist sie auch eine leidenschaftliche Gastgeberin. Für ihre Gäste scheint ihr kein Aufwand zu gross zu sein.

Viele Produkte vom eigenen Hof
Besonders wichtig ist der Familie Friedli dabei die Qualität ihres Angebotes. Sie verwenden fast ausschliesslich Lebensmittel aus eigener Produktion. Das Fleisch kommt von den eigenen Tieren, welche unter strengsten Tierschutzauflagen in Freilaufställen gehalten werden. Die Eier kommen von glücklichen Hühnern, die Kartoffeln vom eigenen Feld und die Früchte für das Birchermüsli vom Garten. «Nur den Käse beziehen wir von einer befreundeten Alp», erklärt Alice Friedli.

Schöpfstation statt Selbstbedienung
In diesem Jahr ist der Aufwand für den 1. August-Brunch noch um einiges grös­ser. «Wir mussten ‹Coronatauglich› planen», erzählen Alice und  Hansueli Friedli. Anstatt die Gäste wie bisher nur im Wagenschopf zu bewirten, stellen sie heuer ein zusätzliches Zelt auf. Damit können die bereits 100 angemeldeten Gäste des inzwischen ausgebuchten Anlasses optimal auf zwei Lokalitäten aufgeteilt und der erforderliche Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden.
Bereits bei der Anmeldung wurden die Personalien aufgenommen und eine Sitzordnung erstellt. «Ich werde unsere Gäste in Empfang nehmen und sie an ihre reservierten Tische führen», gibt der 50-jährige Hansueli Friedli zu verstehen, der jeweils bei den Anlässen auf dem Friedlihof für die Organisation zuständig ist.
Um den Gästen grösstmögliche Sicherheit vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu bieten, hat sich die Familie dieses Mal für eine Schöpfstation anstelle des Selbstbedienungsbuffets entschieden. Dazu wird ein Pavillon zwischen Zelt und Schopf aufgestellt, sodass an zwei Seiten Essen ausgegeben werden kann. «Wir möchten dieses Jahr das Essen selbst schöpfen, damit die Gäste nicht alle das gleiche Besteck in die Hand nehmen müssen», erklären die beiden. Zudem werden am Boden Markierungen im Abstand von 1,5 Metern angebracht und die Wege vom und zum Buffet mit Pfeilen signalisiert.
Rund zehn Helfer werden an diesem Tag für das Wohl der Gäste sorgen. «Wir tragen Masken und waschen uns regelmässig die Hände», versichert Alice Friedli. Ebenfalls grösser wird der Aufwand für die WC-Anlagen sein, welche in diesem Jahr gründlicher und auch öfters gereinigt werden müssen. Mit all dem zusätzlichen Aufwand, der bereits bis ins kleinste Detail geplant wurde, hoffen Alice und Hansueli Friedli, ihren Gästen am Nationalfeiertag ein Stück Normalität bieten zu können. «Uns ist es wichtig, dass unsere Gäste sich willkommen, sicher und wohl fühlen und gut und genug zu essen bekommen», sind sich die beiden einig. Wenn nun auch das Wetter noch mitspielt, wird auf Friedlis «Buurehof» einem gemütlichen 1. August-Brunch nichts mehr im Wege stehen.

In Thunstetten hat es noch Platz
Während der Friedlihof bereits ausgebucht ist, haben in unserer Region Anita und Hanspeter Schwarz, Brotheiteri 186, in Thunstetten noch Plätze frei. Infos und Anmeldung unter brotheiteri-forst2@bluewin.ch, Telefon: 062 966 12 78 oder 079 313 78 62.

Von Marion Heiniger