• Ismael Pieren freut sich, am 6. Dezember den ersten Teil des Adventsfensters enthüllen zu können. · Bild: Marion Heiniger

04.12.2020
Huttwil

Die Geschichte hinter den Menschen im Fokus

Seit August ist Ismael Pieren als Sozialdiakon für die reformierte Kirchgemeinde in Huttwil tätig und kümmert sich um Kinder, Jugendliche und die ältere Generation. Zudem liess er sich kürzlich zum Armeeseelsorger ausbilden. Ideen hat er bereits einige, die er in der Gemeinde umsetzen möchte. Eine davon ist das Adventsfenster am 6. Dezember. Es erzählt die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht eines kleinen Engels.

«Es ist eine tolle Kirchgemeinde und ich fühle mich sehr willkommen», antwortet Ismael Pieren auf die Frage, wie er vor vier Monaten gestartet habe. Seit August arbeitet der 28-jährige Familienvater als Sozialdiakon bei der reformierten Kirchgemeinde Huttwil und führt seitdem die wertvolle Kinder-, Jugend- und Altersarbeit von seinem Vorgänger Thomas Hadorn weiter, der nach seinem Studium zum Sozialdiakon eine Stelle in der Kirchgemeinde Steffisburg angenommen hat. Die Aufgabe eines Sozialdiakons ist vielseitig und kommt dem offenen jungen Mann sehr entgegen. «Der Reiz an der Arbeit ist das ständige Kennenlernen neuer Menschen und das Planen und Aufbauen von neuen Projekten», erklärt Pieren. Doch dies allein war nicht ausschlaggebend, dass der eigentlich gelernte Schreiner und Zimmermann sich für diesen Ausbildungsweg entschieden hat.
«Mein Beruf hat mich nie vollends befriedigt», bedauert er. Schnell wurde ihm klar, dass seine Stärken im sozialen Bereich liegen, er gerne auf Menschen zugeht und an ihren Geschichten interessiert ist. «Ich habe mit der Zeit jede Lebensgeschichte meiner Arbeitskollegen gekannt», erzählt Ismael Pieren schmunzelnd. Bereits als Jugendlicher hat er in seiner Heimatgemeinde Steffisburg bei der Jungschar mitgeholfen, war in der Kirche aktiv und der christliche Glauben wurde mit etwa 16 Jahren ein grosser Inhalt seines Lebens. Dies war auch die Hauptmotivation zu Ausbildung zum Sozialdiakon. «Mir wurde bewusst, dass ich eigentlich sehr wenig über den christlichen Glauben wusste», sagt Ismael Pieren offen.

Breitgefächerte Ausbildung
Die Ausbildung war deshalb eine sehr interessante Kombination von Sozialem und Biblischem», erzählt er. Die Ausbildung zum Sozialdiakon, welche Ismael Pieren an der TDS Höhere Fachschule in Aarau absolvierte, ist breit gefächert. Sie reicht von der Religionslehre über Psychologie, Pädagogik, Theologie und Sozialer Arbeit. In Huttwil ist Ismael Pieren für die Kinder-, Jugend- und Altersarbeit zuständig. Der Schwerpunkt bei der Jugendarbeit ist die Jungschar Huttwil, die ein attraktives und aktives Programm für Kinder ab fünf Jahren bis zur sechsten Klasse anbietet. Hier arbeitet Ismael Pieren mit einem jungen und motivierten fünfköpfigen Team zusammen. Neben der erfüllenden Arbeit als Sozialdiakon hat sich Ismael Pieren kürzlich zum Armeeseelsorger ausbilden lassen. Ab Januar 2021 begleitet er Rekruten während der Rekrutenschule in Jassbach und wird für sie ein offenes Ohr für die kleinen und die grossen Sorgen haben.

Mobiler Spielplatz
Sein erstes grosses Projekt, das Ismael Pieren nächstes Jahr nach den Frühlingsferien in der Gemeinde Huttwil starten möchte, ist die Quartiersarbeit. Ein mobiler Spielplatz, eine Partybank-Garnitur und motivierte Kinder. Mehr braucht er dazu nicht. In Zusammenarbeit mit der Ludothek Bumerang möchte er mit einem Anhänger voller Spielgeräte jede Woche in ein anderes Quartier fahren und dort die Kinder zum gemeinsamen Spielen motivieren. Die Partybank-Garnitur sei gedacht für die Mütter, Väter, Grosseltern oder alle die, welche gerne eine gesellige Zeit mit anderen Menschen verbringen möchten. Bei Tee oder Kaffee kann man sich unterhalten und den Kindern beim Spielen zusehen. «Ich möchte damit einen Begegnungsort schaffen und freue mich, die Menschen in den Quartieren kennenzulernen und zu erfahren, was ihre Wünsche und Bedürfnisse sind», sagt Ismael Pieren.

Corona-Hilfe
Wichtig ist dem Vater zweier Töchter im Alter von zweieinhalb und fünf Jahren aber nicht nur die Kinder- und Jugendarbeit, sondern auch die Arbeit mit der älteren Generation. Doch hier sind Ismael Pieren momentan Grenzen gesetzt. Dass wegen dem Coronavirus der Kontakt zu den Senioren nicht im gewohnten Rahmen möglich ist, bedauert er sehr. Deshalb hat er das Projekt «Huttu hilft», welches sein Vorgänger Thomas Hadorn während der ersten Pandemie-Welle lanciert hatte, wieder reaktiviert und hofft damit einen Beitrag an das Gemeinwohl leisten zu können. Dank einer Whats­App-Chat-Gruppe kann Ismael Pieren auf ein Team von Freiwilligen zurückgreifen. Das Angebot reicht von Unterstützung im Haushalt über Einkäufe erledigen und vor die Haustüre stellen sowie Fahrdienste zum Arzt. Einsame Menschen finden bei den freiwilligen Helfern auch gute Gesprächspartner. Das Angebot richtet sich an diejenigen Personen, welche sich in Isolation oder Quarantäne befinden, zur Risikogruppe gehören, oder sonstige Hilfe benötigen.

Adventsfenster zum «Inelose»
Aktiv am Städtli-Geschehen teilzunehmen gehört ebenfalls zu Ismael Pierens grossen Anliegen. Ein Adventsfenster zu gestalten, eignet sich dafür besonders gut. Doch es sollte nicht einfach ein liebevoll geschmücktes Fenster werden: «Es ist ein Adventsfenster zum Inelose», erklärt Ismael Pieren. Im Schaufenster des Spielwarenladens «BB Spiel und Freizeit» an der Bahnhofstrasse 1 befinden sich vier momentan noch in Geschenkpapier eingewickelte Holzkisten. Darin verstecken sich Schwarzenberger Krippenfiguren, welche die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht des kleinen Engels Korach erzählen. Korach hätte so gerne den anderen Engeln bei den Vorbereitungen zur Geburt des Christuskindes mitgeholfen. Diese jedoch meinten, er sei dazu noch zu klein. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als das Geschehen von Weitem zu beobachten. Dabei bemerkte er, dass bei all der Aufregung die Kinder wie auch die älteren Menschen vergessen gingen. So begibt sich der kleine Korach auf eine Reise und begegnet dabei einem Hirtenjungen und einer älteren Frau.
Die etwas andere Weihnachtsgeschichte wird in vier Teilen erzählt, dabei wird in regelmässigen Abständen eine weitere Kiste enthüllt, bis die Geschichte zu Ende ist. Die erste Kiste wird am 6. Dezember ausgepackt. Um die Geschichte hören zu können, wurde beim Adventsfenster ein QR-Code angebracht, den man mit dem Handy einscannen kann. Damit gelangt man auf eine YouTube-Seite. Das Hörspiel zu den dazugehörigen Figuren in den Holzkisten wird unter anderem von den Kindern der Jungschar Huttwil gesprochen. Aufgrund der Corona-Pandemie verzichtet die Jungschar jedoch auf die traditionellen Begegnungen bei einem Punsch. Doch mit seiner offenen Art wird Ismael Pieren in Zukunft bestimmt viele Gelegenheiten erhalten, die Städtli-Bewohnern noch näher kennenzulernen.

Gut zu wissen
Brauchen Sie Hilfe? Das Projekt «Huttu hilft» unterstützt Sie während der Corona-Zeit. Kontakt: Ismael Pieren, 079 801 50 33.

Von Marion Heiniger